36.000 Studenten in NRW nach Jobverlust in Not
Die Studentenwerke fordern 14 Millionen Euro pro Monat, damit könnten die ärmsten Hochschüler versorgt werden.
DÜSSELDORF In der Debatte um Nothilfen und Kurzarbeit gehen Studenten beinahe unter – dabei trifft sie die Krise hart: Viele verlieren ihre Nebenjobs oder ihre Beschäftigung als Werkstudenten. Eine aktuelle Studie der Unternehmen Campus-Service und Varifast zeigt: Mehr als ein Drittel der jobbenden Studenten in Deutschland hat in Folge der Corona-Krise seine Arbeit verloren. Manche können dadurch ihre Wohnung und Dinge des täglichen Bedarfs nicht mehr bezahlen.
Die Arbeitsgemeinschaft der zwölf Studierendenwerke in NRW bestätigt die Kündigungswelle. „Viele jobben in der Gastronomie, wo die meisten Betriebe wegen Corona schließen mussten“, sagt Sprecher Olaf Kroll. Die Arbeitsgemeinschaft fordert einen Nothilfefonds für Studenten:
Geld soll über die Bafög-Stellen unbürokratisch bereitgestellt werden. „Bis zum Start des Sommersemesters sollte es eine Lösung geben – möglichst eine, die für ganz Deutschland gilt“, sagt Kroll. Die Studierendenwerke wollen keinen Länder-Flickenteppich.
Bisher hat es noch keine Initiative der Länder für eine bundeseinheitliche Regel gegeben. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte in einem Brief an ihre Ministerkollegen in den Ländern unbürokratische Hilfe in Form von zinslosen Darlehen angekündigt, die auch den Studenten helfen sollen, die kein Bafög erhalten. Wie die Überbrückungshilfe genau ausgestaltet werden soll, ist jedoch offen. In einer Wissenschaftskonferenz diesen Freitag wollen Bund und Länder gemeinsam über Hilfen für in Not geratene Studenten beraten.
Allein in NRW zählen Experten rund 36.000 der landesweit 770.000 Studenten zu den „Ärmsten der Armen“. Viele stehen kurz vor Abschluss ihres Studiums, kriegen kein Bafög mehr, brauchen aber finanzielle Unterstützung. In solchen Härtefällen greift normalerweise die
Olaf Kroll
AG Studierendenwerke
Darlehenskasse der Studierendenwerke. „Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Darlehen deutlich steigen wird“, sagt der Chef der Darlehenskasse NRW, Detlef Rujanski. Er macht deutlich auf die Probleme der Studenten aufmerksam: „Für manche geht es jetzt um Essen und Trinken.“Und Rujanski rechnet vor: Erhalten die 36.000 Studenten, von denen man ausgeht, dass sie wegen Corona in eine Notlage geraten, pro Monat nur 385 Euro Unterstützung, müssten knapp 14 Millionen Euro monatlich fließen. Für die Darlehenskasse allein ist das nicht zu stemmen: Ihr Jahresbudget für zinslos tilgbare Darlehen liegt bei 6,5 Millionen Euro, finanziert aus Semesterbeiträgen. „Die Darlehenskasse kann keine Antwort auf die Corona-Krise sein“, sagt Rujanski.
Die Studierendenwerke drängen auf eine schnelle politische Entscheidung zu Hilfen. Diskutiert wird über Vorschläge, die eine mehrmonatige Unterstützung für Hochschüler auf Grundlage ihrer bisherigen Einkünfte vorsehen. „Wir differenzieren dabei nicht zwischen Werkstudenten und Studenten, die Nebenjobs hatten“, sagt Achim Meyer auf der Heyde,
Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks. Er empfiehlt Studenten, in der Krise nach Job-Alternativen zu suchen – etwa in der Landwirtschaft oder bei Lieferdiensten. Zudem weist er darauf hin, dass durch die veränderte wirtschaftliche Situation der Eltern einige nun doch Anspruch auf Bafög hätten.
Für viele Studenten ist das Wohnen der größte Kostenfaktor – in normalen Mietwohnungen oder in Wohnheimen der Studierendenwerke. Mietern, die wegen Corona nicht zahlen können, darf nicht ohne Weiteres gekündigt werden. Laut Olaf Kroll von der Arbeitsgemeinschaft der NRW-Studierendenwerke gelte das auch für Studentenwohnheime. „Niemand wird einfach rausgeschmissen. Bewohner können Mieten stunden und aufschieben. Wir möchten verträgliche Lösungen anbieten.“
„Keiner wird aus dem Studentenwohnheim geschmissen“