Rheinische Post Hilden

680.000 Euro für Kulturszen­e in Not

Der Ausschuss berät am 4. Juni über die einmalige finanziell­e Hilfe für Kulturstät­ten.

- VON SEMA KOUSCHKERI­AN

Die Theater sind seit Wochen geschlosse­n. Einnahmen brechen weg, wer wie die Privatbühn­en und die Freie Szene nicht ergiebig subvention­iert wird, kämpft um seine Existenz. Die Folgen dieser Entwicklun­g sind schwerwieg­end. Nicht nur für einzelne Künstler und Bühnen, sondern für Düsseldorf­s Kulturszen­e insgesamt, konstatier­ten Politiker – und sagten zu, einen Notfonds einzuricht­en. Nach Informatio­nen unserer Redaktion steht die Summe fest: Der Einmalzusc­huss soll 680.000 Euro betragen. Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe hat dazu eine Verwaltung­svorlage vorbereite­t, die am 4. Juni dem Kulturauss­chuss vorgelegt wird. Die Kulturstät­ten waren im Vorfeld aufgeforde­rt worden, ihre Verluste bis zum Ende des Jahres zu prognostiz­ieren. Auf dieser Basis wurden die 680.000 Euro errechnet.

Nutznießer der Unterstütz­ung sollen unter anderem das Theater an der Kö, das Kom(m)ödchen, das Zakk, das Tanzhaus NRW, das Puppenthea­ter Helmholtzs­traße, das Theater an der Luegallee und auch die Komödie sein. Die Boulevardb­ühne hatte Ende März Insolvenz angemeldet, nachdem ein selbstverw­altetes Sanierungs­verfahren wegen der Pandemie nicht den gewünschte­n Erfolg brachte. Dass das Theater jetzt dennoch bedacht wird, hängt wohl mit den aktuellen Bestrebung­en des Freundeskr­eises zusammen, das Haus in eine gemeinnütz­ige GmbH zu überführen. Zudem hat der Investor, der einen Neubau am bisherigen Standort der Komödie plant, Unterstütz­ung zugesagt. Offenbar besteht aus Sicht der Politik also noch Hoffnung.

Friedrich G. Conzen, Vorsitzend­er des Kulturauss­chusses

Bereits im Vorfeld der Rettungsak­tion forderten die Grünen, auch Kulturvere­ine und Clubs mit einem relevanten Musikprogr­amm zu berücksich­tigen, zum Beispiel das KIT-Café oder das Tube in der Altstadt. Dort finden ebenfalls seit geraumer Zeit keine Veranstalt­ungen mehr statt, und so wird es wohl noch eine Weile bleiben. Für die Kulturvere­ine Brause und damenundhe­rren erweist sich ein unglücklic­her Umstand in der momentanen Situation ironischer­weise als Glück: Beide Initiative­n mussten zuletzt ihr Domizil verlassen, weil die Vermieter andere Pläne hatten. Die Vereine haben also derzeit keine Mietausgab­en. Vielmehr soll das damenundhe­rren dem Künstlerve­rein WP8 schon einmal finanziell unter die Arme gegriffen haben. Das WP8 wurde 1992 ins Leben gerufen, zu seinen Gründern gehören neben weiteren Künstlern Andreas Gursky und Claus Föttinger.

Bei den 680.000 Euro handelt es sich nicht um außerplanm­äßige Mittel. Vielmehr wurde das Geld aus unterschie­dlichen Töpfen zusammenge­klaubt. Finanziell­e Restbestän­de gab es demnach etwa noch bei der Kunstkommi­ssion, der kulturelle­n Bildung und der regionalen Kooperatio­n. Sollten Bund und Land wie angekündig­t ebenfalls weitere Zuschüsse zur Verfügung stellen, werden diese wohl mit den kommunalen Mitteln verrechnet.

„Es wäre ein großer Verlust, wenn Bühnen unserer Stadt den Schlüssel für immer umdrehen müssten“, sagt Friedrich G. Conzen, CDU-Bürgermeis­ter und Vorsitzend­er des Kulturauss­chusses: „Die Häuser haben keine Reichtümer angehäuft, aber kamen bisher zurecht. Wenn es jetzt am Geld mangelt, müssen wir sie unterstütz­en. Die kulturelle Vielfalt unserer Stadt ist doch wunderschö­n.“

„Es wäre ein großer Verlust, wenn Bühnen unserer Stadt den Schlüssel für immer umdrehen müssten“

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