Schulen öffnen Donnerstag für Prüflinge
NRW fährt den Schulbetrieb schrittweise wieder hoch. Bis einschließlich Mittwoch haben Kommunen und Lehrer noch Zeit, um den Betrieb vorzubereiten – zu wenig, kritisieren die Betroffenen. Der Unterricht findet zunächst nur freiwillig statt.
DÜSSELDORF Die Landesregierung hat weitere Details zur Wiederaufnahme des Schulbetriebs bekannt gegeben. „Ab dem 23. April sollen die ersten Schüler zur Vorbereitung auf Abschlüsse in weiterführende Schulen gehen können“, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) im Schulausschuss. Die Teilnahme an den Prüfungsvorbereitungen sei freiwillig.
Am Montag öffnen die nordrhein-westfälischen Schulen demnach zunächst nur für Schulleitungen, Lehrkräfte und anderes Personal, damit die nötigen Vorbereitungen getroffen werden können. Es geht um Konzepte für die Raumnutzung, Abstände und die Hygiene. Damit erhielten die Lehrer drei Tage Vorlaufzeit, um für den erforderlichen Infektionsschutz zu sorgen. Gebauer bezeichnete das als ausreichend. Den Schulen sei bekannt gewesen, dass die Schließung bis zum Ende der Osterferien angesetzt sei.
Kritik daran kommt vom Lehrerverband NRW. Dessen Vorsitzender Andreas Bartsch sagte unserer Redaktion: „Da macht es sich die Ministerin schon einfach, wenn sie sagt, die Schulen hätten ja gewusst, dass es am 20. April wieder losgehen könnte.“Die Politik habe schließlich bis jetzt gebraucht, um klare Vorgaben zu machen.
Um ab Donnerstag wieder Unterricht anbieten zu können, werde eine Aufteilung der Lerngruppen erforderlich sein, sagte Gebauer. Das gelte für die Abschlussklassen der Jahrgänge 10, 12 und 13 und die entsprechenden Klassen an den Berufskollegs. Auch körperlich behinderte Förderschüler können Gebauer zufolge ihre Abschlüsse machen. Für Risikogruppen müssten gesonderte Maßnahmen getroffen werden – so müsse es beispielsweise separate Zugänge zum Schulgebäude geben.
Die Schulministerin konkretisierte damit die am Vortag getroffenen Vereinbarungen von Bund und Ländern. Die Regelungen betreffen 148.000 Schüler in NRW – von insgesamt knapp 2,5 Millionen landesweit. Nordrhein-Westfalen ist nicht das einzige Bundesland, das die Schulen schrittweise öffnet. In Berlin und Brandenburg etwa beginnen bereits am Montag die Abiturprüfungen, einen Tag später in Schleswig-Holstein und Hamburg. Wenn es die Infektionszahlen zulassen, soll in Nordrhein-Westfalen ein Schulbesuch ab dem 4. Mai zumindest für die vierten Klassen der Grundschulen möglich sein.
Die Zentralen Prüfungen für die zehnten Klassen sollen etwas anders ablaufen als sonst. Es werde in diesem Jahr keine zentrale Aufgabenstellung geben, sagte Gebauer. Stattdessen sollen die Lehrer Aufgaben entwerfen, die auf den tatsächlich erteilten Unterricht Bezug nehmen. „Auch die Abiturienten sollen noch einmal die Gelegenheit bekommen, sich gezielt vorzubereiten“, führte Gebauer aus. Die Schulen sollten den Abiturienten entsprechende Angebote machen. Dies diene auch der Bildungsgerechtigkeit.
Jene Abiturienten, die noch keine Vorabiklausuren geschrieben haben, könnten diese im Rahmen der bisherigen Zeitpläne nachholen. Am Terminplan, wonach die Abschlussund Abiturprüfungen am 12. Mai beginnen sollen, will Nordrhein-Westfalen festhalten.
Für die Risikogruppen unter den Lehrern soll ein Konzept erarbeitet werden. Sie sollen vom Unterricht ausgenommen sein. Auch die erforderlichen Hygienestandards müssten nun entwickelt werden. „Es wird auf absehbare Zeit keinen Unterricht im klassischen Sinne geben“, sagte Gebauer. Wie unsere Redaktion aus Kreisen der Bezirksregierungen erfuhr, soll auf eine amtsärztliche Untersuchung gefährdeter Lehrkräfte verzichtet werden; stattdessen solle eine Selbsteinschätzung genügen.
In einem zweiten Schritt sollen ab dem 4. Mai auch all jene Schüler wieder anfangen, die im kommenden Jahr ihre Prüfungen machen. Alle Schüler sollen bis zu den Sommerferien in die Schulen zumindest tageweise zurückkehren. Auch wenn es wegen der Schutzmaßnahmen nicht fünf Tage Unterricht in der Woche mit einem vollumfänglichen Stundenplan sein könnten, sei dies ein wichtiges Ziel, sagte Gebauer. Die Lehrer bräuchten wieder einen persönlichen Kontakt zu ihren Schülern, um auf vielfältige Probleme eingehen zu können.
Leitartikel, Nordrhein-Westfalen