Gastronomen dürfen Terrassen vergrößern
Die Wirte dürfen Bürgersteig, Parkplätze oder sogar die Fahrbahn nutzen. Schumacher an der Oststraße nutzt die Option bereits.
DÜSSELDORF Gastronomen dürfen während der Corona-Krise ihre Terrassen vergrößern. Die Stadtverwaltung verspricht eine „unbürokratische“Prüfung von Anträgen. So könnten etwa Tische auf dem Bürgersteig oder auf Parkplätzen aufgestellt werden. Die Stadt zeigt sich sogar offen für eine zeitweise Sperrung von Straßen für den Durchgangsverkehr in den Abendstunden oder am Wochenende, um vorübergehend Terrassen auf der Fahrbahn einzurichten.
Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) greift damit eine Idee der CDU-Opposition auf, die in der jüngsten Ratssitzung aus Zeitnot nicht behandelt worden war. „Der Gastronomie in Düsseldorf ist am meisten geholfen, wenn sie Geschäfte machen kann“, wird Geisel in einer Pressemitteilung zitiert. Der „beste Rettungsschirm“sei, dass die Gastwirte Umsatz machen und Gäste bewirten können, so Geisel weiter. Damit spielt er an auf einen Vorschlag von Stephan Keller, seinem CDU-Herausforderer für die Oberbürgermeister-Wahl. Keller hatte einen Rettungsschirm für die Gastronomie vorgeschlagen, meinte aber finanzielle Zuschüsse bei der Begleichung von Fixkosten oder Darlehen.
In der Corona-Krise kämpfen viele Gastronomen um ihre Existenz. Eine Vergrößerung von Terrassenflächen könnte einen teilweisen Ausgleich dafür bringen, dass durch die Abstandsregeln weniger Tische und Stühle aufgestellt werden dürfen. Dazu kommt, dass die Infektionsgefahr im Außenbereich als geringer gilt und Plätze unter freiem Himmel daher besonders attraktiv sind. Die Stadt hatte bereits entschieden, in diesem Jahr zur Unterstützung der Wirte auf die Terrassengebühr zu verzichten. Das hatten Grüne und FDP gefordert. Im vergangenen Jahr hatte Düsseldorf durch diese Abgabe rund zwei Millionen Euro eingenommen. Für die Gastronomie gelten weiterhin strenge Schutzvorkehrungen wie eine Maskenpflicht, die vom Ordnungsamt kontrolliert werden (siehe Infobox).
Die Gastronomen dürfen allerdings nicht nach eigenem Ermessen ihren Außenbereich erweitern. Sie müssen ihre Ideen bei der Stadt einreichen. Dort prüft eine „Task Force“aus Mitarbeitern des Ordnungsamtes, des Amtes für Verkehrsmanagement sowie der Feuerwehr die Vorschläge der Gastwirte und berät nach Auskunft der Stadt gegebenenfalls die Gastronomen, was möglich ist und was nicht. Die Stadt rät außerdem dazu, die Pläne schon vorab mit betroffenen Nachbarn abzustimmen.
Die Idee für den nun geltenden größeren Spielraum der Gastronomen hatte CDU-Ratsherr Giuseppe Saitta, selbst Gastronom und Vorsitzender des Düsseldorfer Hotelund Gaststättenverbands. Er freut sich über die schnelle Umsetzung, obwohl der Stadtrat den Tagesordnungspunkt zuletzt nicht mehr behandeln konnte. „Das ist toll, dass das so schnell ging. Wir Gastronomen
brauchen diese Möglichkeit“, sagt Saitta. Nur über gut ausgenutzte Terrassen könne ein Teil der Umsatzverluste aufgeholt werden. Er selbst werde nun die Fläche des Barbarossaplatzes noch mehr nutzen, so dass er alle seine Tische stellen könne. Anderen Gastronomen empfiehlt er, mit den Nachbarn Kontakt aufzunehmen, um dort auf breiten Bürgersteigen wie etwa auf der Luegallee in Oberkassel auch noch Plätze anbieten zu können.
Die Brauerei Schumacher hat den neuen Freiraum an der Oststraße 123 schon genutzt. Dort reichen neuerdings Sitz- statt Stehplätze mit Fässern, Bierkästen samt Sitzpolstern und Stühlen bis zur Hausnummer 129. „Hier ist das neue Schumacher-Eck entstanden“, sagt Geschäftsführerin Thea Ungermann. Die Parkplätze vor der Tür will sie aber nicht nutzen, da sie dringend benötigt würden, etwa zum Laden oder für Taxis.