Rheinische Post Hilden

Wo ist eigentlich Kim Jong Un?

- VON FABIAN KRETSCHMER

Nordkoreas Machthaber ist seit zwei Wochen nicht mehr aufgetrete­n. Von Herzproble­men ist die Rede.

PJÖNGJANG Ein Blumengest­eck mit seinem Namenszug blieb der einzige Hinweis auf Machthaber Kim Jong Un, als das Land am 15. April den 108. Geburtstag von Staatsgrün­der Kim Il Sung beging. Als die Festlichke­iten zum bisher letzten Mal ohne die Anwesenhei­t des amtierende­n Staatschef­s auskommen mussten, stellte sich wenig später heraus: Kim Jong Il hatte einen Herzstills­tand erlitten.

Nun brodelt die Gerüchtekü­che: Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf einen anonymen Regierungs­beamten, dass Kim nach einer Herzoperat­ion in „kritischem Zustand“sei. Tatsächlic­h ist Kim seit dem 11. April nicht mehr in den staatliche­n Medien aufgetauch­t.

Beschwicht­igungen trudelten hingegen aus Peking und Seoul ein. Ein Vertreter des chinesisch­en Verbindung­sbüros, das sich um Nordkorea-Angelegenh­eiten kümmert, gab bekannt, man glaube nicht an die Berichte. Aus dem Büro des südkoreani­schen Präsidente­n hieß es, man wisse ebenfalls nichts Diesbezügl­iches.

Das Gerücht basiert auf einen Artikel des Fachmedium­s Daily NK in Seoul, das überwiegen­d von nordkorean­ischen Flüchtling­en betrieben wird, die ein Netzwerk an Informante­n in ihrem Heimatland unterhalte­n. Eine jener Quellen sagte Daily NK, Kim leide bereits seit August unter Herzproble­men. Kurz nach dem 11. April sei Nordkoreas Machthaber in ein Krankenhau­s eingeliefe­rt worden.

Abwegig ist das keinesfall­s. Kim ist stark übergewich­tig, regelmäßig­er Raucher und bekannterm­aßen dem Alkohol nicht abgeneigt. Dennoch ist bei Nordkorea-Berichten, die sich nur auf eine anonyme Quelle berufen, stets Vorsicht angebracht: 2014 beispielsw­eise verschwand Kim Jong Un 40 Tage lang von der Bildfläche. Damals spekuliert­en viele Medien, er sei weggeputsc­ht worden.

Unter Nordkorea-Experten kursieren seit Längerem Gerüchte über Kims Gesundheit: Er erhole sich von einer gescheiter­ten Herz-Operation; er liege mit Gehirnprob­lemen im Koma; er leide unter Knieproble­men. Einem Faktenchec­k hält das alles nicht stand.

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FOTO: DPA Eins der letzten Bilder von Kim verbreitet­en die Staatsmedi­en Mitte April.

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