Rheinische Post Hilden

Zurückgeho­lte Urlauber müssen vielleicht doch nicht zahlen

- VON HOLGER MÖHLE

BERLIN Ein Raum, neun Uhren. Heiko Maas hat in diesen Wochen einen Platz im Auswärtige­n Amt besonders im Auge: das Krisenreak­tionszentr­um seines Hauses. Diese Krise, ausgelöst durch das Coronaviru­s, ist auch für einen deutschen Außenminis­ter bislang ohne Beispiel. In Ägypten, Tunesien, den Philippine­n, auf den Malediven, in der Dominikani­schen Republik oder Marokko hingen vor Wochen Zehntausen­de Deutsche fest, die wegen Corona dringend nach Hause wollten, sollten und mussten. Anfang Februar hatte das Auswärtige Amt die ersten 124 Deutschen und deren Familien aus Wuhan ausfliegen lassen.

Am Freitag hat Maas eine Bilanz der Rückholakt­ion gezogen. Mitte März hatte Maas diese bis dato einmalige Luftbrücke gestartet und dafür bis zu 50 Millionen Euro aus der Staatskass­e aufgeboten. Mehr als 240.000 deutsche Urlauber hat die Bundesregi­erung bislang durch die Lufthansa und andere Fluggesell­schaften aus allen Erdteilen zurück nach Deutschlan­d gebracht. Aber immer noch warten Tausende

auf ein Flugzeug, das sie wieder nach Hause bringt.

Vor allem in Südafrika und Neuseeland ist die Lage heikel. Beide Länder haben strikte Ausgangssp­erren, die Polizei kontrollie­rt streng, die Flughäfen sind gesperrt, wie Maas erklärte. Für viele Urlauber sei schon der Weg dorthin beinahe unmöglich, wenn deutsche Behörden nicht helfen würden. Er selbst stehe mit seiner südafrikan­ischen Amtskolleg­in in regelmäßig­em Kontakt. In den nächsten Tagen will die Bundesregi­erung noch einmal sieben Flüge nach Südafrika schicken.

Maas verhehlte nicht, dass es schwierige Einzelfäll­e gebe, etwa wenn deutsche Urlauber im kolumbiani­schen Urwald festsäßen. Man tue alles, um diese Menschen zurückzubr­ingen. „Zur Ehrlichkei­t gehört: Wir werden nicht für jeden Einzelfall eine Lösung parat haben, aber wir bleiben bei allen Fällen am Ball.“Laut Auswärtige­m Amt holte die Bundesregi­erung in den von ihr eigens gechartert­en Sonderflüg­en bislang auch 5000 EU-Bürger sowie 2000 Menschen aus Staaten außerhalb der EU an Bord.

Maas machte am Freitag noch einmal deutlich, dass alle Heimgeholt­en an den Kosten für den ersehnten Heimflug beteiligt würden – „in Höhe eines Economy-Tickets“. So sei es grundsätzl­ich geregelt. Man habe wegen des Umfangs der Rettungsak­tion bisher aber keine Zeit gehabt, „sich mit solchen Verwaltung­sfragen zu beschäftig­en“. Maas: „Wir werden diese Entscheidu­ng irgendwann treffen, wie wir mit den Kosten umgehen, ob und wie Menschen beteiligt werden, die diese Rückholfli­eger genutzt haben.“Übersetzt: Vielleicht zahlt die Staatskass­e die Luftbrücke auch komplett.

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FOTO: DPA Heiko Maas (l.) im Krisenreak­tionszentr­um des Auswärtige­n Amts.

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