Künstlerin strandet zu Hause in Düsseldorf
Carolin Kewer organisiert Guerilla-Aktionen auf dem Fahrrad in Los Angeles – seit mehreren Jahren lebt die Künstlerin schon in den Vereinigten Staaten, sitzt aber jetzt in der Heimat fest.
DÜSSELDORF/LOS ANGELES Vieles lernt man bekanntlich erst zu schätzen, wenn man es nicht mehr hat. Für die große Leidenschaft der Düsseldorfer Konzeptkünstlerin Carolin Kewer, die seit vielen Jahrzehnten in Los Angeles lebt, trifft das zu. Fahrradfahren, sagt Kewer, ist in der kalifornischen Stadt viel gefährlicher als in Düsseldorf. Zurzeit ist sie auf Heimatbesuch und erzählt, welchen künstlerisch kreativen Ausweg sie für das Problem gefunden hat und was sie an Düsseldorf noch vermisst.
Seit mehr als 20 Jahren lebt Kewer schon in den Vereinigten Staaten. Sie wurde im Stadtteil Oberkassel geboren, wo sie dann auch aufwuchs. Nach der Schule folgte eine Ausbildung zur Fotografin. Anschließend war sie als Designerin tätig und bekam immer mehr internationale Aufträge. „Ich wurde nach Los Angeles eingeladen. Es hat mir so gut gefallen, dass ich dann dort geblieben bin. Über die Jahre hat sie unzählige Albumcover und Filmplakate für international bekannte Künstler und Hollywood-Filme designt. So beispielsweise für die Musiker Yello und die Filmstudios Warner
Bros. „Ich bin Künstlerin, aber man muss sich ja irgendwie über Wasser halten“, sagt sie mit einem Lachen über ihr breites Tätigkeitsfeld“, sagt Kewer.
In Los Angeles, Kalifornien, gibt sie auch Führungen im Kunstmuseum und hat zuletzt eine Wandmalerei in Mexiko ausgestellt. „Ich reise sehr viel und habe das Glück, meine Arbeit immer mitnehmen zu können“, sagt die gebürtige Düsseldorferin. Das sei super, um Inspiration und neue Eindrücke zu gewinnen. Aber auch alte Eindrücke lässt sie gerne aufleben: „Mindestens einmal im Jahr geht es nach Düsseldorf, um meine Mutter zu besuchen und die Radtouren am Rhein zu genießen.“Die deutsche Kultur habe sie sehr zu schätzen gelernt, seit sie in den Vereinigen Staaten wohnt. Dass man beispielsweise als Familie morgens zusammen am Frühstückstisch sitzt, gebe es in Amerika nicht. „Die deutsche Kultur ist super“, sagt Kewer. Ihre größte Leidenschaft jedoch sind die Guerilla-Fahrradtouren
„Art Crash“, die sie initiiert hat. In diesem Jahr hat Kewer bereits zwei solcher Touren in Los Angeles organisiert. Über soziale Netzwerke informiert sie über Datum und Treffpunkt, zu dem jeder eingeladen ist.
„Die Leute bringen ihr eigenes Fahrrad und wir radeln den ganzen Abend mit Partymusik von einer Kunstgalerie zur nächsten.“Bis um 23 Uhr abends die letzte Kunstausstellung schließt, legen die meist 50 Personen großen Gruppen etwa 50 Kilometer zurück. Danach geht es zum gemeinsamen Abschlussessen, bevor man um 4 Uhr morgens zurück am Treffpunkt ankommt. „Es ist immer eine Wahnsinnsparty, weil alle happy sind“, sagt Kewer.
Warum sie scheinbar verrückte Fahrrad-Partys in großen Gruppen Unbekannter veranstaltet? Es vereine Menschen aller Couleur und aller Altersklassen. „Reiche und Arme. Jeder hat Spaß.“Außerdem haben die Aktionen auch einen ernsten Hintergrund: „Los Angeles hat super Wetterbedingungen, aber hier alleine zu radeln, ist super gefährlich.“Fahrradwege würden in der kalifornischen Stadt keineswegs Sicherheit bedeuten. „Ich habe Freunde durch rücksichtslose Autofahrer verloren. Andere mussten die Beine amputiert bekommen.“
In Düsseldorf sei die Gefahr längst nicht so groß, weshalb sich die Künstlerin hier gerne für Touren entlang des Rheins in den Sattel schwingt. Dafür wird sie in den nächsten Tagen zwangsläufig mehr Zeit haben. „Mein Rückflug wurde wegen der Pandemie gecancelt. Wann es zurück geht, ist unklar.“Solange will sie ihrer Mutter unter die Arme greifen und ihre Heimatstadt so gut es geht genießen.