Rheinische Post Hilden

Die Welt im Wohnzimmer

Wer aktuell von einem Urlaub träumt, hat es schwer. Die Corona-Krise hält beim Reisen die Pause-Taste gedrückt. Keiner weiß genau, wie lange. Allen Fernweh-Geplagten bleibt nichts anderes übrig, als sich die Welt nach Hause zu holen.

- VON CHRISTIANE NEUBAUER

Natürlich kann und soll das virtuelle Reisen das reale Reisen nicht ersetzen. Aber wer es ausprobier­t, wird feststelle­n, dass sich manche Sehenswürd­igkeiten online sogar intensiver, vor allem aber bequemer erleben lassen als live. Das gilt vor allem für die virtuellen Angebote der Museen. Gemütlich auf dem Sofa sitzend, kann man die Exponate betrachten, ohne von anderen Besuchern angerempel­t zu werden. Und oft kann man sich weltberühm­te Gemälde durchs Scrollen am Bildschirm so nah heranholen, wie es in der Ausstellun­gshalle niemals möglich wäre. Videos und Podcasts, die Veranstalt­er und Fremdenver­kehrsbüros online gestellt haben, dienen dagegen eher dazu, sich Inspiratio­nen für die nächste Reisesaiso­n zu holen. Nur zu! Denn diese kommt bestimmt.

Hock di her – mit Bayern Tourismus ins Land der Lederhos’n

Bayern gehört – neben der Ostsee – zu den beliebtest­en Urlaubsreg­ionen in Deutschlan­d. Derzeit gilt es als das Bundesland mit den drastischs­ten Ausgangsbe­schränkung­en. Die Marketings­trategen von Bayern Tourismus haben innerhalb kürzester Zeit die neue Microseite „Bayern für Dahoam“produziert und laden nun ehemalige und künftige Bayern-Besucher dazu ein, einstweile­n virtuell ins bayerische Lebensgefü­hl einzutauch­en. „Hock di her“ist das Motto, unter dem in Videos und Podcasts spannende Geschichte­n aus dem Reiseland Bayern präsentier­t werden – originell und authentisc­h. Die Inhalte der Seite würden laufend ergänzt, verspreche­n die Macher. Es lohnt sich also, dranzublei­ben.

www.bayern.by/bayernfuer-dahoam

Wo die Röcke noch immer fliegen – virtuell zu Gast im Moulin Rouge

„Rien ne va plus“– nichts geht mehr, heißt es derzeit auch im beliebten Varietéthe­ater

Moulin Rouge im Pariser Stadtviert­el Montmartre. Virtuell kann man dagegen derzeit einiges erleben, dass bei einem Live-Besuch nicht möglich wäre: ein Blick hinter die Kulissen. Nur ein Mausklick ist nötig und schon kann man den Can-Can-Tänzerinne­n beim Proben zusehen und darf auch mit in die Garderobe. Wer mag, gönnt sich beim Gucken ein Glas Champagner.

www.youtube.com/watch?v= yM65tTF0uP­Y&feature= youtu.be

Kostenlose­r Ohrenschma­us – Wiener Staatsoper streamt täglich ein Stück gratis

Wenn wir nicht zur Kultur kommen, kommt die Kultur einfach zu uns. Das gilt auch für Wien, die Hauptstadt der Musik. Die Wiener Staatsoper hat sich ein besonderes Angebot ausgedacht, damit Musikfreun­de während der Corona-Krise nicht gänzlich auf Oper und Ballett verzichten müssen: Seit Mitte März zeigt sie über ihre Streaming-Plattform täglich Aufzeichnu­ngen früherer Opern- und Ballettvor­stellungen – weltweit und kostenlos. Die Streams beginnen um 19 Uhr und sind jeweils für 24 Stunden verfügbar. www.staatsoper­live.com

Nachts ins Museum – nach Feierabend per Mausklick durch die Albertina

Aber auch die Wiener Museen mit ihren beeindruck­enden Sammlungen lassen sich virtuell erleben.

Das eigens wegen der Corona-Krise erstelltes Online-Portal ermöglicht via Smartphone, Tablet oder PC Rundgänge durch eine Vielzahl von Museen und Ausstellun­gen, darunter die Kaiserlich­e Schatzkamm­er, die Kapuzinerg­ruft, das Kunsthisto­rische Museum, das Jüdische Museum und die Albertina, ein Museum, das zu den bedeutends­ten Kunstsamml­ungen der Welt zählt. Besucher der Website können – unabhängig von Öffnungsze­iten – Meisterwer­ke von Dürer und Rubens von der Couch aus studieren. Die prachtvoll­en Ausstellun­gssäle erkundet man mit Hilfe von 360-Grad-Ansichten, die dem Betrachter den Eindruck vermitteln, als stünde er selbst mitten im

Raum. Das Schloss Belvedere, das zu den populärste­n Museen in Wien zählt, lädt zudem jeden Tag um 15 Uhr auf Facebook zu einer virtuellen Live-Führung durchs Museum ein. Kinder dürften vor allem Freude an einem virtuellen Angebot haben, dass das Haus des Meeres offeriert. Webcams gewähren Live-Einblicke in die Haifischbe­cken des Museums sowie in den gläsernen Atlantiktu­nnel, in dem bunte Riffbewohn­er und Meeresschi­ldkröten ihre Bahnen ziehen.

www.wien.info/de/sightseein­g/sehenswuer­digkeiten/ wien-virtuell-bewundern

Raffaels Schaffen weltweit digital erleben

Er war einer der bekanntest­en Maler und Architekte­n

Italiens und Namensgebe­r eines ganzen Kunststils – Raffaello Sanzio da Urbino, kurz Raffael. Anlässlich seines 500. Todestages am 6. April 2020 widmet die Buchungspl­attform Musement dem bedeutends­ten Künstler der italienisc­hen Hochrenais­sance eine eigene, virtuelle Ausstellun­g. Im digitalen Museum können Besucher ab sofort und ohne Angst vor Ansteckung über 100 seiner Werke betrachten, darunter auch das berühmte Selbstport­rät von 1506, das im Original in den Uffizien in Florenz hängt. Besucher haben die Möglichkei­t, sich durch zahlreiche Kunstwerke zu klicken oder diese nach Galerie, Museum oder Land zu filtern. Neben dem Titel des Gemäldes erfahren Interessie­rte zudem, wann es fertiggest­ellt wurde, wo das Original ausgestell­t ist und wie das Bild größentech­nisch im Vergleich zu seinen anderen Werken einzuordne­n ist.

www.musement.com/de/ raffael-virtuelles-museum

Sonne, Strand und Palmen – multimedia­l in die Karibik

Nach so viel Kultur haben Sie sich nun aber eine Auszeit in der Karibik verdient. Wie wäre es mit der Dominikani­schen Republik? Diese Destinatio­n bietet sich an, weil sie aktuell drei Videos ins Netz gestellt hat, die allesamt beim Videowettb­ewerb „The Golden City Gate“ausgezeich­net wurden. Es ist der größte Film-Print und Multimedia Wettbewerb der Tourismusb­ranche. Insgesamt wurden im diesjährig­en Wettbewerb 127 Filme aus 28 Ländern eingereich­t. Der Film „Dominican Republic, Has it all“landete auf dem ersten Platz. Zusätzlich gab es zwei Silbermeda­illen in den Kategorien „Eco Tourism Internatio­nal“sowie „TV/Cinema Commercial­s Internatio­nal“. Sie sind per Download verfügbar unter:

https://we.tl/t-qitHQ5M87V https://we.tl/t-RN0qTDUuFp https://we.tl/t-yfafPKtk7t

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FOTO: CHRISTIANE NEUBAUER Momentan müssen Reisende sich die Welt per Tablet, PC oder Fernsehen nach Hause holen.

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