Streit um Einsatz älterer Lehrer
Plan des Schulministeriums löst Kritik aus. Prüfungen für Privatschüler verschoben.
DÜSSELDORF Der Erlass des Schulministeriums, nach dem Lehrer aus Risikogruppen bei mündlichen Prüfungen einzusetzen sind, ruft Kritik hervor. „Das geht nicht“, sagte Maike Finnern, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Es gebe gute Gründe, warum diese Pädagogen bisher geschont werden sollten. Finnern stellte betroffenen Lehrern, die sich gegen den neuen Erlass wehren wollen, Rechtsschutz in Aussicht und stützt sich dabei auf ein wissenschaftliches Gutachten. Jeder vierte Lehrer in Nordrhein-Westfalen gehört im Durchschnitt zur Risikogruppe. An Hauptschulen seien es im Schnitt über 40 Prozent, an einzelnen Schulen auch mehr.
Hunderte Schüler in NRW müssen sich nach Informationen unserer Redaktion jedoch auf spätere Abschlussprüfungen am Ende der Sommerferien einstellen. Dies gilt für externe Privatschüler, die eine Ergänzungsschule besuchen, also etwa Schüler ausländischer und internationaler Schulen. Ebenso sind ehemalige Schüler betroffen, die zuvor die Schule ohne Abschluss verlassen haben und nun einen mittleren Schulabschluss nachholen wollen, wie das Schulministerium bestätigte. Ihr neuer Prüfungstermin liege in der letzten Woche der Sommerferien, vom 3. bis 7. August, und in der ersten Schulwoche nach den Ferien, vom 10. bis 14. August. Im Anschluss daran sollen die mündlichen Prüfungen stattfinden. Einen genauen Termin dafür nennt das Schulministerium noch nicht.
Damit werden etwa 7800 schriftliche Prüfungen und rund 12.300
Maike Finnern GEW-Landesvorsitzende
mündliche Prüfungen erst zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt stattfinden. Für die übrigen rund 60.000 Abschlussprüflinge und 90.000 Abiturienten begann die Prüfungsphase am Dienstag – unter Einhaltung der Corona-Auflagen. Der Start verlief nach Einschätzung von Maike Finnern ohne größere Probleme.
Eltern der betroffenen externen Abschlussprüflinge sehen in der Verschiebung des Prüfungstermins eine Ungleichbehandlung und kündigten juristische Schritte an. Erst am 7. Mai, also fünf Tage vor dem angekündigten Prüfungstermin, hätten die Schüler von dem späteren Termin erfahren, heißt es im Brief eines Vaters an Ministerpräsident Armin Lascht (CDU) und Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Durch den späteren Termin sei infrage gestellt, ob das benötigte Abschlusszeugnis früh genug vorliege, um etwa einen Ausbildungsplatz antreten zu können. Auch müssten Eltern über den 31. Juli hinaus noch Schulgeld bezahlen und seien in ihren Urlaubsplanungen beeinträchtigt.
Das Schulministerium wies die Kritik zurück: „Mit Blick auf die aktuelle Ausgangslage der Pandemie, die zur Verfügung stehenden Lehrkräfte, den verfügbaren Schulraum und die erforderlichen Infektionsschutzmaßnahmen ist es organisatorisch nicht möglich, das Verfahren der Externenprüfungen parallel zum laufenden Schulbetrieb durchzuführen.“
Dies ändere für diese 2300 Schüler aber nichts an der Möglichkeit, ihren Schulabschluss zu erwerben. Eine Aufnahme an einer weiterführenden Schule oder in einem Ausbildungsbetrieb könne zudem auch ohne bereits abgelegte Prüfung gelingen. Sie stehe dann unter dem Vorbehalt eines noch erfolgreichen Abschlusses des Prüfungsverfahrens.
„Es gibt gute Gründe, warum diese Pädagogen bisher geschont werden sollten“