Reinigung der Schulen läuft auf Hochtouren
Die Schulen rüsten sich für eine Wiederaufnahme des Unterrichts. Einige Lehrer und Schüler fordern nun einen Prüfungsverzicht.
DÜSSELDORF Gebannt schaut Angelika Pick an diesem Mittwochnachmittag auf ihren Laptop. „Wir wollen wissen, wie es weitergeht und welches unserer Szenarien sich am besten für den Weg eignet, den uns die Politik vorgibt“, sagt die Leiterin der Lore-Lorentz-Schule. Sobald öffentlich wird, auf was sich Kanzlerin und Ministerpräsidenten beim heißen Eisen Wiedereröffnung der Schulen in Berlin geeinigt haben, will sie sich mit den Kollegen aus der erweiterten Schulleitung per Video-Konferenz austauschen – unabhängig davon, ob Nordrhein-Westfalen bei den Details doch noch eigene Akzente setzen wird oder nicht.
1300 junge Männer und Frauen, die sich auf das Abi, die Fachhochschulreife oder den Berufsabschluss vorbereiten, gehen in ihre Schule, die nur aus der Oberstufe besteht. Dass alle Schüler auf einmal wiederkommen, hält die erfahrene Pädagogin unabhängig vom konkreten Datum der angestrebten ( Teil-)Öffnung „für ausgeschlossen“. Flure und Klassenräume seien definitiv zu eng, um die durch die Coronakrise vorgegebenen Hygiene-und Abstandsregeln umzusetzen. Entscheidend sei es, „die Chancen von Prüflingen auf einen guten Abschluss nicht zu gefährden“. Deshalb haben Pick und ihr Kollegium auch für diese im Fokus stehende Gruppe mehrere, rasch aufrufbare Szenarien entwickelt. „Lassen es die Vorgaben aus Berlin und aus unserem eigenen Bundesland zu, werden wir bei der Wiederaufnahme
des Unterrichts so flexibel wie möglich agieren“, sagt sie. Dabei sei vieles für die angehenden Prüflinge denkbar – von der Anwesenheit im Schulgebäude bis hin zu konkreten Prüfungsvorbereitungen über digitale Kanäle.
Sebastian Schmitz ist einer von jenen, die in ein paar Wochen die Lore-Lorentz-Schule mit einem Abiturzeugnis verlassen wollen. Anders als einige seiner Altersgenossen, die aus Sorge vor einem „Corona-Abi zweiter Klasse“auf regulären Prüfungen im Mai oder Juni bestehen, hält er das angesichts der aktuellen Entwcklungen bei der Corona-Pandemie für unverantwortlich: „Die meisten Schüler kommen mit Bus und Bahn, wo das Infektionsrisiko hoch ist, und treffen dann in den Schulen auf Hygienestandards, die eben nicht immer ausreichen werden.“Das Risiko sei zumindest in nächster Zeit einfach noch zu hoch, meint der 18-Jährige. Mit Unterstützung einiger anderer Abiturienten hat der Schüler, der den Bildungsgang Freizeitsportleiter belegt, einen mehrseitigen Brief an NRW-Schulministerin
Yvonne Gebauer geschrieben. Darin fordert er, Abschlusszeugnisse zu ermöglichen, die sich aus den Durschnittsnoten der letzten Jahre zusammensetzen. „Es geht uns dabei nicht nur um das Ansteckungsrisiko, sondern auch um die psychischen Belastungen, denen viele Heranwachsende aktuell zu Hause ausgesetzt sind“, sagt Schmitz. So unterstützten viele Jugendliche ihre Eltern bei der Betreuung jüngerer Geschwister oder engagierten sich im Ehrenamt, weil die Risikogruppe der Älteren in diesem Bereich fast vollständig ausfalle. „Die wenigsten haben jetzt den Kopf für aufwendige Prüfungen“, glaubt Schmitz. Erst recht sei das so, wenn die Wiederaufnahme des Schulbetriebs nach der Ankündigung der Kanzlerin nun auch in NRW erst Anfang Mai erfolgen sollte. „Uns läuft schlicht die Zeit davon, es gibt ja sogar Schüler, die nicht einmal alle Vorabi-Klausuren geschrieben haben“, sagt er.
Ganz ähnlich schätzt das Sylvia Burkert aus dem Düsseldorfer Leitungsteam der Gewerkschaft Erziehung und Wissensschaft ein: „Das zufällige Ende der Osterferien mit einer Lockerung der Schutzmaßnahmen zu verbinden, erschien uns von Anfang an als sinnfrei.“Bei einem zu raschen Öffnungstempo wären nicht nur Schüler, sondern auch die Mitarbeiter in den Schulen schwer einschätzbaren Risiken ausgesetzt. Angesichts der Ansagen aus Berlin am frühen Abend fordert Burkert „nun umso mehr, dass alle noch ausstehenden Bildungsabschlüsse mit Hilfe der Durchschnittsnoten der letzten Halbjahre berechnet werden – im Zweifel zugunsten der Lernenden“. Von Ministerpräsident Armin Laschet erwarte sie jetzt erst recht „den Verzicht auf jede Form des Alleingangs“.
Unterdessen laufen die Vorbereitungen für eine mögliche (Teil-)Öffnung der Düsseldorfer Schulen auf Hochtouren. Schulleiter, Hausmeister und Reinigungsteams haben eine Checkliste an die Hand bekommen. „Darin geht es unter anderem um eine umfassende Grundreinigung, die Bereitsstellung von ausreichend Seife und Einmal-Handtüchern“, sagt Florian Dirszus, Vize-Leiter des Schulverwaltungsamts. Nach den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts reiche für Schulräume eine gründliche und umfassende Reinigung mit Wasser und Putzmitteln sowie die Bereitsstellung von normaler Seife. „Eine spezielle Desinfektion mit professionellen Anti-Virus-Mitteln haben wir bislang nur an der Dieter-Forte-Gesamtschule vorgenommen, weil es dort im März einen bestätigen Infekt mit dem Corona-Virus gegeben hatte“, sagt der Schulbau-Verantwortliche.