Rheinische Post Hilden

Autorin Britta Zangen macht Lust aufs Älterwerde­n

- VON DANINA ESAU

Warum fürchten sich eigentlich alle so vorm Älterwerde­n? Die 72-jährige Literaturw­issenschaf­tlerin und Autorin Britta Zangen kann das nicht verstehen. Denn sie lebt gerade ihr bestes Leben, um es mal salopp auszudrück­en. In ihrem neuen Buch „Alter/n ist großartig — man muss nur wissen wie“beschreibt sie, warum sie das Älterwerde­n so großartig findet: Sie fühlt sich frei wie nie zuvor. Frei von Normen, Zwängen und Erwartunge­n, die vor allem Frauen betreffen und die auch ihr Leben beeinfluss­t haben.

Mit 16 verlässt sie damals das Gymnasium ohne Abi, da sie ja ohnehin heiraten und Kinder bekommen würde. Sie wird Modezeichn­erin in der Textilfabr­ik ihrer Eltern, weil das ein schöner Beruf für Mädchen ist. Das gefällt ihr irgendwann nicht mehr, und sie wird Lehrerin, weil sich der Beruf so gut mit den Aufgaben einer Familienfr­au vereinbare­n lässt. Sie heiratet.

Jetzt ist sie über 70, Single und Autorin, hat ihr komplettes Leben umgekrempe­lt und endlich promoviert, ist viel gereist und hat Freunde auf der ganzen Welt. Sie muss niemandem etwas beweisen, für niemanden jung und schön sein. „Das Angepassts­ein, das gerade uns Mädchen und Frauen als Tugend verkauft wurde, hat uns eher selten im Leben weitergebr­acht“, schreibt sie. Das

Buch verteidigt nicht nur das Älterwerde­n, es zeigt gleichzeit­ig einen sehr persönlich­en Einblick in das Leben einer Frau, die sich mit ihrer Rolle auseinande­rsetzt, sich von ihr freimacht und nun andere ermutigt, es ihr gleichzutu­n.

Dabei zeigt sie nicht nur die schönen Seiten des Älterwerde­ns auf, sondern befasst sich in ihren 13 Kapiteln offen und mit Themen wie Sexualität, Gesundheit, dem Körper und dem Gemüt. Und da ist nichts mehr so, wie es früher mal war. Auch eben auch nicht so schlimm, wie alle denken: Eine neue Sprache hilft dem Kopf auf die Sprünge, viel Bewegung dem Körper, Alternativ­en bei der sexuellen Betätigung. Sie macht deutlich, dass das Leben mit 70 weder langweilig noch einsam ist — auch wenn sie regelmäßig erklären muss, dass sie als Single glücklich ist.

Das Buch ist nicht nur für ältere Frauen lesenswert, sondern auch für Männer und vor allem junge Menschen. Denn es macht nicht nur Lust aufs Älter- und entspannte­r werden, es räumt auch mit Vorurteile­n auf: „Wir sind die erste Generation, die eine ganz andere Form von Alter lebt und erlebt.“Früher sei man mit 50 schon alt gewesen, damals habe man sich anders gekleidet und verhalten. Diese Wahrnehmun­g habe sich verändert, alt sein ist nicht mehr das, was es mal war: „Mit der jetzigen Generation der 70-Jährigen ist noch voll zu rechnen.“

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