Vom Unternehmensberater zum Shut-Down-Manager
Eike Wenning berät Firmen zu Fragen, wie man den Betrieb während der Corona-Krise herunter- und nun auch wieder hochfahren kann.
DÜSSELDORF Das Arbeitsfeld von Eike Wenning wandelt sich in diesen Wochen immer wieder. Üblicherweise kümmert sich der Senior Consultant beim Beratungsunternehmen Drees & Sommer um Gebäudemanagement in der klassischen Form. Er berät in Düsseldorf und NRW private oder staatliche Institutionen vor allem in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit vom Immobilien. Die Corona-Pandemie hat seine Aufgaben verändert. „Unsere Kunden wurden plötzlich mit ganz anderen Herausforderungen konfrontiert. Besonders am Anfang der Krise hatten die Unternehmen damit Schwierigkeiten, ihre Flächen und Gebäude zu managen. Licht aus, Tür zu, Kosten runter – das funktioniert in den meisten Fällen nicht“, sagt Wenning, der daraufhin zum so genannten Shut Down Manager wurde. Er half den Firmen mit Checklisten rund um die Themen Reinigung und Hygiene, Betrieb und Facility Management, Sicherheit und Brandschutz, Gebäudeund Anlagentechnik sowie Arbeitsplätze.
„Nicht nur die Schließung beziehungsweise Stilllegung der Fläche oder des Gebäudes muss präzise geplant und durchgeführt werden, sondern die komplette damit zusammenhängende Infrastruktur muss strukturiert herunter- und danach wieder hochgefahren werden“, sagt Wenning. Und an genau diesem Punkt, dem Re-Start, sind nun viele Unternehmen angekommen. „Angesichts der Lockerungen stellen sich unseren Kunden nun ganz andere Herausforderungen: Wie bereite ich mich vernünftig vor? Wie schütze ich meine Mitarbeiter? Wie schafft man es allgemein, den Betrieb in den Büros wieder hochzufahren?“
Ein großer Punkt sind dabei die technischen Voraussetzungen. Alle Anlagen hätten eigentlich auch während des Lock-downs gewartet und geprüft werden müssen. Nun muss gecheckt werden, ob es dort
Defizite gibt. Ein plakatives Beispiel: Wurden die Trinkwasser-Leitungen in der Küche und im Toilettenbereich ausreichend gespült, damit die Gefahr von Legionellen ausgeschlossen werden kann?
Die größte Herausforderung sind aber die organisatorischen Maßnahmen. Es muss geklärt werden, wie viele Mitarbeiter in Büros sitzen dürfen und wie der vorgeschriebene Abstand gewahrt werden kann. Ein weiteres Problem können Aufzüge sein. Mancherorts dürfen sie nur noch durch Mitarbeiter genutzt werden, die keine andere Wahl haben. Zudem wird versucht, in Gebäuden mit zwei Treppenhäusern jeweils eine Einbahnstraße zum
Aufwärts- und Abwärtsgehen einzuführen.
Wenning berichtet, dass es bei Industrieunternehmen eine große Unsicherheit gibt, wie sich die Konjunktur entwickeln wird. „Wir haben einige Kunden, die Probleme mit Lieferketten haben und deshalb noch nicht wieder produzieren können, obwohl sie eigentlich die Voraussetzungen dafür geschaffen haben“, sagt er. Wenning glaubt daher, dass es einen weichen Re-Start geben wird.
Bis zur Rückkehr in die Normalität wird es bei den meisten Unternehemen seiner Einschätzung nach noch bis ins vierte Quartal dieses Jahres dauern.