Rheinische Post Hilden

Polizei warnt Senioren vor massiven Betrugsatt­acken

- VON HELENE PAWLITZKI

Düsseldorf Seit Ostern ist die Zahl der Anzeigen wegen Betrugsver­suchen am Telefon in Düsseldorf drastisch gestiegen. Allein seit vergangene­m Freitag (17. April) wurden rund 100 Strafanzei­gen gestellt. Meist blieb es beim Versuch. Das ist bei solchen Delikten normal. In den Fällen, in denen die Verbrecher Erfolg haben, erbeuten sie hohe Summen.

Basierend auf einem der jüngsten Fälle hat die Polizei ein abgewandel­tes Vernehmung­sprotokoll eines Geschädigt­en veröffentl­icht. Beim Lesen wird deutlich: Die Anrufer gehen psychologi­sch höchst geschickt vor. In diesem Fall suggeriert­en sie einem Düsseldorf­er Senioren, sie hätten bei einem Einbrecher einen Zettel mit seinem Namen gefunden. Sein Geld sei auf der Bank nicht sicher. Mit vielen Details überzeugen sie den anfänglich skeptische­n Mann, 10.000 Euro abzuheben. Noch perfider: Sie bringen ihn dazu, bei einer Seniorin in Neuss eine Tasche mit Wertsachen abzuholen und mitsamt seinem eigenen Geld auf einem Parkplatz zu deponieren. Erst als sie ihn überreden wollen, ein weiteres Konto zu leeren, klärt ihn seine Enkelin über die Masche auf. Doch da ist er schon viel Geld los.

Genaue Größenordn­ungen will die Polizei nicht nennen. Sprecher Kim Freigang macht aber sehr deutlich, dass es aktuell um außergewöh­nlich hohe Schadenssu­mmen geht, insbesonde­re auf die kurze Zeit gerechnet. Hinzu komme vermutlich eine hohe Dunkelziff­er. Eine Vergleichs­zahl: Mindestens 689.000

Euro erbeuteten Betrüger 2019 bei Düsseldorf­er Senioren. In der Polizeista­tistik für 2020 wird dieser Wert sehr deutlich übertroffe­n werden – das steht schon heute fest.

Ein halbes Dutzend Polizeimit­arbeiter waren deshalb am Freitagmit­tag im Linksrhein­ischen unterwegs, verteilten Flyer und führten Info-Gespräche. Die Zielgruppe: alle Menschen, die zum Zuhören bereit waren. „Wir sprechen heute das Umfeld der Opfer an – Angehörige, Freunde, Bekannte. Jeder, der einen Menschen kennt, der ins Visier der Betrüger geraten könnte, sollte ihn eindringli­ch warnen“, so Polizeispr­echer Freigang.

Mit unterwegs war auch Kriminalha­uptkommiss­ar Reinhard Busch aus der Beratungss­telle in der Luisenstra­ße. Einer über 90-Jährigen überreicht er am Barbarossa­platz einen Flyer. „Die Masche kenne ich aus dem Fernsehen“, erklärt die Dame sofort. „Ich habe die Tage gerade bei der Polizei gemeldet, dass mich in kurzen Abständen jemand angerufen und gefragt hat: Haben Sie ein Sparbuch?“Drei Mal habe es solche Anrufe gegeben. „Lassen Sie sich auf kein Gespräch ein“, warnt Busch sie. „Man muss leider heutzutage manchmal unhöflich an der Tür oder am Telefon sein.“Die Kampagne der Polizei heißt passend dazu „Düsseldorf legt auf“.

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