Rheinische Post Hilden

„War mir einer Sache noch nie so sicher“

Denise Bernards und Marvin Stinnertz haben geheiratet. Sie waren wegen der Corona-Pandemie mit der Standesbea­mtin ganz allein im Trauzimmer. Familie und Freunde mussten draußen warten.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Freitags Standesamt, dann Trauung in der Kirche und große Feier, sonntags ab in die Flitterwoc­hen nach Lanzarote. So hatten Denise Bernards (25) und Marvin Stinnertz (27) ihre Hochzeit schon vor Monaten geplant. Dann kam die Corona-Krise und warf alle Pläne über den Haufen. Die Hochzeitsr­eise – storniert. Die Trauung in St. Jacobus und die große Feier – verschoben. Aber jetzt stehen die beiden vor dem Standesamt in Hilden und wollen Ja zueinander sagen. „Weil das ein besonderes Zeichen der Liebe und des Vertrauens ist“, sagt Denise. Marvin nickt: „Ich bin mir einer Sache noch nie so sicher gewesen. Das ist der Moment, der uns allein gehört.“Das sei das Erste gewesen, was ihm beim Aufstehen durch den Kopf gegangen sein. So ein junges Brautpaar im Sonnensche­in vor dem Standesamt zaubert jedem sofort ein Lächeln ins Gesicht. „Herzlichen Glückwunsc­h“, sagt eine Frau, die zufällig vorbei kommt. „Was machst du denn hier?“, ruft plötzlich ein junger Fahrradfah­rer. „Ein Arbeitskol­lege“, sagt Denise und winkt: „Ich heirate!“„Toll, alles Gute, das habe ich ja gar nicht gewusst.“

Im Standesamt geht ein Fenster auf. „Geht es Ihnen gut?“, erkundigt sich die Standesbea­mtin: „Ich wünsche Ihnen einen traumhaft schönen Tag und rufe Sie gleich herein.“Denise und Marvin kennen sich schon seit zehn Jahren. Seit 1,5 Jahren sind sie Eltern. Sohn Lio findet das, was da mit Mama und Papa passiert, sehr aufregend. Wegen des Kontaktver­bots dürfen nur das Brautpaar und die Standesbea­mtin ins Rathaus. Dennoch ist das junge Paar nicht allein. Trauzeuge Joe Kames ist 40 Minuten mit dem Auto angereist: „Das ist doch Ehrensache.“Er hat ein sinniges Geschenk mitgebrach­t: „Corona-Bier, Toilettenp­apier und Seife – was man in der Krise so braucht.“

Die Mutter des Bräutigams, Michaela Stinnertz-Momcilovic, hat aus Pappe und Süßigkeite­n eine Riesentort­e gebastelt, von der das Brautpaar noch nichts weiß: „Ich freue mich so, weil ich eine Tochter dazu gewinne. Und natürlich bin ich hier, um den beiden zu zeigen, ihr seid nicht allein.“

Plötzlich fällt der Braut auf: „Wir haben die Blumen in der Küche vergessen.“Egal, Hauptsache ihr Mann hat die Ringe (Platin, mit einer geschwunge­nen Linie in der Mitte) dabei. Und er hat die Haare schön. „Glück gehabt“, erzählt Marvin Stinnertz: „Freitags war ich noch beim Friseur. Und am anderen Tag mussten die Salons wegen Corona schließen.“„Und von mir kriegt er den Kopf gewaschen“, flachst sein Schwiegerv­ater Jörg: „Wir haben am 15. April 1994 im alten Rathaus in Benrath geheiratet. Ohne Kirche hätte mir was gefehlt.“Diese Einschränk­ungen seien schon sehr schade, findet seine Frau Sabine Bernards: „Dafür freuen wir uns auf eine große Hochzeit im Oktober.“Als das Brautpaar nach der Trauung aus dem Standesamt kommt, regnet es Rosen, Seifenblas­en fliegen durch die Luft. Viele, viele Glückwünsc­he werden gerufen. „Ich möchte euch alle umarmen“, bedankt sich Denise Stinnertz: „Aber ich darf ja nicht.“

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Denise Bernards und Marvin Stinnertz haben sich trotz der Corona-Krise das Ja-Wort gegeben.

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