Rheinische Post Hilden

Über den Dächern von Bilk

Auf dem Bunker an der Aachener Straße werden fünf Wohnungen gebaut. Ende des Jahres will der Projektent­wickler damit fertig sein. Im Sommer 2021 soll dann auch der Kunst- und Kulturraum im Bunker eröffnen.

- VON NICOLE KAMPE UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

BILK 80 schmale Stufen sind es, die hinauf aufs Dach führen. Zwischen Gerüsten sind die Tritte befestigt, ein wackeliger Handlauf gibt ein bisschen Halt. 80 Stufen, die staubig sind und nichts für schwache Nerven, weil sie den Blick nach unten zulassen, der – je höher man kommt – immer abenteuerl­icher wird. Wer den Aufstieg allerdings wagt und – mit kleiner Verschnauf­pause – schafft, der wird mitten auf einer Baustelle stehen, in knapp 20 Metern

„Anfang nächsten Jahres werden die Wohnungen verkauft“. Wie teuer sie werden, das kann Knapp noch nicht sagen. Dass es sich um hochpreisi­ges Wohnen handelt, das ist längst bekannt – und wurde von der Politik im Stadtbezir­k 3 ohne Bedenken abgenickt, die sich sonst für bezahlbare­n Wohnraum stark macht. Weil durch den Verkauf der Wohnungen der darunterli­egende Bunker erhalten bleibt und Kunst- und Kulturproj­ekte gefördert werden können.

Vor knapp 13 Jahren hob die Bundesregi­erung die Zivilschut­zbindung für etwa 2000 Schutzbaut­en auf. Auch für den Betonklotz an der Aachener Straße. Der Bunker wurde verkauft, der Eigentümer wollte ihn abreißen, doch das ließen die Bilker nicht zu. Eine Bürgerinit­iative setzte sich für den Erhalt ein. Dann übernahm Küssdenfro­sch den inzwischen denkmalges­chützten Bau mit der markanten Fassade, die ein riesiges Wandbild ziert. Der Bunker sollte Teil des Stadtteils bleiben, Teil der Menschen, eine Erinnerung sein an das, was passiert ist. Erhalten, statt abreißen, das ist es, was Andreas Knapp und sein Team machen, für alles gebe es eine Verwendung, sagt Knapp.

Vier Etagen hat der Bunker, jede ist 350 Quadratmet­er groß. Das Erdgeschos­s ist ein bisschen kleiner, wegen der Tordurchfa­hrt an der Aachener Straße. Wie ein Karton ist der Bunker angelegt worden, vom Architekte­n Carl Krieger, 2,50 Meter dick ist die Decke, zwei Meter messen die Außenwände. Um das Dach zu erschließe­n, wird im Innenhof ein Aufzug gebaut – über ihn sollen die Menschen auch Zugang zum Bunker bekommen. Erdgeschos­s und erstes Obergescho­ss sind reserviert für Kunst und Kultur, zwei Kulturmana­ger hat Küssdenfro­sch eingestell­t. Christina von

Plate und Markus Mitschke sollen die Geschosse mit Leben füllen, Ausstellun­gen kuratieren und Projekte umsetzen. Kunst, Musik, Theater, Film und Design – alles ist möglich. Dabei verfolgen die Macher einen partizipat­iven Ansatz, Bürger wie Kreative können sich einbringen. Daraus ist auch die Idee entstanden, dass die Düsseldorf­er Namensvors­chläge einreichen können für das Kunst- und Kulturzent­rum, das im nächsten Sommer eröffnen soll (siehe Info).

Ein Teil der Fläche in den oberen Stockwerke­n will Knapp für Indoorfarm­ing nutzen. „Wir suchen noch einen Betreiber.“Eine Fahrradgar­age wird es im zweiten Geschoss geben, nicht für die Bewohner der Würfel, sondern auch für Besucher. Und in den beiden Kellergesc­hossen befinden sich sieben kleine Multifunkt­ionsräume, die Knapp stundenwei­se vermieten will. Er denkt an eine Kooperatio­n mit Musikschul­en in Düsseldorf, er selbst ist Schlagzeug­er und weiß, wie schwierig es ist, einen schalldich­ten Raum zu finden.

2,7 Millionen Euro investiert Küssdenfro­sch in den Um- und Ausbau des Bunkers, das meiste Geld fließt in die Technik. Entrauchun­g, Fluchtwege, Elektronik, Sanitär- und Klimaanlag­en – „und das für 2500 Quadratmet­er“, sagt Knapp. Inzwischen haben die Projektent­wickler gemeinsam mit der Stadt einen Antrag auf Fördermitt­el beim Bund gestellt, das Geld würde aus dem Topf für innovative städtebaul­iche Konzepte kommen. Damit der Bunker nicht mehr auf den Markt kommt, will Andreas Knapp eine Stiftung gründen, in der der Komplex aufgenomme­n wird. Damit die Geschichte des Betonbaus aus dem Zweiten Weltkrieg noch viele Jahre weitererzä­hlt werden kann.

 ??  ?? Projektent­wickler Andreas Knapp (Mitte) mit seinen Architekte­n Robert Tyborski (l.) und Keike Uellendahl auf dem Dach der Wohnkuben
Projektent­wickler Andreas Knapp (Mitte) mit seinen Architekte­n Robert Tyborski (l.) und Keike Uellendahl auf dem Dach der Wohnkuben
 ??  ?? Der Bunker ist für die Arbeiten eingerüste­t und mit einer Plane verhangen.
Der Bunker ist für die Arbeiten eingerüste­t und mit einer Plane verhangen.
 ??  ?? Erste Fenster wurden bereits eingebaut, durch die die Bewohner auf Düsseldorf blicken können.
Erste Fenster wurden bereits eingebaut, durch die die Bewohner auf Düsseldorf blicken können.
 ??  ?? Im Augenblick werden die Dächer der Wohnungen gedeckt.
Im Augenblick werden die Dächer der Wohnungen gedeckt.

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