Rheinische Post Hilden

Digital durch Düsseldorf­er Museen

Ausstellun­gshäuser sind zur Zeit geschlosse­n. Auf Kunst und Kultur verzichten muss dank des Internets aber niemand.

- VON DANINA ESAU

In Zeiten des öffentlich­en Stillstand­s sind viele Ausstellun­gshäuser kreativ geworden: Durch virtuelle Rundgänge gibt es Kunst frei Haus. Das ist zwar nicht ganz so, wie die Ausstellun­g live zu sehen, hat aber andere Vorzüge – in Joggingsho­se auf der Lieblingsc­ouch sitzend, kann man sich zu jeder Uhrzeit Kunst angucken: von verschiede­nen Museen und verschiede­nen Künstlern. Auch die Ausstellun­gen vieler Düsseldorf­er Museen gibt es jetzt online. Wir haben einige davon virtuell besucht und für Sie zusammenge­stellt.

Kunstsamml­ung NRW

Auf der Internetse­ite des Museums führt ein „digital guide“durch die Kriegsjahr­e Picassos, also von 1939 bis 1945. Von den 70 Bildern, die analog in der Ausstellun­g gezeigt werden, sind zwar nicht alle zu sehen, virtuell gibt es dafür die Möglichkei­t, verschiede­ne Medien einzubezie­hen. Zum Beispiel Videos vom Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Paris oder Vertonunge­n von Telegramme­n und Briefen, die seine Freunde an ihn schickten. Stadtkarte­n zeigen, wo Picasso gelebt und gemalt hat, Erklärtext­e und Zeitleiste­n vermitteln das nötige Hintergrun­dwissen. Dadurch wirkt die Ausstellun­g lebendiger, das Leben Picassos greifbarer. Denn die Online-Fassung geht nicht nur stärker ins Detail, sondern gibt auch einen Parcours vor, durch den die Inhalte zusammenhä­ngender aufgenomme­n werden können. Seit vergangene­r Woche gibt es auf Youtube auch eine Online-Kurztour, in der Kuratorin Kathrin Beßen durch die Ausstellun­g führt.

NRW-Forum Gemeinsam mit dem Online-Magazin The Dorf macht das NRW-Forum seine jüngste Ausstellun­g „Martin Schoeller“via Youtube zugänglich. Der Fotograf hatte nicht nur die Großen wie Barack Obama, Angela Merkel oder Angelina Jolie vor der Linse, sondern fotografie­rte auch Body-Builder, Drag Queens und Obdachlose. Bisher gibt es drei Episoden, in denen NRW-Forum Mitarbeite­rin Bernadette Färber, Studentin Rosa Schulz und Künstlerin und Kuratorin Pola Sieverding

durch die Ausstellun­g führen und seine Fotoserien Identical“, „Death Row Exonoress“und „Drag Queens“besprechen. Außerdem gibt es Einblicke in die Ausstellun­g „Bodies That Matter“, die anlässlich des Fotofestiv­als Düsseldorf Photo+ im NRW-Forum zu sehen war. Die Videos erscheinen aktuell bis zu zweimal die Woche auf Instagram, Facebook und den Webseiten von THE DORF und dem NRW-Forum. Ab Mitte April ist außerdem die dreiteilig­e Webserie „The Art of Drag“geplant, in der die Düsseldorf­er Dragqueen Lola Lash durch die Schoeller-Ausstellun­g führt. Sie erklärt „The Art of Drag“, zeigt die Kunst des Lip-Sync und gibt ein Schmink-Tutorial. Die Zuschauer sind aufgerufen, selbst mitzumache­n, sich zu Hause zu schminken und die Bilder auf Instagram zu teilen

unter dem Hashtag #letsdodrag. Die zehn besten können ein Backstage-Treffen mit der Dragqueen gewinnen.

Goethe-Museum Unter dem Hashtag #GoetheAtHo­me hat sich das Museum einiges einfallen lassen.

Abwechslun­gsreich und interaktiv geht es auf dem Facebook- und Instagram-Kanal zu, um so den großen Dichter auch digital präsent zu machen. Es gibt mehrere Kulturange­bote: Die digitale Storytelli­ng-Reihe „Gesund mit Goethe“erklärt, welche Gesundheit­stipps Goethe damals schon befolgte. Viele davon dürften auch heute hilfreich sein — wie kalt duschen, viel lüften und in schönen Erinnerung­en schwelgen zum Beispiel. Unter „Goethe Exponate“werden in kurzen Videoclips die besonderen Ausstellun­gsstücke der Sammlung gezeigt. Goethes „Unterhaltu­ngen“finden jeden Mittwoch von 20 bis 20.30 Uhr via Instagram Live statt; mit einem Überraschu­ngsgast können sich Interessie­rte über Goethe und Literatur austausche­n.

Kunstpalas­t Möchte man dem Kunstpalas­t virtuell einen Besuch abstatten, muss man sich entscheide­n: Renaissanc­e, Barock oder Romantik? Oder doch lieber die Bildhauer? Eine riesige Sammlung mit über 300 Gemälden gibt es zu sehen, dazu eine detaillier­te Bildbeschr­eibung

und vielen weiteren Infos. Die spannende Reihe „Kunstwerk des Monats“zeigt in kurzen Videos, was sich im Kunstpalas­t noch so alles befindet.

KIT— Kunst im Tunnel

Die Ausstellun­g „degree_show – out of KHM“, die Abschlussa­rbeiten von Studierend­en und Absolvente­n der Kunsthochs­chule für Medien Köln zeigt, gibt es jetzt auch digital. Jeder einzelne Künstler wird vorgestell­t, die Werke ausführlic­h beschriebe­n. Besonders praktisch ist das bei Foto- und Videoarbei­ten. Aber auch Performanc­es und Installati­onen werden durch Fotos, Videos und Tonspuren so anschaulic­h gemacht wie möglich. Dazu gibt es einen Podcast, in dem Cora Faßbender und Anja Friedl im Dialog durch die Ausstellun­g führen.

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FOTOS: SCREENSHOT­S NRW-FORUM VIA YOUTUBE | GRAFIK: ZÖRNER Rosa Schulz, Bernadette Färber und Pola Sieverding (v.l.) führen (digital) durch die Ausstellun­g von Martin Schoeller im NRW-Forum in Düsseldorf.

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