Deutlich mehr Reihentests in Heimen
Diakonie, DRK und Awo befürworten ein solches Vorgehen. Die Stadt ist dazu bereit. Zurückhaltender bleibt die Caritas.
DÜSSELDORF In zahlreichen Altenheimen der Düsseldorfer Wohlfahrtsverbände wird es voraussichtlich schon bald anlasslose Reihentests geben. „Das macht extrem Sinn“, sagte Stefan Fischer, Vorstandschef des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), am Dienstag auf Anfrage. Das Wichtigste im Überblick.
Gibt es eine einheitliche Position der Träger?
Daran wird gerade gearbeitet. Bei einer Sitzung der Liga der Wohlfahrtsverbände, zu der sich in Düsseldorf Caritas, Diakonie, DRK, Arbeiterwohlfahrt (Awo), die Jüdische Gemeinde und der Paritätische zusammengeschlossen haben, sollen am morgigen Donnerstag – unter Einbeziehung des Gesundheitsamtes – die Fäden zusammengebunden werden. Ob das gelingt, ist derzeit noch offen. Diakonie-Chef Thorsten Nolting teilt Fischers Einschätzung: „Die Stadt bietet uns solche Tests an und fordert die Träger auf, ein entsprechendes Signal zu geben. Ich halte ein solches Signal für sinnvoll, weil wir am Ende alles tun sollten, was der Sicherheit und dem Schutz der Betroffenen dient.“Entscheidend sei, dass es nicht bei einer Momentaufnahme bleiben dürfe. „Wir brauchen die Zusage, dass solche Tests wiederholt werden.“Genauso sieht das Awo-Chefin Marion Warden: „Wir sind bereit, Reihentests in unseren Senioreneinrichtungen vorzunehmen, wenn sie regelmäßig wiederholt werden.“Deutlich zurückhaltender bleibt – trotz zweier Covid-19-Fälle im Altenzentrum St.
Martin – Caritasdirektor Henric Peeters, der den beispielsweise in Köln schon länger praktizierten Reihentests eher reserviert gegenübersteht. Bei einem Pressegespräch der Liga der Wohlfahrtsverbände zum internationalen Tag der Pflege ließ Peeters offen, ob am Ende tatsächlich die Mitarbeiter und Bewohner sämtlicher Heime der Caritas zeitnah getestet werden. Am Nachmittag stellte er für seinen Verband fest: „Wir planen in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt eine aktive Fallsuche. Das heißt in Einrichtungen, in denen Mitarbeiter oder Bewohner Auffälligkeiten zeigen oder gar an Covid-19 erkrankt sind, werden alle Bewohner und Mitarbeiter zeitnah getestet.“Ergebnisse von Covid-19-Tests böten immer nur eine Momentaufnahme, die eine scheinbare Sicherheit vortäusche. Eine Neuinfektion werde nicht durch Tests, „sondern durch strenge Hygienemaßnahmen wie konsequente Hand- und Flächendesinfektion, Mund-Nasen-Schutz sowie durch die Einhaltung der Distanzregeln vermieden“.
Was sagt die Stadt?
Im live übetragenen Corona-Talk der Stadt, an dem am Dienstag Peeters sowie die Vorsitzende
des Seniorenrats Ulrike Schneider teilnahmen, sagte Oberbürgermeister Thomas Geisel: „Wir haben die Kapazitäten für weitreichende Tests und bieten sie auch an, wenn die jeweiligen Träger das für sinnvoll halten und uns darum bitten.“Auf die Frage eines Zuschauers, welche Gründe denn überhaupt dagegen sprechen könnten, sagte der Rathauschef: „Tests sind kein Allheilmittel, sie sind eine Momentaufnahme. Und es kann auch danach keine Entwarnung geben.“Diese Risiken sieht neben Peeters auch DRK-Chef Fischer. Allerdings hält er sie in Abwägung mit den Vorteilen inzwischen für deutlich nachgeordnet. „Gerade weil wir seit dem Wochenende die Heime nun unter Auflagen wieder für Besuche öffnen, steigen die Risiken. Sich wiederholende Testreihen machen vor diesem Hintergrund eindeutig Sinn.“
Welche Argumente spielen bei der Debatte noch eine Rolle?
Zum einen wird im Falle wiederholter Reihentestungen in großer Zahl um die Kosten gerungen. Wird sich die Stadt beteiligen? Sind es am Ende die Krankenkassen, die zahlen oder einen größeren Teil übernehmen? „Wir können die Kosten nicht allein stemmen“, sagt Fischer. Das sieht auch Bert Römgens, Leiter des Nelly-Sachs-Hauses der Jüdischen Gemeinde, so. Ein weiteres Problem kann bei positiv getesteten Bewohnern die Quarantäne aller Kontaktpersonen sein. Da die Pflegekräfte in Schichten arbeiten, könnten rasch fünf bis zehn Mitarbeiter in einer Einrichtung für mindestens zwei Wochen ausfallen.