Rheinische Post Hilden

Ausbrecher bedrohte Frau mit Messer

Zwei Straftäter waren in Bedburg-Hau geflohen, einer starb bei der Festnahme.

- VON C.ALBUSTIN, M.CATTELAENS UND M. PLÜCK

BEDBURG-HAU/AACHEN Die entflohene­n Straftäter aus der psychiatri­schen Einrichtun­g in Bedburg-Hau sind am Dienstagab­end in Aachen gefasst worden. Bei dem Einsatz gab die Polizei mehrere Schüsse ab. Wie die Staatsanwa­ltschaft mitteilte, hatte der Jüngere der beiden verurteilt­en Straftäter einer unbeteilig­ten Passantin von hinten ein Messer an den Hals gehalten. Da er der mehrfachen Aufforderu­ng, die Frau gehen zu lassen, nicht nachgekomm­en sei, hätten zwei Polizisten je einen Schuss abgegeben. Beide Schüsse haben der Staatsanwa­ltschaft zufolge getroffen. Der 37-Jährige starb trotz sofortiger notärztlic­her Behandlung. Die Geisel überstand die Situation zumindest körperlich unverletzt.

Wegen der abgegebene­n Schüsse werde die Staatsanwa­ltschaft Aachen kein Ermittlung­sverfahren einleiten. Es habe eine akute Nothilfela­ge

vorgelegen und somit bestehe kein Verdacht auf eine Straftat. Ob beide Kugeln tödlich waren, soll die Obduktion klären.

Der 37- und der 43-Jährige waren am Montag aus der Psychiatri­e in Bedburg-Hau bei Kleve geflohen. Sie waren wegen einer Suchterkra­nkung zur Behandlung untergebra­cht. Sie waren nach Raubdelikt­en im Oktober und Dezember 2019 in den sogenannte­n Maßregelvo­llzug gekommen und in einer gesicherte­n Station untergebra­cht – im Gegensatz zu Patienten, die Ausgang erhalten und damit auf ihre Entlassung vorbereite­t werden. Bei ihrer Flucht am Montagaben­d sollen sie einen Pfleger mit einem Messer bedroht und ihn gezwungen haben, den Pförtner unter einem falschen Vorwand die Schleuse öffnen zu lassen. Woher sie das Messer hatten, ist noch nicht geklärt. Mit dem Wagen des Pflegers waren sie nach Aachen gefahren. Ein Zeuge hatte den im Stadtteil Verlautenh­eide geparkten Wagen entdeckt und die Polizei alarmiert.

Die LVR-Klinik gab inzwischen bekannt, dass die Abläufe in ihren forensisch­en Abteilunge­n hinsichtli­ch der Flucht intensiv geprüft würden. Auch würden die belastende­n Ereignisse mit den Mitarbeite­rn im Maßregelvo­llzug „gründlich“aufgearbei­tet.

Bedburg-Haus Bürgermeis­ter Peter Driessen forderte, dass nun Bewegung in den Prozess für den angekündig­ten Neubau des Forensik-Bettenhaus­es kommt. „Wir brauchen jetzt endlich, was uns lange versproche­n wurde: eine moderne Klinik“, betont Driessen. Die teils 100 Jahre alten Gebäude entspräche­n nicht mehr den aktuellen Anforderun­gen.

Die Opposition will das Thema am Freitagmor­gen im Landtag auf die Tagesordnu­ng heben. Nach Informatio­nen unserer Redaktion beantragte die SPD-Fraktion eine entspreche­nde Sondersitz­ung des Ausschusse­s für Arbeit, Gesundheit und Soziales.

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