Wie THW-Experten prüfen, packen und liefern
Ab Herbst in Hilden: Das Logistikzentrum des Technischen Hilfswerks versorgt Bundesdienststellen in ganz Deutschland mit riesigen Mengen Corona-Schutzausstattung aller Art. Das bedeutet: Schichtdienst sechs Tage die Woche. Und sonntags Bereitschaft.
HILDEN/HEILIGENHAUS Das riesengroße Logo schmückt schon die Fassade der neuen THW-Logistikzentrale am Hildener Westring. Im August/September zieht die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk hier ein – mit rund 250 Lastwagen-Ladungen. Das THW versorgt die rund 80.000 ehrenamtlichen Helfer in ganz Deutschland mit persönlicher Einsatzkleidung sowie die rund 8400 Fahrzeuge mit technischem Equipement.
Das neue Zentrallager fasst 8000 Paletten und ist damit doppel so groß wie das alte in Heiligenhaus. Dort herrscht aktuell Hochbetrieb. „Mein Leben lang bin ich Vollblut-Logistikerin. Das heißt: Ich weiß, wie man viel Ware schnell durch die Gegend schiebt.“Genau solch eine Fachfrau wie Daniela Segatz könnte derzeit wohl kaum besser am Platz sein als die Leiterin des THW-Logistikzentrums. Denn selbst dem Besucher und Laien wird auf den ersten Blick in die riesigen Materialhallen klar: Hier läuft es komplett anders als zu gewöhnlichen Dienstzeiten, den Zeiten „vor Corona“.
Das liegt konkret an einem Auftrag des Innenministerium in Zeiten der Pandemie: Von hier aus werden sämtliche Bundesbehörden mit Schutzausstattung gegen Corona beliefert: Kanzleramt, Ministerien und Polizei sind nur Beispiele. „Alles zusammen sind es 700 Behörden, die das Bundes-THW beliefert“, sagt Referatsleiter Kai Pietsch. Das natürlich nicht aus eigenen Beständen.
Der Weg von Schutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmittel führt über mehrere Etappen: Drei Bundesämter beschaffen alles, ein zentraler Dienstleister mit Sitz in der Nähe von Erfurt verteilt. In Heiligenhaus kommen 15 Prozent der eingekauften Ausstattung an, 85 Prozent gehen an Einrichtungen des Gesundheitswesens, die andere Wege nutzen.
„Wir verschicken von hier aus alles per Lkw oder Container, nur für Luftfracht ist das Zentrum nicht zertifiziert“, erklärt Pietsch. Zahlen: Bis 8. Mai brachte das THW unter anderem 11,2 Millionen sogenannte OP-Masken auf den Weg, 13,3 Millionen einzelne Handschuhe und 120.000 Liter Desinfektionsmittel. Außerdem, in kleinerem Maßstab, wie Pietsch sagt, Ganzkörper-Schutzanzüge und Vollgesichtsmasken.
Sorgfalt ist bei allen Arbeitsschritten angesagt, erklärt Segatz am Beispiel: „Desinfektionsmittel kann man nicht einfach auf irgendeinen Lkw laden und losschicken, es gilt als Gefahrgut.“Und deswegen muss es auch zügigst umgeschlagen und darf nicht gelagert werden.
Daniela Segatz
Leiterin des THW-Logistikzentrums
Unterstützt werden die Logistik-Profis von rund zwei Dutzend ehrenamtlichen Helfern wie Patricia Strehlau, die seit vier Wochen täglich aus Castrop-Rauxel kommt und anpackt. Das geht, „weil mein Chef das THW gern unterstützt“, sagt sie. Weitere fünf Wochen sind vorgesehen für sie.
„Viel Ware schnell durch die Gegend schieben“– damit hat man in Heiligenhaus schon im regulären Betrieb gut zu tun. Der läuft jetzt parallel zum Corona-Auftrag. Von Heiligenhaus aus werden THW-Einheiten mit eigener Ausrüstung versorgt. Und bei Großeinsätzen kommt Material aus den Hallen an der Talburgstraße. In Erinnerung sind noch die Lieferungen während des Moorbrandes bei Meppen. Das komplette Material für die Unterkünfte der Helfer kam aus Heiligenhaus. Ersatzkleidung für THW-Helfer schickte man zu Zeiten des Schneechaos im großen Stil auch nach Bayern. „Aber“, sagt Segatz, „das ist alles nichts im Vergleich zum jetzigen Auftrag. Die Umschlagmenge hat mich schon überrascht.“Pietsch hat weitere Zahlen: „1263 Paletten und 191 Pakete“stehen im Warenausgang zu Buche.
„Mein Leben lang bin ich Vollblut-Logistikerin. Das heißt: Ich weiß, wie man viel Ware schnell durch die Gegend schiebt“