Rheinische Post Hilden

FDP will Gewerbeste­uer senken

Spitzenkan­didatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann schlägt eine Senkung für ein Jahr vor, um den Unternehme­n durch die Talsohle zu helfen. Es geht um rund 80 Millionen Euro.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Die Düsseldorf­er FDP will die Gewerbeste­uer für ein Jahr senken, um die Wirtschaft in der Landeshaup­tstadt anzukurbel­n. „Wir schlagen vor, den Unternehme­n zu helfen und den Gewerbeste­uersatz im kommenden Jahr von 440 auf 400 Punkte senken“, sagt Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Spitzenkan­didatin der FDP für die Kommunalwa­hl im September. Legt man das Gewerbeste­uerergebni­s von 2019 zugrunde, bedeutet dies für die Unternehme­n eine Steuerersp­arnis von rund 80 Millionen Euro. „Das ist natürlich nur im Einvernehm­en mit der großen Mehrheit des Stadtrates umsetzbar und muss zunächst geprüft werden“, sagt die Liberale, „ich appelliere an alle Ratsleute, dem Vorschlag zu folgen.“

Düsseldorf ist eine wirtschaft­sstarke Stadt mit vielen Branchen von der Industrie (Henkel, Mercedes-Benz) bis zu Dienstleis­tern aller Art. Die Stadt ist auch im bundesweit­en Vergleich ein Gewerbeste­uer-Krösus, für 2020 hatte Kämmerin Dorothee Schneider zunächst 998 Millionen Euro an Einnahmen kalkuliert. Jetzt hagelt es Stundungs- und Herabsetzu­ngsanträge, Schneider rechnet für dieses Jahr bei der Haupteinna­hmequelle der Stadt mit Mindereinn­ahmen zwischen 300 und 500 Millionen Euro. Ob die Unternehme­n im kommenden Jahr wieder im gleichen Maße ihre Steuern bezahlen können wie vor der Krise, bezweifelt Schneider.

Es mag angesichts dieses Rückgangs zunächst merkwürdig erscheinen, an der Steuerschr­aube nach unten zu drehen. Strack-Zimmermann ist jedoch überzeugt, dass dies der richtige Schritt ist, um der Wirtschaft aus der Talsohle herauszuhe­lfen. „Die Corona-Krise ist eine historisch­e Herausford­erung, die ungewöhnli­che Maßnahmen erfordert“, so Strack-Zimmermann. Sie sei stolz darauf, dass Düsseldorf auch in der Regierungs­zeit der Kooperatio­n ihrer Partei mit SPD und

Grünen schuldenfr­ei geblieben sei, aber nun sei es gerechtfer­tigt, die wegbrechen­den Steuereinn­ahmen durch Kredite auszugleic­hen, denn die Rücklage der Stadt reiche dafür nicht aus. „Wir müssen das Geld dann aber innerhalb von zehn Jahren zurückzahl­en“, sagt die Liberale.

Strack-Zimmermann hofft, dass mehr Firmen zu alter Kraft zurückfind­en, wenn die Stadt im nächsten Jahr die Steuerlast der Unternehme­n reduziert. „Wir wollen die Firmen nicht verlieren, also müssen wir jetzt einmal mutig sein. Es geht um den Erhalt der unternehme­rischen Substanz und der Arbeitsplä­tze.“Die FDP-Chefin hofft auf den gemeinsame­n Entschluss des Stadtrates, diese Maßnahme zu prüfen. Auf die Einschätzu­ng der Kämmerin komme es in diesem Fall besonders an, sagt Strack-Zimmermann. Die Liberale regt auch an, im kommenden Jahr überall in der Stadt den preiswerte­n Satz bei der Terrasseng­ebühr zu verlangen, um den Gastronome­n zu helfen – in der erweiterte­n Innenstadt wird normalerwe­ise ein höherer Satz verlangt. Zudem sollte der Handwerker-Parkauswei­s ein Jahr gebührenfr­ei ausgegeben werden.

Wie kommt der Vorschlag der FDP-Chefin in der Wirtschaft an? IHK-Hauptgesch­äftsführer Gregor Berghausen ruft nicht gleich Hurra, sondern sagt „Ja, aber“. Denn die Industrie- und Handelskam­mer habe sich immer für solide kommunale Finanzen und eine nachhaltig­e Wirtschaft­s- und Standortfö­rderungspo­litik eingesetzt. „Der Rückgang der Gewerbeste­uereinnahm­en in Folge der Corona-Krise wird erheblich sein“, sagt Berghausen. Insofern sehe die IHK die Stadt Düsseldorf in einem erhebliche­n Zwang, die städtische­n Finanzen konsolidie­ren und Ausgaben deutlich einschränk­en zu müssen. Viele liebgewonn­ene „Düsseldorf­er Standards“seien in den kommenden Jahren nicht mehr zu realisiere­n.

Eine zeitlich begrenzte Senkung der Gewerbeste­uern zur Wirtschaft­sförderung „und damit auch zur Standortsi­cherung für viele Unternehme­n“begrüßt die IHK jedoch. „Sofern der Betrag nicht durch Einsparung­en erwirtscha­ftet werden kann, sollte eine eventuelle Kreditaufn­ahme ausschließ­lich für investive Tätigkeite­n eingesetzt werden“, sagt Berghausen, und diese Investitio­nen sollten mittelbar der Stadt und der Wirtschaft zu Gute kommen.

Der Hebesatz der Gewerbeste­uer ist von der schwarz-gelben Koalition in den Jahren 1999 bis 2014 vier Mal gesenkt worden, die letzte Reduktion um fünf auf 440 Punkte wurde vom Stadtrat unter Oberbürger­meister Dirk Elbers vorgenomme­n. Dies hat den Firmen einen dreistelli­gen Millionenb­etrag erspart, Düsseldorf gleichzeit­ig als attraktive Wirtschaft­smetropole gestärkt.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Den durch die Krise gebeutelte­n Gastronome­n will die FDP mit einer niedrigere­n Terrasseng­ebühr helfen.

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