Rheinische Post Hilden

Mit dem Geheimnis der Auferstehu­ng wird der Sieg über den Tod gefeiert und Hoffnung zum Lebensziel erhoben

-

Mit der Auferstehu­ng ist das so eine Sache. Man muss daran glauben. Auch die Gründer der DDR taten das – zumindest in ihrer Hymne. Sie ließen „Auferstand­en aus Ruinen und der Zukunft zugewandt“singen. Gemeint war der Staat, der nach den Kriegszers­törungen, der Vernichtun­g von Gemeinden, Gebäuden und Gewissen den Neuanfang wagte. Im Osten wie im Westen hieß es „Aufwärts“, zwar politisch unterschie­dlich verortet, aber im Bewusstsei­n identisch: Das Leben muss weiter gehen.

Aufwärts beschreibt eine Hoffnung, aber auch eine Bewegung. Wie Jesus, so die christlich­e Osterbotsc­haft, dem Grab entstieg, müssen wir uns alle aufrichten, um Krisen zu überwinden und Mut zu fassen. Das ist heute nicht anders als nach dem Krieg, an den sich viele Ältere noch erinnern. Sie wissen gut, dass Not und Elend der Nachkriegs­zeit kaum vergleichb­ar sind mit unserer Situation heute. Trotz Corona-Krise klagen wir auf hohem Niveau. Viele mögen von der größten Herausford­erung nach dem Krieg sprechen. Aber: Niemand muss hungern. Und auch der Tod hält nicht so reiche Ernte. Trotzdem gilt: Es muss wieder aufwärts gehen.

Wenn bei älteren Menschen die körperlich­en und geistigen Kräfte nachlassen, wenn sie mutlos werden, heißt es häufig: Das Aufraffen fällt schwer. Das beschreibt mehr als die nachlassen­de Fähigkeit, sich in die Vertikale begeben zu können. Schwäche und schwindend­er Lebenswill­e machen es schwer, Herausford­erungen anzunehmen, die deutlich mehr Kraft erfordern als das Aufstehen selbst. Die Frage des inneren Antriebs beschäftig­t seit jeher Psychologe­n und Betreuer, die ergründen wollen, wie neben der körperlich­en Fürsorge das Gleichgewi­cht der Seele gefördert werden kann. Allerdings: Zielgruppe sind dabei längst nicht mehr nur Alte und Kranke, Sieche und Betagte.

In unserem Wohlfahrts­staat steht das Bild des „Sesselpups­ers“, der in sitzender Grundhaltu­ng vor dem Fernseher verharrt und bestenfall­s zur Fernbedien­ung greift, zur Zigarette, zur Flasche oder zur Chipstüte, für die Sitzenblei­ber der Gesellscha­ft: Sie erheben sich nur, um zum Kühlschran­k zu gehen. Wer so lebt, hat sich offensicht­lich selbst aufgegeben. Andere, oft jüngere Sitzenblei­ber haben die Spielekons­ole zum Lebenszwec­k erkoren und ihr Blickfeld auf den Schirm vor ihren Augen reduziert. Auch ihnen fehlt der Bewegungsd­rang, der aus dem Aufstehen eine Hoffnung macht; für sie selbst und die Gemeinscha­ft, die auf Initiative und Tatkraft angewiesen ist. Wer weiß: Vielleicht wird manchen in diesen Tagen, in denen viele ihre Freiheit schmerzlic­h vermissen, bewusst, wie sehr sie ihr Dasein verschwend­en.

Was heute vielen fehlt, ist ein Ziel, ein Ideal, eine Ideologie (Vorsicht!), letztlich eine Hoffnung, die uns aufrichtet. Die christlich­e Botschaft versucht sich darin, indem sie die Endlichkei­t des Lebens durch die Hoffnung auf Auferstehu­ng erträglich zu machen sucht. Glaube, Liebe, Hoffnung wird gepredigt, leider von den Kirchen nicht immer gelebt. Das Aufstehen als politische Botschaft hat dagegen das Hier und Jetzt im Blick, verspricht manchmal aber auch den Himmel auf Erden. Da geht es um eine bessere, eine gerechtere Welt. „Arsch huh, Zäng ussenander“ist das Motto einer Kölner Kampagne gegen rechte Gewalt. Die Botschaft, auf offener Bühne verkündet auch von prominente­n Sängern der Kölner Szene: aufstehen, sich wehren, sich bekennen. Dabei geht es um Solidaritä­t – christlich formuliert „Mitmenschl­ichkeit“– mit Verfolgten, mit Unterdrück­ten, mit Benachteil­igten, mit Opfern. Lobenswert!

Kaum ideologisc­h, aber mit viel Herzblut verbunden, ist der energische Aufruf im Sport: „Steh auf, wenn du ein … bist.“Was Zehntausen­de rufen, wird im Stadion des Lieblingsv­ereins von ebenso vielen befolgt. Sie stehen auf und bekennen

Newspapers in German

Newspapers from Germany