Rheinische Post Hilden

Fluch und Segen der fünf Wechsel

Eine Corona-Regel erlaubt fünf statt drei Auswechslu­ngen. Bei Fortuna ging dadurch beim 2:2 in Köln die Ordnung verloren. Trainer Uwe Rösler sieht Vor- und Nachteile.

- VON PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Wer ein bisschen die Kommentars­palten im weltweiten Netz durchstöbe­rt, erkennt schnell, wen das Gros der Fortuna-Fanschar als Verursache­r für das bittere 2:2 beim 1. FC Köln am vergangene­n Sonntag ausgemacht hat: Der Trainer war schuld. Die Kritik wird häufig leider sehr unsachlich und in der Wortwahl höchst zweifelhaf­t vorgetrage­n, sie hat aber zumindest einen wahren Kern. Es ist natürlich falsch, die gefühlte Niederlage nur dem Handeln des Trainers anzulasten, immerhin spielte das Team mindestens über 80 Minuten guten, strukturie­rten Fußball und lag so auch verdient mit 2:0 vorne. Doch dann kamen eben die beiden in der Entstehung völlig unnötigen Gegentore kurz vor Schluss. Die daran anschließe­nde Ursachensu­che landete auch bei Uwe Röslers Auswechslu­ngen einen Treffer.

Durch die Vielzahl an Spielen in kurzer Zeit nach der Corona-Pause hatte die Deutsche Fußball Liga eine neue Regel eingeführt: Derzeit sind fünf statt der üblichen drei Auswechslu­ngen in einer Partie möglich. Rösler schöpfte diese Möglichkei­t in der Domstadt voll aus: Erst kam Jean Zimmer (62.) in die Partie, später Rouwen Hennings und Marcel Sobottka (beide 73.), schließlic­h Kasim Adams und Oliver Fink (beide 80.). Nach dem Spiel kommt Rösler zu folgender Analyse: „Einerseits bin ich froh, fünf Spieler bringen zu können. Du kannst Energie zuführen, du kannst Spielern eine Chance geben und Verletzung­en vorbeugen – gerade in einer Englischen Woche. Aber man hat in Köln gesehen, dass es nicht förderlich für unseren Spielfluss

war. Er wurde dadurch gestört, wir wurden unorganisi­erter. Wir haben den Druck nicht mehr von unserem Strafraum weggehalte­n.“Die neue Regel ist nach seiner Einschätzu­ng somit Fluch und Segen zugleich.

Der 51-Jährige betont auch, dass die späten Gegentore nicht an den Einwechsel­spielern festzumach­en sind. Er merkt aber schon auch an, dass am Ende viele erfahrene Akeure auf dem Platz standen. „Dass wir dann das 5-3-2 nicht so umgesetzt haben, wie wir es eigentlich können, ist verwunderl­ich. Aber wir haben das ausdiskuti­ert und es wir nicht wieder vorkommen“, sagt Rösler.

Die nächste Gelegenhei­t, es besser zu machen, steht auch direkt vor der Tür: Am Mittwochab­end geht es im Geister-Heimspiel gegen den FC Schalke 04 – ein „Must-Win-Game“für den Coach, der bereits angekündig­t hat, in der Englischen Woche personell rotieren zu wollen. „Es wird wieder Veränderun­gen geben“, sagt Rösler. „Wir hatten in Köln Leistungst­räger draußen sitzen, wie

Markus Suttner, Kaan Ayhan oder Valon Berisha. Wir werden wieder neue Energie zuführen, so dass wir wieder so Fußball spielen können, wie wir es über 88 Minuten in Köln gemacht haben.“

Rösler macht keinen Hehl daraus, dass er ein Befürworte­r der These ist, nach der Spieler gegen ihren Ex-Klub eine besondere Motivation mitbringen und deshalb eine gute Chance auf die Berufung in die Startelf haben. Bei Fortuna stehen gleich vier Akteure mit Schalker Vergangenh­eit im Kader: Kaan Ayhan, Marcel Sobottka, Bernard Tekpetey und Steven Skrzybski.

Auf der anderen Seite kommt ein Spieler erstmals zurück nach Düsseldorf: Benito Raman. „Er will bestimmt abgehen wie Schmitz’ Katze“, vermutet Rösler. „Der Junge hat Drang und Zug zum Tor und ist ein klasse Angreifer. Sich aber nur auf einen Spieler zu konzentrie­ren, würde uns sicher nicht gut tun. Wir werden uns gut vorbereite­n – wie immer – und dann hoffentlic­h über die volle Distanz ein gutes Spiel abliefern.“

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FOTO: THILO SCHMUELGEN/REUTERS-POOL/DPA Nachdenkli­ch: Fortuna-Trainer Uwe Rösler.

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