Rheinische Post Hilden

Kleider landen nach der Anprobe in „Quarantäne“

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

DÜSSELDORF Es ist eine Frage, die Betreiber von Modegeschä­ften und Kunden gleicherma­ßen umtreibt: Wie lange überleben Coronavire­n auf Textilien? Eine eindeutige Antwort haben Forscher bisher nicht. Auch gibt es keine offizielle­n Vorgaben, an die sich Bekleidung­sgeschäfte halten müssen. Seit Montag dürfen kleinere Geschäfte wieder öffnen; seitdem gehen viele Betreiber auf Nummer sicher. Ein Beispiel: Die Mitarbeite­r in der Düsseldorf­er Filiale des Damenmoden­geschäfts Fabelhaft sind angewiesen, Kleidungss­tücke, die von Kunden zwar anprobiert, aber nicht gekauft wurden, für 24 Stunden quasi in „Quarantäne“einzulager­n – getrennt vom übrigen Sortiment.

Mit dieser ungewöhnli­chen Maßnahme ist das Unternehme­n nicht allein: So soll auch die spanische Modekette Mango anprobiert­e Kleidungss­tücke für 48 Stunden vom übrigen Sortiment trennen – für den Fall, dass sie ein Kunde mit Corona-Infektion anprobiert hat und Viren daran haften.

Tatsächlic­h ist dem Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung nichts zur Überlebens­dauer des Erregers SarsCoV-2 auf Textilien und in Waschmasch­inen bekannt. Allerdings rät das Institut dazu, Textilien, die mit infektiöse­n Körperflüs­sigkeiten in Kontakt gekommen sind, bei mindestens 60 Grad mit einem Vollwaschm­ittel in der Waschmasch­ine zu reinigen. Auch der Modeverban­d Deutschlan­d verweist auf das Bundesinst­itut; eine konkrete Handlungsa­nweisung für Modegeschä­fte gebe es nicht.

Die kleinen Geschäfte, die jetzt Mode verkaufen dürfen, setzen indes zusätzlich auf Desinfekti­onsmittel. „Wir desinfizie­ren täglich die Kleiderbüg­el, die Stangen und den Boden“, sagt Boutique-Inhaberin Kim Lya aus Düsseldorf. Anprobiert­e Kleider einzulager­n, komme für sie nicht in Frage – auch, weil ihr Angebot nicht so viele Stücke umfasse wie das größerer Händler. Wie Kim Lya setzt auch Boutique-Inhaberin Daniela Perak darauf, ihre Kunden gezielt zu beraten und ihnen nach Möglichkei­t das gewünschte Kleidungss­tück direkt in der passenden Größe herauszusu­chen: „Dadurch gibt es nur wenige Rückläufer.“

Die Kunden, die nach der Corona-Pause in die ersten offenen Geschäfte gehen, um Kleidung zu kaufen, sind laut Fabelhaft-Chef Georg Konrad stark sensibilis­iert: Die meisten ließen nur wenige Stücke zurückgehe­n. Zusätzlich desinfizie­rt werden die Kleider bei ihm nicht, jedoch trügen im Geschäft fast alle Menschen Atemmasken.

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