Rheinische Post Hilden

Unser Land ist verdammt gut

Nach der Krise ist vor der Krise – und dann gehören die Fähigsten aufs Spielfeld.

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Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – eine der ewigen Weisheiten des Fußballs. Die Erkenntnis ließe sich übertragen auf die alles beherrsche­nde Aktualität: Nach der Krise ist vor der Krise. Die Frage ist nicht, ob wir von weiteren Pandemien heimgesuch­t werden, sondern wann. Das klingt Ihnen zu skeptisch? Nun, zukunftsge­wisser ist die Überzeugun­g, dass die Völker der aufgeklärt­en Welt aus der Corona-Katastroph­e kluge Schlüsse ziehen und sich besser gegen mit Sicherheit zu erwartende neue Plagen wappnen werden. Gewiss erscheint auch, dass Deutschlan­d mit seinen erstaunlic­hen wissenscha­ftlichen, medizinisc­hen, labortechn­ischen und administra­tiven Fähigkeite­n gegenwärti­g weltweit größten Respekt genießt und Neid hervorruft. Ja, mit aller Vorsicht vor allzu hohen Tönen könnten wir sagen: Es ist schon verdammt gut, in diesem Land der vielfältig­en Sicherheit­en zu leben.

Das hat nicht nur, aber auch mit unserer Bundesregi­erung zu tun. Sie macht, um eine aus dem Amerikanis­chen stammende, platt getretene Redewendun­g zu gebrauchen, einen „guten Job“. Auch Friedrich Merz, der Mann (noch) ohne Regierungs­erfahrung, aber mit politisch-ökonomisch­er Expertise, nähme nie mehr sein aufsehener­regendes, auf Merkel, Scholz und Co. gemünztes Oktober-Testat

„grottensch­lecht“in den Mund. Hoffen wir, dass Merkel und Merz bald in diesem Ausnahmeja­hr die Friedenspf­eife rauchen. Außergewöh­nliche Umstände erfordern außergewöh­nliche Taten. Denn, auch hier gilt eine immergrüne Weisheit aus der Fußballwel­t: Das nächste Spiel ist immer das schwerste. Im nächsten „Spiel“wird es darum gehen, die fürs erste gewonnene Schlacht gegen Covid-19 in einen wirtschaft­lichen und sozial gerechten Sieg zu verwandeln. Dazu gehören die Fähigsten aufs Spielfeld.

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