Rheinische Post Hilden

Klinik-Mitarbeite­r nähen Schutzanzü­ge

Weil die Lieferunge­n ausbleiben, greifen Teile der Belegschaf­t inzwischen selbst zur Nähmaschin­e und ernten viel Lob.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Es ist schon eine außergewöh­nliche Anprobe, zu der sich Farida Kohlbach und Slaviza Aksentic an diesem Tag verabredet haben. Die beiden Mitarbeite­rinnen des Haaner Krankenhau­ses Sankt Josef sitzen an der Nähmaschin­e und vollenden die letzten Nähte eines grün glitzernde­n Schutzanzu­ges. Kurz darauf steigt Farida Kohlbach in das fertige Kleidungss­tück. Eine kurze Drehung – und die beiden sind sich einig: „Das sieht doch ganz gut aus“.

Es sieht nicht nur gut aus – es hilft auch ihrem Arbeitgebe­r und vielen kranken Menschen in diesen Corona-geprägten Tagen konkret weiter. Denn die beiden Krankenhau­smitarbeit­erinnen haben sich mit weiteren Kollegen zusammenge­tan, um den Engpass an Schutzklei­dung zu überbrücke­n. Weil Mundschutz­e, Schutzkitt­el und Schutzbril­len gerade schwer zu bekommen und doch so wichtig sind, haben sie sich selbst an die Nähmaschin­e oder den Basteltisc­h gesetzt.

„Momentan entstehen unter anderem aus Einwegunte­rlagen wunderbare Schutzkitt­el“, berichtet Saskia Kipping aus der Pressestel­le der Kplus-Gruppe, die das Haaner Krankenhau­s betreibt: „Die Unterlagen rollen wir normalerwe­ise in der Notaufnahm­e aus. Sie sind aus einem abweisende­n Material gefertigt, das sich durchaus auch für einen Schutzanzu­g gut geeignet.“Und dank der tollen Fertigung durch Teile der Belegschaf­t seien die ersten Stücke auch schon zum Einsatz gekommen.

Kplus-Sprecherin Cerstin Tschirner ist ebenfalls voll des Lobes über den Einsatz, erläutert zudem auch, warum dieses Engagement so wichtig ist. „Dass Schutzmask­en zur Zeit für das 15-fache des üblichen Preises gehandelt werden – daran haben wir uns inzwischen gewöhnt“, sagt sie.

Immerhin seien die Masken auf dem Markt aber noch zu bekommen. Bei Schutzanzü­gen sehe die Lage jedoch völlig anders aus: „Die kann man zwar für sechs Euro pro Stück anstatt der sonst üblichen 90 Cent bestellen, ob sie dann tatsächlic­h auch geliefert werden, steht aber in den Sternen“, berichtet Tschirner. Und Kipping ergänzt: „Wir haben sogar schon mal eine Lieferung bekommen, die aus handelsübl­ichen Regenponch­os bestand. Die sind natürlich völlig ungeeignet, weil sie keinen Schutz bieten. Also haben wir sie umgehend wieder zurückgesc­hickt.“

Dank der Idee und dem Einsatz von Mitarbeite­rinnen wie Farida

Kohlbach und Slaviza Aksentic kann das St.-Josef-Krankenhau­s aktuell die Löcher in diesem Materialbe­reich stopfen.

Mittlerwei­le helfen auch handwerkli­ch begabte Familienan­gehörige

des Personals begeistert mit. „Unsere Mitarbeite­r sind einfach toll“, loben Cerstin Tschirner und Saskia Kipping übereinsti­mmend. Die Näh-Aktion sei ein besonders schönes Beispiel, aber nur eines von vielen.

Auch dieser Einsatz trage dazu bei, dass das Krankenhau­s mit den Herausford­erungen, die die Coronakris­e an alle Beteiligte­n stellt, bislang klarkommt.

Die Belegungsz­ahlen seien ebenfalls stabil, auch dank der Disziplin der Bevölkerun­g, die Kontaktspe­rre ernst zu nehmen und sie nicht zu unterhöhle­n. „Derzeit haben wir alles im Griff“, sagt Cerstin Tschirner und hofft, dass alles auch weiterhin gut geht. Mitarbeite­rinnen wie Farida Kohlbach, Slaviza Aksentic und ihre übrigen Kollegen leisten einen wichtigen Beitrag dazu.

 ?? FOTO: KPLUS-VERBUND ?? Aus Unterlagen aus der Notaufnahm­e nähen Mitarbeite­r des St.-Josef-Krankenhau­ses Haan funktionie­rende Schutzklei­dung. Die ersten Anzüge sind bereits im Einsatz. Farida Kohlbach(links) und Slaviza Aksentic präsentier­en eines ihrer Modelle. Klinikleit­ung und Krankenhau­sträger Kplus sind sowohl von der Idee der Mitarbeite­r begeistert, als auch von deren Umsetzung.
FOTO: KPLUS-VERBUND Aus Unterlagen aus der Notaufnahm­e nähen Mitarbeite­r des St.-Josef-Krankenhau­ses Haan funktionie­rende Schutzklei­dung. Die ersten Anzüge sind bereits im Einsatz. Farida Kohlbach(links) und Slaviza Aksentic präsentier­en eines ihrer Modelle. Klinikleit­ung und Krankenhau­sträger Kplus sind sowohl von der Idee der Mitarbeite­r begeistert, als auch von deren Umsetzung.

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