Friseure freuen sich auf den Neustart
Ab dem 4. Mai dürfen die Salons wieder öffnen. Ein Blick auf die Vorbereitungen bei den Favoriten-Friseuren am Fürstenwall.
UNTERBILK Die Friseure in Düsseldorf bereiten sich intensiv auf die bevorstehende Wiedereröffnung ihrer Geschäfte am 4. Mai vor. „Ich freue mich riesig drauf“, sagt der Inhaber der Favoriten-Friseure in Unterbilk, Andreas Dierdorf. Sein Kalender füllt sich momentan Stunde um Stunde mehr, Termine für die erste Woche sind schon längst nicht mehr frei, auch in der Zeit danach sieht es eng aus. Gerade blickt wieder ein Kunde über den als Zugangssperre in der Tür stehenden Tisch in den Salon: „Kann ich einen Termin vereinbaren?“
Der Friseurmeister, der sich gerade an das dauerhafte Tragen einer Maske gewöhnt, hat in den vergangenen Wochen große Anstrengungen unternommen, um den Kontakt zu den Stammkundinnen und Stammkunden zu halten und dafür zu sorgen, dass sein Salon weiter präsent bleibt. „Ich habe viel mit Menschen telefoniert und dabei auch einige sehr schöne, freundliche Gespräche gehabt“, berichtet er. „Wir haben auch unser Schaufenster mehrfach aktualisiert; und zweimal in der Woche hatten wir für zwei Stunden geöffnet.“Natürlich nicht zum Haareschneiden, aber für die Abholung der vorbestellten Care-Pakete, die der Friseur für seine Kunden gepackt hat: Haarfärbe-Sets für zuhause, inklusive Handschuhen, Handcreme und einer Anleitung. „Es war mir sehr wichtig, weiter mit den Kunden in Kontakt zu sein“, sagt Dierdorf. Was er dagegen abgelehnt hat: die Bitten, ob er nicht trotz des Verbots zum Hausbesuch kommen und Haare schneiden könne. „Solche Anfragen hat es durchaus gegeben. Aber ich schließe doch nicht über Wochen meinen Salon, um dann die Maßnahmen zu missachten und zu riskieren, dass bald wieder alles geschlossen ist.“
Vor 20 Jahren hat er seinen Salon eröffnet, ist im Viertel um den Fürstenwall längst bekannt und bei den Stammkunden beliebt. „Vielleicht bin ich deshalb insgesamt so ruhig geblieben“, sagt er jetzt. Nur ganz am Anfang, als die Schließung der Salons angeordnet wurde, da bekam er Angst, sorgte sich um die Zukunft. Dann aber schaltete er in den Arbeitsmodus um, es gab viel zu tun, und das hat er angepackt. Die staatlichen Hilfen für sein kleines Unternehmen beantragt zum Beispiel, seine beiden Teilzeit-Mitarbeiter schweren Herzens in Kurzarbeit geschickt und einen gut laufenden Gutschein-Verkauf angekurbelt, um weiter liquide zu bleiben. Momentan renoviert er im Salon noch ein wenig für die Zeit nach der Wiedereröffnung. „Und es gab sogar Momente, in denen war es ganz schön, mal ein wenig Zeit zu haben.“
Dennoch weiß er, dass er mit dieser Sichtweise einer der Glücklicheren in seiner Branche ist – im Gegensatz beispielsweise zu jüngeren Kolleginnen und Kollegen, deren Salon eher frisch eröffnet ist, die noch nicht die Routine haben, um nun unter Druck alles abzuwickeln. „Wenn diese Krise gekommen wäre, als ich noch am Anfang stand, hätte das alles auch für mich ganz anders laufen können“, sagt er: „Inzwischen habe ich aber die Ruhe, die man in so einer Situation braucht.“
Nun blickt er nach vorne, auf die anstehenden Wochen, in denen so vieles anders sein wird in seinem Alltag. „Ich plane als erstes mehr Zeit für die Termine ein, damit sich die Kunden im Laden nicht begegnen. Wer reinkommt, wird zunächst zum Händewaschen geschickt, und natürlich trage ich eine Maske.“Seine Kunden bittet er momentan schon bei der Terminvereinbarung, dass auch sie sich eine eigene Maske mitbringen sollen. Und seine Mitarbeiter setzt er – vorerst – auch noch nicht wieder ein, er will erst einmal testen, wie es mit den Abständen im Salon funktioniert. „Natürlich freue ich mich aber darauf, wenn sie wieder dabei sind.“
Auch bei der Friseur-Innung in Düsseldorf blickt man gespannt auf den 4. Mai. Die Branche sei von Beginn der Corona-Krise an zweigeteilt gewesen, sagt Sprecher Rene Krombholz, selbst Inhaber des Salons Figaro in Unterbilk – der ebenfalls schon viele Buchungen für die ersten Wochen verzeichnen kann. „Einige wollten schließen, andere hätten ihre Salons gerne weiter offengehalten. Und auch jetzt sind nicht alle gleicher Meinung.“Immerhin gibt es inzwischen verbindliche Regeln zum Arbeitsschutz, die die einzuhaltenden Standards klarstellen.
Klar sei aber allen, dass es ein Kraftakt sein wird, die Salons wieder ans Laufen zu bekommen. „Das wahre Problem der Branche wird sich erst über die kommenden Monate zeigen“, sagt Krombholz, der auf die niedrigen Margen im Friseurhandwerk hinweist und auch mit Preiserhöhungen für die Dienstleistungen rechnet. Durch die nötigen umfassenden Desinfektionen fielen Mehrarbeit und Mehrkosten an, gleichzeitig dürfe der Laden wegen der Abstandsregeln aber eben auch nicht zu voll werden.
Auch Andreas Dierdorf von den Favoriten weiß, dass nicht alles sofort wieder sein wird wie vorher. Trotzdem ist er voller Tatendrang. An diesem Sonntag macht er beim digitalen Stadtteilfest des Lorettoviertels mit, schneidet ab 17.15 Uhr im Livestream seiner Freundin die Haare. Motto: „Wir zeigen, worauf ihr euch ab dem 4. Mai bei uns freuen könnt.“