Die Bedeutung des Lebens vor dem Tod
Ostern. Die Herausforderung, Unglaubliches als Glaubensfundament zu bekennen. Niemand war Zeuge der Auferstehung. Wo der Leichnam ist, bleibt ein Geheimnis. Engel verkünden. Frauen handeln. Theologen streiten.
Was ist das Geheimnis des Glaubens? Ein eindimensionales Leben von der Wiege bis zur Bahre lässt wenig Raum für Spirituelles. Ostern durchkreuzt die Horizontale. Statt Totenstarre aufrecht in die
Welt. Jesus lebt? Der Verstand sagt: Das kann nicht sein! Lieber verharren wir am Grab und bewachen die Toten.
Sollten wir uns den Kopf statt über das Leben nach dem Tod nicht mutiger über das Leben vor dem Tod zerbrechen? Ärzte, Pflegekräfte, Verkäuferinnen, gute Nachbarn – sie alle beweisen gerade, dass Jesu Anspruch heute noch so aktuell ist wie damals: Sei für den Anderen da! Und gib die Hoffnung
nicht auf! Ist es da von Bedeutung, ob ein Grab voll oder leer war? Mahnen uns die Gräber derer, die weltweit auf den Schlachtfeldern der Epidemien, des Hungers und der Menschenverachtung sterben, nicht viel mehr?
Gott braucht Menschen, die Verantwortung übernehmen – und Gott sei Dank gibt es sie: die Kümmerer, die Nothelfer, die Pflegenden, die Protestierenden, die Hüter, die Mutigen, die mit Vernunft
Handelnden. Damit Liebe und Gerechtigkeit auf der Welt noch eine Chance haben!
Ostern bleibt die Nagelprobe unseres Glaubens: Zumutung und Ermutigung. Für die einen Unsinn. Für andere Sinn und Grund, es jeden Tag wieder mit dem Leben aufzunehmen, trotz allem. Der „Coronavirus“wird unsere Welt verändern, aber vielleicht nicht nur zum Nachteil. Er durchkreuzt auch unsere gewohnten Sicherheiten,
die nicht selten auf dem Rücken anderer gebaut sind. Zeit, dagegen aufzustehen!
Ein Leben nach dem Tod? Wer weiß. Ein Leben gegen den Tod? Unbedingt! Ostern – Gott durchkreuzt unsere Dimensionen. Lassen Sie sich vom Leben überraschen – und bleiben Sie behütet! MARGARETE PREIS
PRÄDIKANTIN DER EVANGELISCHEN KIRCHENGEMEINDE URDENBACH