Rheinische Post Hilden

Das fragen sich Schüler und Eltern

Die Schulen sollen ab dem 4. Mai wieder schrittwei­se öffnen. Doch noch sind viele Fragen nicht geklärt. Sind die Schulen darauf überhaupt vorbereite­t? Und was passiert, wenn sich ein Lehrer infiziert?

- VON M. BEERMANN, M. KESS UND C. SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Die Bundesregi­erung und die Ministerpr­äsidenten der Länder haben sich am Mittwoch auf eine allmählich­e Wiederaufn­ahme des Schulbetri­ebs ab dem 4. Mai verständig­t. Schon im Laufe der kommenden Woche sollen die Schulen laut NRW-Schulminis­terium für Schüler öffnen, die demnächst Abschlussp­rüfungen ablegen. Das gilt Angaben von NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) zufolge sowohl für angehende Abiturient­en als auch für Schüler, die vor dem mittleren Schulabsch­luss stehen. Die Prüfungen beginnen wie geplant ab dem 12. Mai. Ab dem 4. Mai sollen schrittwei­se zunächst die obersten Grundschul­klassen und die Klassen, die im kommenden Jahr Prüfungen ablegen, in die Schulen zurückkehr­en.

Darf mein Kind aus Angst vor einer möglichen Infektion dem Unterricht weiter fernbleibe­n?

Nein. Sofern eine Schule nicht von den zuständige­n Gesundheit­sbehörden geschlosse­n wurde, besteht Schulpflic­ht nach Paragraf 43 Absatz 1 Schulgeset­z. Sollten Schüler einer Risikogrup­pe angehören, können sie vom Unterricht­sbesuch freigestel­lt werden. Das Schulminis­terium hatte die Schulleitu­ngen bereits in der Frühphase der Corona-Pandemie darauf hingewiese­n, dass Eltern die Entscheidu­ng über die Teilnahme am Unterricht zur Vermeidung einer Infektion nicht ohne Rücksprach­e mit einem Arzt treffen sollten.

Welche Lehrer müssen unterricht­en, welche nicht?

Die Lehrerverb­ände und -gewerkscha­ften drängen darauf, dass dies vom Schulminis­terium geregelt wird. Sie fordern, dass Lehrer, die zu einer Risikogrup­pe gehören, keiner Präsenzpfl­icht in der Schule unterliege­n dürfen. Allerdings sind diese nicht eindeutig definiert. Das Robert-Koch-Institut etwa sieht das Risiko einer schweren Erkrankung schon ab einem Alter von 50 Jahren steigen. Besonders gefährdet sind demnach ferner Personen mit Vorerkrank­ungen, Schwangere dagegen ausdrückli­ch nicht.

Was passiert, wenn sich ein Schüler oder Lehrer infizieren sollte?

Diese Frage ist bislang nicht geklärt.

Auch der Hauptgesch­äftsführer des Städte- und Gemeindebu­ndes NRW, Bernd Jürgen Schneider, will das gerne von der Landeregie­rung beantworte­t wissen: „Wird lediglich die betroffene Person in Quarantäne geschickt, oder müssen auch die Kontaktper­sonen in der Schule zu

Hause bleiben?“Die Bezirksreg­ierung Düsseldorf als Aufsichtsb­ehörde für die Schulen beantworte­te diese Frage auf Nachfrage unserer Redaktion am Mittwoch nicht, sondern verwies auf das Schulminis­terium. Für Schneider wäre eine Schließung der Schule im Fall eines Infizierte­n nicht zumutbar. Es sei völlig inakzeptab­el, wenn solche Fragen erst in jedem Einzelfall von Schule oder Schulträge­r beantworte­t werden müssten: „Das Land steht hier in der Pflicht, eine generelle Handhabung vorzulegen.“

Wie könnten Abstandsre­geln im Schulallta­g aussehen?

Dazu soll Laschet zufolge die Kultusmini­sterkonfer­enz bis Ende April ein Konzept erarbeiten. Denkbar sind aber etwa kleinere Klassen, damit sich nicht so viele Schüler gleichzeit­ig in einem Raum aufhalten. Tische könnten auseinande­r gestellt werden, um einen Mindestabs­tand zum Sitznachba­rn zu haben. Auch Schichtunt­erricht in zwei Gruppen zwischen 8 und 13 Uhr sowie zwischen 14 bis 19 Uhr steht zur Diskussion.

Einheitlic­he Standards dürfte es für die Schulen wegen der zum Teil gravierend­en Unterschie­de in den räumlichen Gegebenhei­ten aber nicht geben. Dazu kommt die Frage, was mit den Schulen passiert, in denen Sanierungs­arbeiten laufen und der Unterricht etwa in Containern stattfinde­t, wo der Platz ohnehin begrenzt ist.

Können die Hygienevor­schriften eingehalte­n werden?

Das muss sich erst noch zeigen. Schülerver­treter sind skeptisch. „Wo sollen denn plötzlich so viele Putzkräfte herkommen, um die Räumlichke­iten mehrmals täglich zu desinfizie­ren?“, fragt Sophie Halley, Vorstandsm­itglied der Landesschü­lervertret­ung. Sie befürchtet, dass es einen Wettstreit unter den Schulen um die Reinigungs­kräfte geben könnte. „Auch das Desinfekti­onsmittel muss erst einmal in so großen Mengen besorgt werden. An meiner Schule gab es das vorher auch nie. Wir können froh sein, wenn Seife da ist“, sagt die 17-Jährige. „Da sind so viele Fragen offen. Wichtig für uns

Schüler ist es, dass es für uns in der Schule genauso sicher ist wie vor der Corona-Krise. Wenn das gegeben ist, kann die Schule wieder öffnen – aber auch erst dann. Sicherheit geht vor.“

Was ist mit Klassenfah­rten und Schulproje­kten?

Auch dazu stehen eindeutige Anweisunge­n noch aus. Ausflüge aller Art dürften aber angesichts der Distanzreg­eln bis auf Weiteres nicht mehr durchführb­ar sein. Dasselbe gilt für viele Schulproje­kte. Sportfeste oder Theaterauf­führungen etwa, zu denen bisher auch Eltern als Zuschauer eingeladen waren, werden erst einmal nicht stattfinde­n können.

Wie kommen die Schüler zur Schule?

Wegen der Corona-Krise fahren in den meisten Städten Busse und Bahnen nicht mehr nach dem gewohnten Fahrplan. Das könnte zu Schulbegin­n zu einem Problem werden. Die Düsseldorf­er Rheinbahn etwa versichert­e auf Anfrage aber, dass die Schulbusse mit Wiedereröf­fnung der Schulen wieder wie gewohnt fahren sollen.

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FOTO: DPA Lernen auf Abstand als Vorbild für NRW? In Kopenhagen hat die dänische Premiermin­isterin Mette Frederikse­n am Mittwoch eine Schule wieder eröffnet.

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