SPD hinterfragt Seriosität der Heinsberg-Studie
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft geht einem Hinweis auf wissenschaftliches Fehlverhalten nach.
DÜSSELDORF (jaco/maxi) Die Corona-Studie des Bonner Virologen Hendrik Streeck (Foto) im Kreis Heinsberg ruft die NRW-Opposition auf den Plan. Die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, Sarah Philipp, verlangte von der Landesregierung weitere Details zur Beteiligung der PR-Agentur Storymachine . Auch wenn keine öffentlichen Mittel an Storymachine geflossen seien, so gebe es dennoch einen oder mehrere Finanziers, die der Öffentlichkeit bisher nicht bekannt seien. Die Öffentlichkeit habe ein Recht auf vollständige Transparenz über das Zustandekommen der Studie und ihrer Vermarktung. „Wenn ein paar Freunde im Hintergrund darüber entscheiden, wer die PR-Inszenierung zu diesem öffentlichen Projekt macht, und das Ganze auch noch privat finanziert wird, dann frage ich mich schon: Wessen Interessen werden hier eigentlich verfolgt?“, sagte Philipp unserer Redaktion. „Das der Öffentlichkeit oder das von Privatpersonen? Hier steht die Glaubwürdigkeit des gesamten Projekts auf dem Spiel.“
Der gesundheitspolitische Sprecher der AfD, Martin Vincentz, verteidigte dagegen die Studie. Sie trage erheblich zum Erkenntnisgewinn bei.
Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte am Dienstag unterstrichen, dass die Erkenntnisse der Bonner Forscher mit als Grundlage für die Lockerungs-Entscheidungen vom Mittwoch dienten. „Aktuell ist man sich nicht immer sicher, ob Laschet als Ministerpräsident agiert oder im Wettstreit um den CDU-Parteivorsitz Erster sein will in Sachen Exit-Strategie“, sagte Grünen-Fraktionsvize Mehrdad Mostofizadeh und verlangte „verantwortungsvolle Schritte, um angemessen die Krise zu bewältigen – und keinen Überbietungswettbewerb“.
Neben der Vermarktung der Studie werden zunehmend auch inhaltliche Fragen aufgeworfen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) teilte mit: „Zu der genannten Studie hat sich ein Hinweisgeber
an die DFG gewandt, der in der Studie wissenschaftliches Fehlverhalten vermutet. Diesen Hinweisen wird nun nachgegangen.“Unter anderem müsse geklärt werden, ob es bei der Studie einen Bezug zu einer DFG-Förderung gebe und ob die Vermutungen inhaltlich begründet seien. Die Universität Bonn erklärte die DFG für nicht zuständig, da keine Mittel geflossen seien. Auch bei der Uni habe sich ein Hinweisgeber gemeldet. Ein Sprecher des Rektorats erklärte, die Eingaben seien vom Ombudsmann „auf der Grundlage bewährter Regeln zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis der Universität Bonn eingehend geprüft“worden. Er habe keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten feststellen können.