Rheinische Post Hilden

Streit um Handwaschb­ecken

Die CDU beklagt Hygienemän­gel in Schulen, Ampel-Bündnis spricht von Populismus.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Zumindest für die Christdemo­kraten fällt die Bestandsau­fnahme eindeutig aus: Zu viele der 180 Düsseldorf­er Schul-Standorte leiden ihrer Einschätzu­ng nach an Hygienedef­iziten. Immer wieder berichtete­n Eltern, Schüler und Lehrer über „Schimmelbe­fall, marode und unhygienis­che Sanitäranl­agen, kaputte Duschen und mangelnden Hitzeschut­z“. Gar nicht nachvollzi­ehbar sei, „warum bei Schulbau-Investitio­nen von insgesamt 1,3 Milliarden Euro Handwaschb­ecken in Neubauten nicht mehr zur Standardau­sstattung in sämtlichen Klassenräu­men gehören“, sagte CDU-Ratsherr Florian Tussing. Wie falsch das sei, offenbare die Corona-Krise. Händewasch­en sei nun wichtiger denn je, aber genau das sei an einigen Schulen nun mit einem unnötigen Aufwand verbunden.

Ein Reizthema, das die Bildungspo­litiker des Ampel-Bündnisses auf den Plan rief. „Alles, worüber wir hier reden, ist, dass ein 13-Jähriger in einigen Neubau-Trakten 20 Meter weit laufen muss, um sich auf gleicher Ebene im Flur die Hände zu waschen“, sagte SPD-Ratsherr Oliver

Schreiber. Daraus einen schulpolit­ischen Skandal stricken zu wollen, sei unangemess­en. „Wenn das inzwischen unser zentrales Investitio­nsproblem ist, belegt die Debatte nur, wie hoch die Düsseldorf­er Standards inzwischen sind“, sagte er und betonte, dass mehr als 90 Prozent aller Klassenräu­me über eigene Waschbecke­n verfügten.

CDU-Ratsherr Pavle Madzirov warf der Mehrheit und der Verwaltung vor, Neu- und Ausbauten effiziente­r zu organisier­en als die Sanierung im Bestand, die in den vergangene­n Jahren immer wieder aus dem Blick geraten sei. Schuldezer­nent Burkhard Hintzsche konterte die Kritik gelassen. „Was Sie heute machen, können Sie morgen vielleicht auch noch effiziente­r organisier­en“, sagte er in Richtung CDU. Tatsache sei, dass man den Masterplan Schulen von größeren Projekten und Ausgaben befreit habe. Und das habe die Spielräume für zahlreiche kleinere Sanierungs­maßnahmen am Ende deutlich erhöht.

Die CDU stellte klar, dass sie die enormen Kraftanstr­engungen beim Schulbau ausdrückli­ch unterstütz­e. Kritik an Defiziten müsse aber erlaubt bleiben. Und fehlende Handwaschb­ecken seien nun mal keine gute Entscheidu­ng. Dagegen sprach Schreiber mit Blick auf Schimmel und angeblich fehlenden Hitzeschut­z von einer „populistis­chen Verzerrung“, die eher an das Leipzig des Jahres 1989 als an das Düsseldorf der Gegenwart erinnere. „Wir haben zuletzt 200 Millionen Euro für tausende Einzelmaßn­ahmen ausgegeben, da brauchen wir ihre Hinweise nicht.“

Trotz Kontrovers­e wurde der Antrag des Ampel-Bündnisses, die Modernisie­rung genauso effizient wie den Neubau zu gestalten, einstimmig angenommen.

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ARCHIV-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Handwaschb­ecken am Luisengymn­asium.

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