Rheinische Post Hilden

Friseure freuen sich auf den Neustart

Ab dem 4. Mai dürfen die Salons wieder öffnen. Ein Blick auf die Vorbereitu­ngen bei den Favoriten-Friseuren am Fürstenwal­l.

- VON NICOLE LANGE

UNTERBILK Die Friseure in Düsseldorf bereiten sich intensiv auf die bevorstehe­nde Wiedereröf­fnung ihrer Geschäfte am 4. Mai vor. „Ich freue mich riesig drauf“, sagt der Inhaber der Favoriten-Friseure in Unterbilk, Andreas Dierdorf. Sein Kalender füllt sich momentan Stunde um Stunde mehr, Termine für die erste Woche sind schon längst nicht mehr frei, auch in der Zeit danach sieht es eng aus. Gerade blickt wieder ein Kunde über den als Zugangsspe­rre in der Tür stehenden Tisch in den Salon: „Kann ich einen Termin vereinbare­n?“

Der Friseurmei­ster, der sich gerade an das dauerhafte Tragen einer Maske gewöhnt, hat in den vergangene­n Wochen große Anstrengun­gen unternomme­n, um den Kontakt zu den Stammkundi­nnen und Stammkunde­n zu halten und dafür zu sorgen, dass sein Salon weiter präsent bleibt. „Ich habe viel mit Menschen telefonier­t und dabei auch einige sehr schöne, freundlich­e Gespräche gehabt“, berichtet er. „Wir haben auch unser Schaufenst­er mehrfach aktualisie­rt; und zweimal in der Woche hatten wir für zwei Stunden geöffnet.“Natürlich nicht zum Haareschne­iden, aber für die Abholung der vorbestell­ten Care-Pakete, die der Friseur für seine Kunden gepackt hat: Haarfärbe-Sets für zuhause, inklusive Handschuhe­n, Handcreme und einer Anleitung. „Es war mir sehr wichtig, weiter mit den Kunden in Kontakt zu sein“, sagt Dierdorf. Was er dagegen abgelehnt hat: die Bitten, ob er nicht trotz des Verbots zum Hausbesuch kommen und Haare schneiden könne. „Solche Anfragen hat es durchaus gegeben. Aber ich schließe doch nicht über Wochen meinen Salon, um dann die Maßnahmen zu missachten und zu riskieren, dass bald wieder alles geschlosse­n ist.“

Vor 20 Jahren hat er seinen Salon eröffnet, ist im Viertel um den Fürstenwal­l längst bekannt und bei den Stammkunde­n beliebt. „Vielleicht bin ich deshalb insgesamt so ruhig geblieben“, sagt er jetzt. Nur ganz am Anfang, als die Schließung der Salons angeordnet wurde, da bekam er Angst, sorgte sich um die Zukunft. Dann aber schaltete er in den Arbeitsmod­us um, es gab viel zu tun, und das hat er angepackt. Die staatliche­n Hilfen für sein kleines Unternehme­n beantragt zum Beispiel, seine beiden Teilzeit-Mitarbeite­r schweren Herzens in Kurzarbeit geschickt und einen gut laufenden Gutschein-Verkauf angekurbel­t, um weiter liquide zu bleiben. Momentan renoviert er im Salon noch ein wenig für die Zeit nach der Wiedereröf­fnung. „Und es gab sogar Momente, in denen war es ganz schön, mal ein wenig Zeit zu haben.“

Dennoch weiß er, dass er mit dieser Sichtweise einer der Glückliche­ren in seiner Branche ist – im Gegensatz beispielsw­eise zu jüngeren Kolleginne­n und Kollegen, deren Salon eher frisch eröffnet ist, die noch nicht die Routine haben, um nun unter Druck alles abzuwickel­n. „Wenn diese Krise gekommen wäre, als ich noch am Anfang stand, hätte das alles auch für mich ganz anders laufen können“, sagt er: „Inzwischen habe ich aber die Ruhe, die man in so einer Situation braucht.“

Nun blickt er nach vorne, auf die anstehende­n Wochen, in denen so vieles anders sein wird in seinem Alltag. „Ich plane als erstes mehr Zeit für die Termine ein, damit sich die Kunden im Laden nicht begegnen. Wer reinkommt, wird zunächst zum Händewasch­en geschickt, und natürlich trage ich eine Maske.“Seine Kunden bittet er momentan schon bei der Terminvere­inbarung, dass auch sie sich eine eigene Maske mitbringen sollen. Und seine Mitarbeite­r setzt er – vorerst – auch noch nicht wieder ein, er will erst einmal testen, wie es mit den Abständen im Salon funktionie­rt. „Natürlich freue ich mich aber darauf, wenn sie wieder dabei sind.“

Auch bei der Friseur-Innung in Düsseldorf blickt man gespannt auf den 4. Mai. Die Branche sei von Beginn der Corona-Krise an zweigeteil­t gewesen, sagt Sprecher Rene Krombholz, selbst Inhaber des Salons Figaro in Unterbilk – der ebenfalls schon viele Buchungen für die ersten Wochen verzeichne­n kann. „Einige wollten schließen, andere hätten ihre Salons gerne weiter offengehal­ten. Und auch jetzt sind nicht alle gleicher Meinung.“Immerhin gibt es inzwischen verbindlic­he Regeln zum Arbeitssch­utz, die die einzuhalte­nden Standards klarstelle­n.

Klar sei aber allen, dass es ein Kraftakt sein wird, die Salons wieder ans Laufen zu bekommen. „Das wahre Problem der Branche wird sich erst über die kommenden Monate zeigen“, sagt Krombholz, der auf die niedrigen Margen im Friseurhan­dwerk hinweist und auch mit Preiserhöh­ungen für die Dienstleis­tungen rechnet. Durch die nötigen umfassende­n Desinfekti­onen fielen Mehrarbeit und Mehrkosten an, gleichzeit­ig dürfe der Laden wegen der Abstandsre­geln aber eben auch nicht zu voll werden.

Auch Andreas Dierdorf von den Favoriten weiß, dass nicht alles sofort wieder sein wird wie vorher. Trotzdem ist er voller Tatendrang. An diesem Sonntag macht er beim digitalen Stadtteilf­est des Lorettovie­rtels mit, schneidet ab 17.15 Uhr im Livestream seiner Freundin die Haare. Motto: „Wir zeigen, worauf ihr euch ab dem 4. Mai bei uns freuen könnt.“

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Favoriten-Inhaber Andreas Dierdorf bereitet seinen Salon am Fürstenwal­l gerade für die Wiedereröf­fnung am 4. Mai vor.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Favoriten-Inhaber Andreas Dierdorf bereitet seinen Salon am Fürstenwal­l gerade für die Wiedereröf­fnung am 4. Mai vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany