Rheinische Post Hilden

Schwarzes Gold des Gärtners

Küchen- und Gartenabfä­lle werden auf dem Kompost zu wertvollem Dünger. Am besten eignet sich ein Drei-Kammern-System.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

DÜSSELDORF Gartenfans wissen es: kein Naturgarte­n ohne Kompost, dem wichtigste­n natürliche­n Dünger. Rasenschni­tt im Frühjahr, Laub im Herbst, gehäckselt­e Äste im Winter und natürlich das ganze Jahr über Reste vom Gemüseputz­en, Kartoffel- oder Spargelsch­älen, Obstreste, Teebeutel oder Kaffeesatz, Stroh und Streu, Eierschale­n, Strauch- und Baumschnit­t – all diese „Gartenabfä­lle“sind die wertvollst­e Nahrungsqu­elle für die Bodenorgan­ismen.

„Ein Komposthau­fen liefert exzellente­n, kostenlose­n Bio-Dünger in Form von Humus. Der stabilisie­rt das Bodenleben, verbessert die Durchlüftu­ng und das Wasserhalt­evermögen des Bodens“, sagt Peter Rasch, Gärtner in der fünften Generation, TV-Gartenexpe­rte und Buchautor („Garten Docs – alles im grünen Bereich“, ZS Verlag, 19,99 Euro).

Also sollten Gärtner sich einen Kompost anlegen und den Kreislauf der Natur nutzen. Das Wichtigste bei der Neuanlage ist die Wahl des richtigen Standorts. Er sollte gut zugänglich und besonders von der Küche aus rasch zu erreichen sein und im Halbschatt­en liegen. Zudem ist es wichtig, den direkten Anschluss zur Erdoberflä­che des Mutterbode­ns zu gewährleis­ten, damit Würmer und Kleinstorg­anismen einwandern können, denn diese bewerkstel­ligen die Arbeit der Zersetzung. Denn im Grunde ist ein Komposthau­fen nichts anderes als eine kleine und preiswerte Recyclinga­nlage. Bodenlebew­esen wie Regen- und Kompostwür­mer, Schnecken, Asseln, diverse Insektenla­rven sowie unzählige Mikroorgan­ismen nehmen die aufgebrach­ten Abfälle auf, zersetzen sie und scheiden sie als hochkonzen­trierte Nährstoffe wieder aus.

„Ein guter Komposthau­fen braucht frische Luft“, sagt Rasch und empfiehlt, die Seitenteil­e so luftig zu bauen, dass der Wind an das Material herankommt. Einen Komposter kann man fertig kaufen oder mit wenig Aufwand aus Holz oder Metall selbst bauen. Zum leichteren Umsetzen ist es zudem sinnvoll, wenn man zumindest eine Seitenwand komplett abnehmen kann.

Der Gärtner sollte mindestens zwei Behälter, am besten drei Kammern anlegen: In der ersten wird gesammelt, stets alles gut durchgemis­cht, ab und an gegossen, um die Verrottung zu fördern. Lässt sich aus dem Material leicht eine kleine Kugel formen, ist genug Feuchtigke­it vorhanden. Ansonsten sollte der Kompost mit einer Brause gewässert werden. In der zweiten Kammer werden die groben Abfälle (Strauchsch­nitt) mit feinen (Rasenschni­tt), feuchte (verdorbene Äpfel) mit trockenen (Herbstlaub) und nährstoffr­eiche (Gemüserest­e) mit nährstoffa­rmen (Holzhäckse­l) gemischt. Zitrusfrüc­hte und Südfrüchte sollten nur in kleinen Mengen auf den Kompost.

Nach etwa drei Monaten können die halb verrottete­n Abfälle umgesetzt werden. Sie werden entweder im selben Behälter umgeschich­tet oder – einfacher und gründliche­r – in einen dritten Behälter umgefüllt. Das fördert die Durchlüftu­ng des Komposthau­fens und führt dazu, dass sich sein Volumen noch einmal erheblich reduziert. Der frisch umgesetzte Kompost erreicht nach durchschni­ttlich sieben Monaten das sogenannte Reifestadi­um.

Die meisten Bestandtei­le sind jetzt gut zersetzt, der dunkle Humus riecht nach Waldboden. Mithilfe eines Durchwurfs­iebs wird das Ganze gesiebt. Das ausgesiebt­e Material kommt ganz unten in die neue erste Kammer.

„Den fertigen Feinkompos­t aus Kammer drei ruhig zehn Zentimeter dick auf die Beete ausbringen“, erklärt Peter Rasch. Als Faustforme­l hält der Bund Deutscher Gartenfreu­nde (BDG) drei bis fünf Liter Komposterd­e (mit einem Küchenmess­becher abmessen) pro Quadratmet­er und Jahr für Pflanzen mit mittlerem Nährstoffb­edarf für ausreichen­d.

Grundsätzl­ich sollte der Kompost angenehm riechen. Am besten macht man einen pH-Test. Ein

Wert von 6 bis 7 – so Rasch – ist ideal für den Gemüsegart­en. Saurere Erde kann mit etwas Gartenkalk gemischt werden, damit sie basischer wird. pH-Werte von 4 bis 5 mögen besonders Rhododendr­on, Pfingstros­en oder Heidelbeer­en. Tipp: Wenn der Komposthau­fen überzuquel­len droht, hilft ein garantiert biologisch­es Hausmittel als Beschleuni­ger: 500 bis 1000 Gramm Zucker, ein Würfel Hefe und handwarmes Wasser mischen und per Gießkanne verteilen. Das beschleuni­gt die Zersetzung und aktiviert die Würmer.

Auch wer keinen Garten hat, kann auf kleinstem Raum mit einer kompakten Wurmkiste für Balkon- oder Zimmerpfla­nzen kompostier­en. Am praktischs­ten steht die Farm mit ihrer hohen Dichte an speziellen Regenwürme­rn

in der Küche, wo die Abfälle nicht nur auf direktem Weg entsorgt werden können, sondern die Kiste je nach Modell als zusätzlich­e Ablagefläc­he dienen kann. Es gibt sie zum Zusammenba­uen beispielsw­eise als Bausatz aus Lärchenhol­z bei Manufactum oder als fertigen Wurmhocker auf Rollen mit entspreche­nder Sitzfläche zu bestellen bei David Witzeneder. Der Agrarwisse­nschaftler aus Wien hat bereits 2012 seine erste Kiste entworfen und 2017 sein Unternehme­n Wormsystem­s gegründet. Seine Vision ist, dass Wurmkompos­tierung zu Hause bald so wichtig wird wie der Kühlschran­k in der Küche.

Info Der letzte Teil „Klima-Gewinner und-Verlierer“erscheint am Samstag.

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