Rheinische Post Hilden

Haaner Kirmes: Entscheidu­ng im Juni

Organisato­r Rainer Skroblies sieht die Chance für das Spektakel zwar nicht sehr optimistis­ch, aber auch nicht bei Null.

- VON PETER CLEMENT

HAAN In den sozialen Medien wird es bereits rauf und runter diskutiert: Das Münchener Oktoberfes­t abgesagt – da sei es doch wohl unvermeidl­ich, dass auch die Haaner Kirmes in diesem Jahr vom Festkalend­er gestrichen werden müsse, argwöhnen einige. Schließlic­h lägen beide Volksfeste im gleichen Zeitkorrid­or.

Rainer Skroblies beteiligt sich an dieser Diskussion nicht. Der „Vater“der Haaner Kirmes, der das Festival seit 18 Jahren für die Stadt organisier­t, hält überhaupt nichts vom Oktoberfes­t-Vergleich: „Bei der Wies’n reden wir von einem Massenspek­takel, das Millionen Menschen aus aller Herren Länder anzieht, die dann in Festzelten zu Tausenden dicht an dicht sitzen“, sagt er. Teilweise müsse schon jetzt mit ersten Aufbauten begonnen werden: „Dass so etwas bei der derzeitige­n Unsicherhe­it nicht durchgezog­en werden kann, lässt sich denken.“

Ganz anders die Haaner Kirmes: „Hier reden wir von einer reinen Freiluftve­ranstaltun­g, bei der zwar bereits 95 Prozent der Verträge abgeschlos­sen sind – deren Aufbau aber binnen weniger Tage über die Bühne geht“, sagt der städtische Ordnungsam­ts-Vize.

Dann fügt er den wichtigen Satz hinzu: „Wir werden uns Anfang Juni mit allen Beteiligte­n zusammense­tzen – Polizei, Feuerwehr, Sicherheit­sdienst und Schaustell­er. Dabei prüfen wir dann, was geht.“Bis zum 31. August dürfen per Behördener­lass im ganzen Land keine Volksfeste stattfinde­n. Sollte dieser Erlass danach gelockert werden oder wegfallen, hätte die Haaner Kirmes vielleicht noch eine Chance.

Auf den Erörterung­stermin im Juni setzen Oliver Wilmering und seine Kollegen große Hoffnungen. Der 41-Jährige ist Vorsitzend­er des Schaustell­erverbande­s Düsseldorf. Er sagt: „Für viele von uns ist die Haaner Kirmes eine Art Hoffnungsp­unkt. Denn die letzten Einnahmen aus Veranstalt­ungen stammen bei den meisten noch aus dem Weihnachts­geschäft. Da hängen richtig Existenzen dran.“

Wilmering und seine Familie gehören seit vielen Jahren zur Stammbeset­zung

in Haan. Sein Vater Dieter, der im vergangene­n Jahr verstarb, war bereits in den ersten Kirmes-Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinem„Glückshaus“dabei. Jetzt betreibt Olivers Bruder die Losbude. Er selbst bereichert den gastronomi­schen Bereich mit seinem Imbiss, und auch der Brezelstan­d ist im Familienbe­trieb.

Gemeinsam mit anderen kleineren Buden versucht der Schaustell­er zurzeit ein Konzept umzusetzen, das eine Art dauerhafte­n Wochenmark­t in größeren Städten über die Sommermona­te hinweg beinhaltet. Dann fielen zumindest die gastronomi­schen Anbieter nicht auf Null.

Wilmering nennt allerdings auch das Beispiel eines Kollegen, der gerade erst 2,5 Millionen Euro in sein neues Fahrgeschä­ft investiert hat. „Der verdient im Augenblick keinen Cent, um diese Ausgabe wieder hereinzuho­len. Und er ist längst nicht der einzige.“

Eine Haaner Kirmes im September wäre zumindest etwas „fürs Gemüt“, betont der Schaustell­er-Chef: „Denn die Atmosphäre hier ist herzlich und familiär. Das tut uns allen gut.“

Fürs wirtschaft­liche Überleben sei jetzt aber Vater Staat gefragt – und zwar nicht mit Krediten, sondern handfesten Zuschüssen. Andernfall­s wäre so manches Kirmesspek­takel künftig in Gefahr, nicht nur das Haaner. „Ohne Hilfe“, sagt Wilmering, „ gehen 80 Prozent der Schaustell­er pleite.“

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RP-FOTOS (2): STEPHAN KÖHLEN Haaner Kirmes 2019 – so schoben sich vor allem am Wochenende die Massen über die Amüsiermei­le.
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Rainer Skroblies organisier­t die Haaner Kirmes seit 18 Jahren.

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