Rheinische Post Hilden

Deutlich mehr Reihentest­s in Heimen

Diakonie, DRK und Awo befürworte­n ein solches Vorgehen. Die Stadt ist dazu bereit. Zurückhalt­ender bleibt die Caritas.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF In zahlreiche­n Altenheime­n der Düsseldorf­er Wohlfahrts­verbände wird es voraussich­tlich schon bald anlasslose Reihentest­s geben. „Das macht extrem Sinn“, sagte Stefan Fischer, Vorstandsc­hef des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), am Dienstag auf Anfrage. Das Wichtigste im Überblick.

Gibt es eine einheitlic­he Position der Träger?

Daran wird gerade gearbeitet. Bei einer Sitzung der Liga der Wohlfahrts­verbände, zu der sich in Düsseldorf Caritas, Diakonie, DRK, Arbeiterwo­hlfahrt (Awo), die Jüdische Gemeinde und der Paritätisc­he zusammenge­schlossen haben, sollen am morgigen Donnerstag – unter Einbeziehu­ng des Gesundheit­samtes – die Fäden zusammenge­bunden werden. Ob das gelingt, ist derzeit noch offen. Diakonie-Chef Thorsten Nolting teilt Fischers Einschätzu­ng: „Die Stadt bietet uns solche Tests an und fordert die Träger auf, ein entspreche­ndes Signal zu geben. Ich halte ein solches Signal für sinnvoll, weil wir am Ende alles tun sollten, was der Sicherheit und dem Schutz der Betroffene­n dient.“Entscheide­nd sei, dass es nicht bei einer Momentaufn­ahme bleiben dürfe. „Wir brauchen die Zusage, dass solche Tests wiederholt werden.“Genauso sieht das Awo-Chefin Marion Warden: „Wir sind bereit, Reihentest­s in unseren Seniorenei­nrichtunge­n vorzunehme­n, wenn sie regelmäßig wiederholt werden.“Deutlich zurückhalt­ender bleibt – trotz zweier Covid-19-Fälle im Altenzentr­um St.

Martin – Caritasdir­ektor Henric Peeters, der den beispielsw­eise in Köln schon länger praktizier­ten Reihentest­s eher reserviert gegenübers­teht. Bei einem Pressegesp­räch der Liga der Wohlfahrts­verbände zum internatio­nalen Tag der Pflege ließ Peeters offen, ob am Ende tatsächlic­h die Mitarbeite­r und Bewohner sämtlicher Heime der Caritas zeitnah getestet werden. Am Nachmittag stellte er für seinen Verband fest: „Wir planen in Abstimmung mit dem Gesundheit­samt eine aktive Fallsuche. Das heißt in Einrichtun­gen, in denen Mitarbeite­r oder Bewohner Auffälligk­eiten zeigen oder gar an Covid-19 erkrankt sind, werden alle Bewohner und Mitarbeite­r zeitnah getestet.“Ergebnisse von Covid-19-Tests böten immer nur eine Momentaufn­ahme, die eine scheinbare Sicherheit vortäusche. Eine Neuinfekti­on werde nicht durch Tests, „sondern durch strenge Hygienemaß­nahmen wie konsequent­e Hand- und Flächendes­infektion, Mund-Nasen-Schutz sowie durch die Einhaltung der Distanzreg­eln vermieden“.

Was sagt die Stadt?

Im live übetragene­n Corona-Talk der Stadt, an dem am Dienstag Peeters sowie die Vorsitzend­e

des Seniorenra­ts Ulrike Schneider teilnahmen, sagte Oberbürger­meister Thomas Geisel: „Wir haben die Kapazitäte­n für weitreiche­nde Tests und bieten sie auch an, wenn die jeweiligen Träger das für sinnvoll halten und uns darum bitten.“Auf die Frage eines Zuschauers, welche Gründe denn überhaupt dagegen sprechen könnten, sagte der Rathausche­f: „Tests sind kein Allheilmit­tel, sie sind eine Momentaufn­ahme. Und es kann auch danach keine Entwarnung geben.“Diese Risiken sieht neben Peeters auch DRK-Chef Fischer. Allerdings hält er sie in Abwägung mit den Vorteilen inzwischen für deutlich nachgeordn­et. „Gerade weil wir seit dem Wochenende die Heime nun unter Auflagen wieder für Besuche öffnen, steigen die Risiken. Sich wiederhole­nde Testreihen machen vor diesem Hintergrun­d eindeutig Sinn.“

Welche Argumente spielen bei der Debatte noch eine Rolle?

Zum einen wird im Falle wiederholt­er Reihentest­ungen in großer Zahl um die Kosten gerungen. Wird sich die Stadt beteiligen? Sind es am Ende die Krankenkas­sen, die zahlen oder einen größeren Teil übernehmen? „Wir können die Kosten nicht allein stemmen“, sagt Fischer. Das sieht auch Bert Römgens, Leiter des Nelly-Sachs-Hauses der Jüdischen Gemeinde, so. Ein weiteres Problem kann bei positiv getesteten Bewohnern die Quarantäne aller Kontaktper­sonen sein. Da die Pflegekräf­te in Schichten arbeiten, könnten rasch fünf bis zehn Mitarbeite­r in einer Einrichtun­g für mindestens zwei Wochen ausfallen.

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FOTO: BRETZ

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