Rheinische Post Hilden

Autoknacke­r erklärt vor Gericht, wie Banden vorgehen

Das Amtsgerich­t verurteilt­e einen 41-Jährigen zu drei Jahren und neun Monaten Haft – wegen der Corona-Krise weniger, als die Staatsanwa­ltschaft wollte.

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DÜSSELDORF (wuk) Ein 41-jähriger Profi-Dieb aus Litauen ist am Donnerstag beim Amtsgerich­t im Prozess um einen gescheiter­ten Autodiebst­ahl eines 150.000-Euro-SUV in Oberkassel zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Im Prozess verriet er etliche Tricks von Autobanden.

Den Luxuswagen von Jaguar wollte er nachts im September 2019 mit Spezialwer­kzeug knacken, scheiterte aber und kam in U-Haft. Obwohl er geständig war, fiel die Haftstrafe hoch aus. Schließlic­h hatte er zuvor bei Diebestour­en quer durch den Kontinent erst reihenweis­e Luxuskaros­sen geknackt und dann zwei Haftstrafe­n von insgesamt zwölf Jahren kassiert.

Eine Profi-Ausrüstung für Autodiebe kostet 7000 Euro – und auf litauische­n Märkten kann man neben Obst oder Gemüse an speziellen Marktbuden auch extra angefertig­te Autokatalo­ge kaufen. Darin gelistet sind, so der Angeklagte, hochklassi­ge Fahrzeuge, die irgendwo in

Europa real existieren. Noch vor Ort werden dann passende Kennzeiche­n-Doubletten hergestell­t – und damit reisen die Diebe samt Werkzeug durch Deutschlan­d. Ziel ist es, ein farb- und baugleiche­s Auto zu finden, es zu knacken und mit den nachgemach­ten Kennzeiche­n unbehellig­t nach Litauen zu schaffen. 10.000 Euro als „Maximum“hätte der Angeklagte für einen schwarzen Jaguar-SUV in der Heimat kassieren können – für ein Fahrzeug, das laut Listenprei­s 147.663 Euro wert ist. Die Spezialaus­stattung zum Diebstahl habe er kurz vorher von seinem Schwager übernommen, der Mitte 2019 in Litauen ermordet worden sei. Und was dem Autodieb auf der Anklageban­k noch an Detailwiss­en über jenen Jaguar SUV fehlte, habe er im Internet nachgelese­n. Geklappt hat sein Coup trotzdem nicht. Als in Oberkassel die Alarmanlag­e des Wagens anschlug, wurde er direkt verhaftet.

Dabei habe er das Diebeshand­werk längst aufgeben wollen, gab er nun an. Aber weil sein Vater krebskrank geworden sei, habe er dessen teure Chemo-Behandlung von dem Diebstahl zahlen wollen. Inzwischen ist der Vater in Litauen aber gestorben – und sein Sohn muss jetzt weitere Jahre hinter Gittern bleiben. Dabei blieb das Gericht im Urteil unter den vier Jahren Haft, die der Staatsanwa­lt gefordert hatte. Denn in Corona-Zeiten seien die Haftbeding­ungen „besonders beschwerli­ch“, so die Verteidige­rin. Dem entsprach das Gericht dann im Urteil.

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FOTO: WUK Der Profidieb war in Oberkassel festgenomm­en worden.

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