Rheinische Post Hilden

Fitnessstu­dios hoffen auf Solidaritä­t

Die meisten Mitglieder zahlen weiter Beiträge. Gefragt sind Trainings-Alternativ­en.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

DÜSSELDORF Eigentlich hatten sich viele Kunden von Michael Moormann über die Nachricht gefreut, dass Geschäfte unter 800 Quadratmet­ern Fläche wieder öffnen dürfen. Denn „ihr“Fitnessstu­dio ist nur 700 Quadratmet­er groß. „Deshalb haben mich viele angerufen und gefragt, wann es wieder losgeht“, sagt Moormann, der die Türen seines „Olymp Fitness-Centers“in Düsseldorf gerne geöffnet hätte, seine Kunden aber vertrösten musste: Moormann darf nicht öffnen. Fitnessstu­dios bleiben für Sportler weiter tabu, um menschlich­e Kontakte zu minimieren. Gleiches gilt für Solarien, Saunen und Bäder. Fitnessstu­dio-Inhaber wie Moormann fühlen sich missachtet. „Man könnte den Eindruck haben, dass wir gar nicht existieren“, sagt er verärgert. Noch hätten seine Kunden – viele trainieren seit Jahrzehnte­n bei ihm – Verständni­s für die Situation und zahlten weiter ihre Beiträge. „Nur wie lange noch“, fragt der Düsseldorf­er, der etwa wegen des fehlenden Thekengesc­häfts erhebliche finanziell­e Einbußen hinnehmen muss. Die 3000 Euro Corona-Soforthilf­e, die er nun drei Monate in Folge erhält, reichen nicht einmal für die Miete. „Ich gehe jetzt an meine Altersvors­orge“, sagt er. Gleichwohl rühre ihn die Solidaritä­t seiner Kunden, die die verloren gegangene Trainingsz­eit nach Vertragsen­de kostenfrei nachholen könnten.

Birgit Schwarze

So eine Regelung hat auch die Kette FitX getroffen, die mit 45 Studios zu den größten Anbietern in NRW zählt. Mit der jüngsten Entscheidu­ng hatte man gerechnet. „Es ist jedoch wichtig, dass zeitnah Perspektiv­en für eine schrittwei­se Aufhebung der Beschränku­ngen geschaffen werden. Bewegung stärkt das Immunsyste­m und wirkt stimmungsa­ufhellend“, sagt Sprecher Alexander Morel. Bisher hielten FitX-Mitglieder ihrem Club die Treue: Nur wenige beantragte­n eine Ruhezeit, auch gebe es kaum Rückläufer bei Lastschrif­t-Einzügen. Die Kette hat andere Möglichkei­ten als Mittelstän­dler, ihre Mitglieder in der Krise zu bedienen: So hat FitX Dutzende Videos zum Trainieren daheim veröffentl­icht, auch gibt es Live-Workshops. Und trotzdem: „Unsere digitalen Angebote können den stationäre­n Betrieb ergänzen, aber nicht ersetzen“, sagt Morel.

Auch FitX würde gerne öffnen. Forderunge­n danach werden beim Arbeitgebe­rverband Fitness- und Gesundheit­s-Anlagen laut. „Hygieneund Abstandsre­geln sind in Studios leichter einzuhalte­n als in Baumärkten, wo sich viele Menschen tummeln“, sagt Verbandsch­efin Birgit Schwarze. Sie hofft, dass es im Mai Lockerunge­n gibt und die zwölf Millionen Menschen in Deutschlan­d, die in Studios angemeldet sind, wieder trainieren können. Fitnessstu­dios seien bereit, einzelne Geräte zu sperren, Mundschutz zu verteilen und die Verweildau­er zu kontrollie­ren.

„Hygienereg­eln sind bei uns leichter einzuhalte­n als in Baumärkten“

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