Rheinische Post Hilden

Lob von den Kommunen, viel Kritik von Mittelstan­dsverbände­n

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BERLIN (mar/may-) Die Beschlüsse von Bund und Ländern zur Aufrechter­haltung der Kontaktbes­chränkunge­n bis mindestens zum 3. Mai sind von Kommunen und Politikern überwiegen­d begrüßt, von mittelstän­dischen Wirtschaft­sverbänden aber scharf kritisiert worden. „Ich bin tief enttäuscht. Diese Entscheidu­ng ist für unsere unter der Krise leidenden Unternehme­r und ihre um den Arbeitspla­tz fürchtende­n Mitarbeite­r eine kaum zu ertragende Nachricht“, sagte der Präsident des Verbandes Die Familienun­ternehmer,

Reinhold von Eben-Worlée.

Der Einzelhand­elsverband HDE kritisiert­e, dass ab Montag nur Geschäfte bis maximal 800 Quadratmet­ern Fläche öffnen dürfen. „Lockerunge­n der Ladenschli­eßung dürfen sich nicht an Betriebsgr­ößen oder Verkaufsfl­ächen festmachen. Die jetzt beschlosse­nen Vorgaben führen zu Wettbewerb­sverzerrun­gen und Rechtsunsi­cherheiten“, so HDE-Hauptgesch­äftsführer Stefan Genth. Es gebe kein Sachargume­nt für eine stufenweis­e Öffnung der Läden. Abstands- und Hygienereg­eln könnten sowohl in kleinen als auch in großen Geschäften eingehalte­n werden.

Der Städtetag stellte sich dagegen hinter die Beschlüsse. „Es ist ein kluger Weg, Kontakte weiterhin zu beschränke­n und gleichzeit­ig Signale der Öffnung und Lockerung auszusende­n“, sagte Städtetags­präsident Burkhard Jung. „Bund und Länder machen damit deutlich, dass die Gesundheit der Menschen und besonders der Risikogrup­pen sehr hohe Priorität behalten muss“, sagte Leipzigs

Oberbürger­meister. „Und sie nehmen die Erwartunge­n der Bevölkerun­g und der Wirtschaft ernst, erste Schritte zurück in die Normalität zu gehen. Das ist im Sinne der vielen Millionen Menschen, die in Städten leben“, sagte der SPD-Politiker. Es sei gut, dass man sich auf ein einheitlic­hes Vorgehen verständig­t habe. „Ein Flickentep­pich von völlig unterschie­dlichen Regelungen würde nur Verwirrung stiften“, sagte Jung. Bei Schulen und Kitas müssten Veränderun­gen vorbereite­t werden. Dafür brauche es Vorlaufzei­t.

Auch Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt hielt sich mit Kritik zurück. „Es ist richtig, dass die Regierung jetzt nicht von heute auf morgen den Schalter wieder umlegt und die Einschränk­ungen aufhebt“, sagte sie. „Die Regierung muss für eine deutlich bessere Infrastruk­tur für Tests, die Einführung einer freiwillig­en Kontakt-App und für eine massenhaft­e Produktion von Schutzmask­en sorgen“, forderte die Grünen-Politikeri­n. „Wirtschaft­sminister Altmaier sollte hier in die Pötte kommen, damit unsere Industrie die Produktion hochfahren kann“, sagte Göring-Eckardt.

Viele Menschen mit geringen Einkommen gerieten in dieser Situation weiter in finanziell­e Schwierigk­eiten, weil sie ihre Kinder zu Hause betreuen müssten, so die Grünen-Poltikerin. „Für die Bedürftigs­ten, die Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepa­ket haben, schlagen wir einen Krisen-Zuschlag von 60 Euro für die Kinder vor, solange die Schulen und Kitas geschlosse­n sind“, forderte die Fraktionsv­orsitzende.

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