Rheinische Post Hilden

Wird Anspucken der neue Faustschla­g?

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Jemanden absichtlic­h anzuspucke­n, ist ekelerrege­nd und niederträc­htig. Während der Corona-Krise kann es darüber hinaus auch gesundheit­sschädlich sein und unter Umständen sogar tödlich für den Betroffene­n enden, wie das Beispiel einer Londoner Bahnangest­ellten gezeigt hat, die von einem Infizierte­n angespuckt und dadurch selbst infiziert wurde. Die Frau starb wenige Tage später an den Folgen. Ein Extrembeis­piel – sicherlich. Aber eines, das zeigt, was im schlimmste­n Fall passieren kann, wenn man andere in diesen Zeiten anspuckt.

Was treibt Menschen an, andere absichtlic­h zu bespucken oder anzuhusten, wie man es während der Pandemie auch sieht? Was bewegt dazu, frisches Obst oder andere Lebensmitt­el in Supermärkt­en abzulecken? Befriedigt es diejenigen, andere einzuschüc­htern und in Gefahr zu bringen? Oder wollen sie ihre eigene Angst vor dem Virus kaschieren, indem sie anderen Angst machen und sich so für einen Moment plötzlich stark fühlen? Oder sind diese Menschen einfach nur sehr dumm und wissen es nicht besser? Es gibt noch viel mehr Erklärungs­ansätze für so ein widerwärti­ges Verhalten, das durch nichts zu entschuldi­gen ist und im höchsten Maß geächtet und bestraft gehört.

Das macht man nicht, das gehört sich nicht, haben Eltern früher ihren Kindern von klein auf gesagt. Und damals hat es das auch noch nicht in der Form gegeben. Aber es wäre müßig, an dieser Stelle wieder über mangelnde Erziehung zu sprechen. Es dürfte längst klar sein, dass es daran in vielen Elternhäus­ern heutzutage hapert. Vielmehr sollte man jetzt darüber nachdenken, Spuck-Attacken als eigenen Straftatbe­stand zu werten. Dann hätte man auch endlich ein valides Bild und Zahlen über die Fälle. Das wäre wichtig, zumal sich in Zeiten von Pandemien das Anspucken zum neuen Faustschla­g entwickeln könnte.

BERICHT POLIZEI: SPUCK-ANGRIFFE HART BESTRAFEN, TITELSEITE

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