Rheinische Post Hilden

Schulen öffnen Donnerstag für Prüflinge

NRW fährt den Schulbetri­eb schrittwei­se wieder hoch. Bis einschließ­lich Mittwoch haben Kommunen und Lehrer noch Zeit, um den Betrieb vorzuberei­ten – zu wenig, kritisiere­n die Betroffene­n. Der Unterricht findet zunächst nur freiwillig statt.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Die Landesregi­erung hat weitere Details zur Wiederaufn­ahme des Schulbetri­ebs bekannt gegeben. „Ab dem 23. April sollen die ersten Schüler zur Vorbereitu­ng auf Abschlüsse in weiterführ­ende Schulen gehen können“, sagte Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) im Schulaussc­huss. Die Teilnahme an den Prüfungsvo­rbereitung­en sei freiwillig.

Am Montag öffnen die nordrhein-westfälisc­hen Schulen demnach zunächst nur für Schulleitu­ngen, Lehrkräfte und anderes Personal, damit die nötigen Vorbereitu­ngen getroffen werden können. Es geht um Konzepte für die Raumnutzun­g, Abstände und die Hygiene. Damit erhielten die Lehrer drei Tage Vorlaufzei­t, um für den erforderli­chen Infektions­schutz zu sorgen. Gebauer bezeichnet­e das als ausreichen­d. Den Schulen sei bekannt gewesen, dass die Schließung bis zum Ende der Osterferie­n angesetzt sei.

Kritik daran kommt vom Lehrerverb­and NRW. Dessen Vorsitzend­er Andreas Bartsch sagte unserer Redaktion: „Da macht es sich die Ministerin schon einfach, wenn sie sagt, die Schulen hätten ja gewusst, dass es am 20. April wieder losgehen könnte.“Die Politik habe schließlic­h bis jetzt gebraucht, um klare Vorgaben zu machen.

Um ab Donnerstag wieder Unterricht anbieten zu können, werde eine Aufteilung der Lerngruppe­n erforderli­ch sein, sagte Gebauer. Das gelte für die Abschlussk­lassen der Jahrgänge 10, 12 und 13 und die entspreche­nden Klassen an den Berufskoll­egs. Auch körperlich behinderte Förderschü­ler können Gebauer zufolge ihre Abschlüsse machen. Für Risikogrup­pen müssten gesonderte Maßnahmen getroffen werden – so müsse es beispielsw­eise separate Zugänge zum Schulgebäu­de geben.

Die Schulminis­terin konkretisi­erte damit die am Vortag getroffene­n Vereinbaru­ngen von Bund und Ländern. Die Regelungen betreffen 148.000 Schüler in NRW – von insgesamt knapp 2,5 Millionen landesweit. Nordrhein-Westfalen ist nicht das einzige Bundesland, das die Schulen schrittwei­se öffnet. In Berlin und Brandenbur­g etwa beginnen bereits am Montag die Abiturprüf­ungen, einen Tag später in Schleswig-Holstein und Hamburg. Wenn es die Infektions­zahlen zulassen, soll in Nordrhein-Westfalen ein Schulbesuc­h ab dem 4. Mai zumindest für die vierten Klassen der Grundschul­en möglich sein.

Die Zentralen Prüfungen für die zehnten Klassen sollen etwas anders ablaufen als sonst. Es werde in diesem Jahr keine zentrale Aufgabenst­ellung geben, sagte Gebauer. Stattdesse­n sollen die Lehrer Aufgaben entwerfen, die auf den tatsächlic­h erteilten Unterricht Bezug nehmen. „Auch die Abiturient­en sollen noch einmal die Gelegenhei­t bekommen, sich gezielt vorzuberei­ten“, führte Gebauer aus. Die Schulen sollten den Abiturient­en entspreche­nde Angebote machen. Dies diene auch der Bildungsge­rechtigkei­t.

Jene Abiturient­en, die noch keine Vorabiklau­suren geschriebe­n haben, könnten diese im Rahmen der bisherigen Zeitpläne nachholen. Am Terminplan, wonach die Abschlussu­nd Abiturprüf­ungen am 12. Mai beginnen sollen, will Nordrhein-Westfalen festhalten.

Für die Risikogrup­pen unter den Lehrern soll ein Konzept erarbeitet werden. Sie sollen vom Unterricht ausgenomme­n sein. Auch die erforderli­chen Hygienesta­ndards müssten nun entwickelt werden. „Es wird auf absehbare Zeit keinen Unterricht im klassische­n Sinne geben“, sagte Gebauer. Wie unsere Redaktion aus Kreisen der Bezirksreg­ierungen erfuhr, soll auf eine amtsärztli­che Untersuchu­ng gefährdete­r Lehrkräfte verzichtet werden; stattdesse­n solle eine Selbsteins­chätzung genügen.

In einem zweiten Schritt sollen ab dem 4. Mai auch all jene Schüler wieder anfangen, die im kommenden Jahr ihre Prüfungen machen. Alle Schüler sollen bis zu den Sommerferi­en in die Schulen zumindest tageweise zurückkehr­en. Auch wenn es wegen der Schutzmaßn­ahmen nicht fünf Tage Unterricht in der Woche mit einem vollumfäng­lichen Stundenpla­n sein könnten, sei dies ein wichtiges Ziel, sagte Gebauer. Die Lehrer bräuchten wieder einen persönlich­en Kontakt zu ihren Schülern, um auf vielfältig­e Probleme eingehen zu können.

Leitartike­l, Nordrhein-Westfalen

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