Rheinische Post Hilden

4000 neue Jobs bei Post wegen des Paketbooms

Weil die Bürger immer mehr Waren online bestellen, hat die Post deutlich mehr zu tun. Der Umsatz steigt trotz Corona-Krise.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BONN Trotz der Pandemie hat die Deutsche Post im ersten Quartal ihren Umsatz um fast ein Prozent gesteigert. Sie profitiert­e vom Boom beim E-Commerce, sagte Vorstandsc­hef Frank Appel bei Vorlage der Quartalsza­hlen. Im Heimatmark­t müsse die Post seit Ende März eine Paketflut bewältigen: Bis zu neun Millionen Pakete würden am Tag zugestellt, sagte er. 4000 neue Mitarbeite­r wurden eingestell­t. Außerdem wurden viele Beschäftig­te aus anderen Sparten abgeordnet. Dies habe dazu geführt, dass die Lieferzeit sich „wieder normalisie­rt“habe. Im April warteten Kunden oft viele Tage auf Lieferunge­n.

Die Aktie sprang wegen der unerwartet guten Zahlen zeitweise um mehr als vier Prozent nach oben. Finanzvors­tand Melanie Kreis sagte, das Unternehme­n verfüge über flüssige Mittel in Höhe von 2,6 Milliarden Euro, um auch bei einer Verschärfu­ng der Corona-Krise Investitio­nen finanziere­n zu können. „Wir sind in einer komfortabl­en Situation“, sagte sie. Allerdings rutschte das operative Ergebnis um fast die Hälfte auf 592 Millionen Euro ab, auch weil die Einstellun­g des Streetscoo­ter wie angekündig­t 234 Millionen Euro kosten wird. Die Ausgaben zur Bewältigun­g der Pandemie betrugen 210 Millionen Euro.

Der gelbe Riese profitiert auch davon, dass er die Preise für Briefe deutlich erhöht hat und von Großkunden immer höhere Preise für Pakete verlangt. Das Volumen versandter Briefe in Deutschlan­d stieg im ersten Quartal nur um zwei Prozent, der Umsatz ging aber um fast zehn Prozent hoch. Die Zahl der Pakete erhöhte sich um 3,3 Prozent, der Umsatz stieg um 9,9 Prozent. Im jetzigen Vierteljah­r könnte ein Sprung von 20 Prozent beim Umsatz mit Paketen möglich sein.

Appel und Kreis lehnten es ab, für Zusteller jeweils eine Prämie von 1000 Euro für ihren Einsatz auszuzahle­n, wie es eine Gewerkscha­ft verlangt. „Wir müssen die Liquidität im Konzern halten“, so Kreis. Sie berichtete, dass sich auf jede freie Stelle zehn Bewerber melden. Appel:

„Wir können nicht absehen, wie viele neue Mitarbeite­r wir einstellen.“Er hält es für gut denkbar, dass die Bürger dauerhaft deutlich mehr Waren online bestellen und sich liefern lassen. „Die Krise beschleuni­gt den Trend zur Digitalisi­erung.“

Appel sagte, der weitere Verlauf des Geschäftsj­ahres hänge fast nur von der Corona-Krise ab. „Wir müssen immer auf eine zweite Pandemie-Welle vorbereite­t sein“sagte der Neurobiolo­ge. Auch darum verzichte der Konzern auf eine Prognose zu den Gewinnen in diesem Jahr. Er sei sich aber sicher, dass die Post 2022 mindestens 5,3 Milliarden Euro an operativem Gewinn einfahren werde. Das wären 1,2 Milliarden Euro mehr als 2019.

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FOTO: DPA Paketzuste­ller der Post sind in der Corona-Krise gefragt.

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