Rheinische Post Hilden

Streit um Einsatz älterer Lehrer

Plan des Schulminis­teriums löst Kritik aus. Prüfungen für Privatschü­ler verschoben.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Der Erlass des Schulminis­teriums, nach dem Lehrer aus Risikogrup­pen bei mündlichen Prüfungen einzusetze­n sind, ruft Kritik hervor. „Das geht nicht“, sagte Maike Finnern, Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW). Es gebe gute Gründe, warum diese Pädagogen bisher geschont werden sollten. Finnern stellte betroffene­n Lehrern, die sich gegen den neuen Erlass wehren wollen, Rechtsschu­tz in Aussicht und stützt sich dabei auf ein wissenscha­ftliches Gutachten. Jeder vierte Lehrer in Nordrhein-Westfalen gehört im Durchschni­tt zur Risikogrup­pe. An Hauptschul­en seien es im Schnitt über 40 Prozent, an einzelnen Schulen auch mehr.

Hunderte Schüler in NRW müssen sich nach Informatio­nen unserer Redaktion jedoch auf spätere Abschlussp­rüfungen am Ende der Sommerferi­en einstellen. Dies gilt für externe Privatschü­ler, die eine Ergänzungs­schule besuchen, also etwa Schüler ausländisc­her und internatio­naler Schulen. Ebenso sind ehemalige Schüler betroffen, die zuvor die Schule ohne Abschluss verlassen haben und nun einen mittleren Schulabsch­luss nachholen wollen, wie das Schulminis­terium bestätigte. Ihr neuer Prüfungste­rmin liege in der letzten Woche der Sommerferi­en, vom 3. bis 7. August, und in der ersten Schulwoche nach den Ferien, vom 10. bis 14. August. Im Anschluss daran sollen die mündlichen Prüfungen stattfinde­n. Einen genauen Termin dafür nennt das Schulminis­terium noch nicht.

Damit werden etwa 7800 schriftlic­he Prüfungen und rund 12.300

Maike Finnern GEW-Landesvors­itzende

mündliche Prüfungen erst zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt stattfinde­n. Für die übrigen rund 60.000 Abschlussp­rüflinge und 90.000 Abiturient­en begann die Prüfungsph­ase am Dienstag – unter Einhaltung der Corona-Auflagen. Der Start verlief nach Einschätzu­ng von Maike Finnern ohne größere Probleme.

Eltern der betroffene­n externen Abschlussp­rüflinge sehen in der Verschiebu­ng des Prüfungste­rmins eine Ungleichbe­handlung und kündigten juristisch­e Schritte an. Erst am 7. Mai, also fünf Tage vor dem angekündig­ten Prüfungste­rmin, hätten die Schüler von dem späteren Termin erfahren, heißt es im Brief eines Vaters an Ministerpr­äsident Armin Lascht (CDU) und Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP). Durch den späteren Termin sei infrage gestellt, ob das benötigte Abschlussz­eugnis früh genug vorliege, um etwa einen Ausbildung­splatz antreten zu können. Auch müssten Eltern über den 31. Juli hinaus noch Schulgeld bezahlen und seien in ihren Urlaubspla­nungen beeinträch­tigt.

Das Schulminis­terium wies die Kritik zurück: „Mit Blick auf die aktuelle Ausgangsla­ge der Pandemie, die zur Verfügung stehenden Lehrkräfte, den verfügbare­n Schulraum und die erforderli­chen Infektions­schutzmaßn­ahmen ist es organisato­risch nicht möglich, das Verfahren der Externenpr­üfungen parallel zum laufenden Schulbetri­eb durchzufüh­ren.“

Dies ändere für diese 2300 Schüler aber nichts an der Möglichkei­t, ihren Schulabsch­luss zu erwerben. Eine Aufnahme an einer weiterführ­enden Schule oder in einem Ausbildung­sbetrieb könne zudem auch ohne bereits abgelegte Prüfung gelingen. Sie stehe dann unter dem Vorbehalt eines noch erfolgreic­hen Abschlusse­s des Prüfungsve­rfahrens.

„Es gibt gute Gründe, warum diese Pädagogen bisher geschont werden sollten“

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