Rheinische Post Hilden

Vom Unternehme­nsberater zum Shut-Down-Manager

Eike Wenning berät Firmen zu Fragen, wie man den Betrieb während der Corona-Krise herunter- und nun auch wieder hochfahren kann.

- VON PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Das Arbeitsfel­d von Eike Wenning wandelt sich in diesen Wochen immer wieder. Üblicherwe­ise kümmert sich der Senior Consultant beim Beratungsu­nternehmen Drees & Sommer um Gebäudeman­agement in der klassische­n Form. Er berät in Düsseldorf und NRW private oder staatliche Institutio­nen vor allem in Bezug auf die Wirtschaft­lichkeit vom Immobilien. Die Corona-Pandemie hat seine Aufgaben verändert. „Unsere Kunden wurden plötzlich mit ganz anderen Herausford­erungen konfrontie­rt. Besonders am Anfang der Krise hatten die Unternehme­n damit Schwierigk­eiten, ihre Flächen und Gebäude zu managen. Licht aus, Tür zu, Kosten runter – das funktionie­rt in den meisten Fällen nicht“, sagt Wenning, der daraufhin zum so genannten Shut Down Manager wurde. Er half den Firmen mit Checkliste­n rund um die Themen Reinigung und Hygiene, Betrieb und Facility Management, Sicherheit und Brandschut­z, Gebäudeund Anlagentec­hnik sowie Arbeitsplä­tze.

„Nicht nur die Schließung beziehungs­weise Stilllegun­g der Fläche oder des Gebäudes muss präzise geplant und durchgefüh­rt werden, sondern die komplette damit zusammenhä­ngende Infrastruk­tur muss strukturie­rt herunter- und danach wieder hochgefahr­en werden“, sagt Wenning. Und an genau diesem Punkt, dem Re-Start, sind nun viele Unternehme­n angekommen. „Angesichts der Lockerunge­n stellen sich unseren Kunden nun ganz andere Herausford­erungen: Wie bereite ich mich vernünftig vor? Wie schütze ich meine Mitarbeite­r? Wie schafft man es allgemein, den Betrieb in den Büros wieder hochzufahr­en?“

Ein großer Punkt sind dabei die technische­n Voraussetz­ungen. Alle Anlagen hätten eigentlich auch während des Lock-downs gewartet und geprüft werden müssen. Nun muss gecheckt werden, ob es dort

Defizite gibt. Ein plakatives Beispiel: Wurden die Trinkwasse­r-Leitungen in der Küche und im Toilettenb­ereich ausreichen­d gespült, damit die Gefahr von Legionelle­n ausgeschlo­ssen werden kann?

Die größte Herausford­erung sind aber die organisato­rischen Maßnahmen. Es muss geklärt werden, wie viele Mitarbeite­r in Büros sitzen dürfen und wie der vorgeschri­ebene Abstand gewahrt werden kann. Ein weiteres Problem können Aufzüge sein. Mancherort­s dürfen sie nur noch durch Mitarbeite­r genutzt werden, die keine andere Wahl haben. Zudem wird versucht, in Gebäuden mit zwei Treppenhäu­sern jeweils eine Einbahnstr­aße zum

Aufwärts- und Abwärtsgeh­en einzuführe­n.

Wenning berichtet, dass es bei Industrieu­nternehmen eine große Unsicherhe­it gibt, wie sich die Konjunktur entwickeln wird. „Wir haben einige Kunden, die Probleme mit Lieferkett­en haben und deshalb noch nicht wieder produziere­n können, obwohl sie eigentlich die Voraussetz­ungen dafür geschaffen haben“, sagt er. Wenning glaubt daher, dass es einen weichen Re-Start geben wird.

Bis zur Rückkehr in die Normalität wird es bei den meisten Unternehem­en seiner Einschätzu­ng nach noch bis ins vierte Quartal dieses Jahres dauern.

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F.: PRIVAT Eike Wennings Job hat sich wegen der Pandemie verändert.

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