Digitaler Spaziergang durchs Schloss
Das Unternehmen Werft6 hat mit Hilfe einer 360-Grad-Kamera ein begehbares 3D-Modell des Gebäudes erstellt.
BENRATH Wie so vieles in Düsseldorf finden auch die Führungen durch das Benrather Schloss im Augenblick nicht statt. Dank moderner Technik gibt es jedoch eine Möglichkeit, am heimischen Bildschirm durch die prachtvollen Räume des barocken Schlosses zu wandeln. Möglich macht das die Firma Werft6 mit Sitz im Medienhafen. Sie erstellt digitale Grundrisse und begehbare Modelle von Gebäuden, die normalerweise beim Verkauf von Immobilien zum Einsatz kommen. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie haben Geschäftsführer Hajo Rappe und sein Team jedoch 3D-Rundgänge mehrerer Düsseldorfer Museen erstellt und präsentieren diese auf ihrer Homepage kostenlos. Schloss Benrath war das erste verfügbare Modell, inzwischen sind auf der Website unter anderem auch das Schifffahrtsmuseum und die Mahnund Gedenkstätte online.
Per Mausklick kann man am Computer durch die Räume spazieren. Die Grafik ist hochauflösend, selbst die Details der goldenen Lüster sind zu erkennen. Außerdem kann man sich beinahe frei bewegen, so dass man auch näher an das eine oder andere Bild oder Möbelstück herantreten kann, um es genauer zu untersuchen. Aus den Fenstern ergibt sich sogar eine schöne Aussicht auf den Spiegelweiher.
Außerdem kann man per Puppenhaus-Ansicht von Raum zu Raum springen. Der Mess-Modus erlaubt, Höhen und Entfernungen abzuschätzen – eine Funktion, die im Immobilienhandel wohl häufiger zur Anwendung kommt als beim digitalen Museumsrundgang. Die Stadttochter „Düsseldorf Tourismus“hat den digitalen Rundgang ebenfalls auf seiner Seite, dort können per Chat-Funktion sogar Fragen gestellt werden.
„Erstellt werden die 3D-Modelle mit Hilfe einer speziellen Kamera, die auf einem Stativ steht“, erklärt Hajo Rappe. „Das Gerät nimmt ein 360-Grad-Bild und einen Infrarot-Scan des jeweiligen Raums auf, wenn man dann verschiedene solcher Bilder in einem Computermodell zusammenfügt, kann man sich digital im Raum frei bewegen.“Die Technik kann auch zur Dokumentation genutzt werden, um beispielsweise im Falle eines Brandes die Rekonstruktion zu erleichtern. „Auch der pädagogische Einsatz ist möglich“, so Rappe. Man könne beispielsweise Schaltflächen mit Texten und Erklärungen einfügen. „Damit könnten Schüler in Zukunft digitale
Exkursionen unternehmen“, so der Werft6-Geschäftsführer.
Er hofft, mit seinem Angebot Menschen während der Pandemie ablenken zu können. Und er denkt in die Zukunft: „Ich könnte mir eine digitale Weltkarte vorstellen, auf der man von überall die großen Museen aller Kontinente besuchen kann“, so Rappe.