Kleider landen nach der Anprobe in „Quarantäne“
DÜSSELDORF Es ist eine Frage, die Betreiber von Modegeschäften und Kunden gleichermaßen umtreibt: Wie lange überleben Coronaviren auf Textilien? Eine eindeutige Antwort haben Forscher bisher nicht. Auch gibt es keine offiziellen Vorgaben, an die sich Bekleidungsgeschäfte halten müssen. Seit Montag dürfen kleinere Geschäfte wieder öffnen; seitdem gehen viele Betreiber auf Nummer sicher. Ein Beispiel: Die Mitarbeiter in der Düsseldorfer Filiale des Damenmodengeschäfts Fabelhaft sind angewiesen, Kleidungsstücke, die von Kunden zwar anprobiert, aber nicht gekauft wurden, für 24 Stunden quasi in „Quarantäne“einzulagern – getrennt vom übrigen Sortiment.
Mit dieser ungewöhnlichen Maßnahme ist das Unternehmen nicht allein: So soll auch die spanische Modekette Mango anprobierte Kleidungsstücke für 48 Stunden vom übrigen Sortiment trennen – für den Fall, dass sie ein Kunde mit Corona-Infektion anprobiert hat und Viren daran haften.
Tatsächlich ist dem Bundesinstitut für Risikobewertung nichts zur Überlebensdauer des Erregers SarsCoV-2 auf Textilien und in Waschmaschinen bekannt. Allerdings rät das Institut dazu, Textilien, die mit infektiösen Körperflüssigkeiten in Kontakt gekommen sind, bei mindestens 60 Grad mit einem Vollwaschmittel in der Waschmaschine zu reinigen. Auch der Modeverband Deutschland verweist auf das Bundesinstitut; eine konkrete Handlungsanweisung für Modegeschäfte gebe es nicht.
Die kleinen Geschäfte, die jetzt Mode verkaufen dürfen, setzen indes zusätzlich auf Desinfektionsmittel. „Wir desinfizieren täglich die Kleiderbügel, die Stangen und den Boden“, sagt Boutique-Inhaberin Kim Lya aus Düsseldorf. Anprobierte Kleider einzulagern, komme für sie nicht in Frage – auch, weil ihr Angebot nicht so viele Stücke umfasse wie das größerer Händler. Wie Kim Lya setzt auch Boutique-Inhaberin Daniela Perak darauf, ihre Kunden gezielt zu beraten und ihnen nach Möglichkeit das gewünschte Kleidungsstück direkt in der passenden Größe herauszusuchen: „Dadurch gibt es nur wenige Rückläufer.“
Die Kunden, die nach der Corona-Pause in die ersten offenen Geschäfte gehen, um Kleidung zu kaufen, sind laut Fabelhaft-Chef Georg Konrad stark sensibilisiert: Die meisten ließen nur wenige Stücke zurückgehen. Zusätzlich desinfiziert werden die Kleider bei ihm nicht, jedoch trügen im Geschäft fast alle Menschen Atemmasken.