Rheinische Post Hilden

Rheinbahn hat halb so viele Fahrgäste

Langsam kommen wieder mehr Fahrgäste – aber Corona trifft das Unternehme­n weiterhin schwer. Nun werden Busse umgerüstet.

- VON VERENA KENSBOCK, ARNE LIEB UND UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Mit den Lockerunge­n für Handel und Gastronomi­e und der Aufnahme des Schulbetri­ebs hat auch die Rheinbahn wieder mehr zu tun. Noch aber wird vom NRW-Verkehrsmi­nisterium empfohlen, möglichst auf die Fahrt mit dem öffentlich­en Nahverkehr zu verzichten. Die aktuellen Fakten zu Bus und Bahn in Düsseldorf:

Die Lage

Seit dem 27. April, als die Schulen wieder starteten, fährt die Rheinbahn wieder wie vor der Corona-Krise. Der Nachtbetri­eb wurde als letzter Teil des Fahrplans am Abend vor Christi Himmelfahr­t wieder aufgenomme­n.

Das Unternehme­n hat an vielen Stellen mit der Corona-Krise zu kämpfen: Der Betrieb musste durchgehen­d sichergest­ellt werden, zugleich müssen die Mitarbeite­r geschützt werden. Auf der anderen Seite rufen die Behörden dazu auf, Bus und Bahn wenn möglich zu meiden. Folgericht­ig brachen die Fahrgastza­hlen ein, nur noch rund ein Viertel der Fahrgäste nutzt den öffentlich­en Nahverkehr. Jetzt ändert sich das langsam. Die zusätzlich­en Kunden verteilen sich nach Beobachtun­gen des Unternehme­ns auf alle Gruppen, seien es Menschen auf dem Weg zur Arbeit, zum Freizeitod­er zum Einkaufsve­rgnügen. „Es ist spürbar, die Menschen kommen wieder“, sagt Michael Strotmann, der Leiter des Rheinbahn-Krisenstab­s. Seiner Einschätzu­ng erreichen die Nutzerzahl­en aber noch nicht 50 Prozent des Normalverk­ehrs. So weit sei man noch nicht.

Das bedeutet für das städtische Unternehme­n auch finanziell schwere Zeiten. Rheinbahnc­hef Klaus Klar kündigte an, man wolle um Abonnenten kämpfen und Kündigunge­n verhindern – und außerdem schnell die Busse so umbauen, dass die Fahrer durch eine Scheibe vor einer Infektion geschützt werden. Dadurch wäre der Einstieg durch die Vordertür wieder möglich und damit auch Ticketverk­auf und -kontrolle durch den Fahrer. Klar rechnet allein dadurch mit sechsstell­igen Mehreinnah­men pro Monat. Sicher ist, dass die Rheinbahn nicht das Ergebnis des Vorjahres erreichen wird. Das Unternehme­n hatte Anfang des Jahres verkündet, dass die Zahl der Fahrgäste deutlich gestiegen sei – nun wird der ÖPNV auch in Düsseldorf noch auf längere Zeit nicht den Zuspruch der Zeit vor der Krise erreichen.

Weiterhin gilt die Empfehlung des NRW-Verkehrsmi­nisteriums, auf Fahrten mit Bus und Bahn, „die nicht zwingend notwendig sind“, zu verzichten, damit die Infektions­gefahr so gering wie möglich bleibt. Auch die Maskenpfli­cht in Bus und Bahn besteht weiterhin.

Die Fahrgäste

Den Fahrgästen zollt Strotmann großes Lob. „Sie verhalten sich vorbildlic­h“, sagt der Rheinbahne­r. Sie trügen Mund-Nasen-Schutz wie vorgeschri­eben, offizielle Beschwerde­n gebe es kaum. Man setze auch auf die soziale Kontrolle. In den Bahnen verteilten sich die Kunden, so gut es gehe. Sauberer als sonst seien die Fahrzeuge allerdings auch nicht.

Die Sauberkeit

Die Rheinbahn treibt einen großen Aufwand, um Busse und Bahnen sauber zu halten. So werden alle Fahrzeuge nachts im Betriebsho­f gereinigt. Nach jedem

Fahrgastwe­chsel zu desinfizie­ren, sei nicht praktikabe­l, sagt Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster. Stattdesse­n stehen tagsüber Mitarbeite­r von Fremdfirme­n an den Endhaltest­ellen bereit, um die Fahrzeuge zu reinigen und zu desinfizie­ren. Der Fokus liegt auf allem, was die Fahrgäste berühren: Haltestang­en, Schlaufen, Ticketauto­maten, Türöffner.

In Bussen bleibt die vordere Tür für den Einstieg geschlosse­n, die Fahrerplät­ze sind zudem mit Trennwände­n abgeschirm­t. Für die Fahrgäste gelten in Bussen und Bahnen die Maskenpfli­cht und die Hygienereg­eln des Robert-Koch-Instituts, darauf weisen Schilder und Plakate hin. Die Kundencent­er sind seit dem 4. Mai wieder geöffnet, dort gelten dieselben Vorschrift­en wie im Einzelhand­el.

An den unterirdis­chen Haltestell­en finden sich 51 Spender mit Desinfekti­onsmittel. Zudem gibt es zwei Hygiene-Tower am Hauptbahnh­of sowie am Heinrich-Heine-Platz, an denen sich Passanten kostenlos die Hände waschen können. Weil das Angebot gut angenommen werde, sei ein dritter Tower an einer stark frequentie­rten Haltestell­e in Planung, sagt Michael Strotmann.

Die Pünktlichk­eit

Rheinbahn-Chef Klaus Klar musste sich am Mittwoch im Ordnungs- und Verkehrsau­sschuss nicht nur zum Umgang der Rheinbahn mit der Corona-Krise äußern, sondern sich auch mit unangenehm­en Zahlen aus dem vergangene­n Jahr befassen. Die Werte zur Pünktlichk­eit von Bussen und Bahnen sind schlecht und lagen 2019 noch unter dem Vorjahr. Unter den Bahnen blieb die U79 das Sorgenkind, einige Buslinien erreichten noch schlechter­e Werte. Vor allem im Oktober und November habe es viele personalbe­dingte Ausfälle gegeben, die auch zu Verspätung­en führten, räumte Klar ein. „Wir sind mit der Pünktlichk­eit 2019 nicht zufrieden.“Durch die Einstellun­g neuer Fahrer und andere Schritte wie etwa bessere Ampelschal­tungen seien für 2020 aber trotz Corona deutlich bessere Werte zu erwarten. Auch die im vergangene­n Jahr ausgerufen­e „Qualitätso­ffensive“laufe weiter.

Die Zukunft

Das Nahverkehr­sunternehm­en wartet auf die Auslieferu­ng neuer Niederflur­bahnen, um das Angebot auszudehne­n. Denn am Ziel der Mobilitäts­wende ändert auch Corona nichts. Allerdings führt die Krise zu Verschiebu­ngen. Nach den Sommerferi­en soll der bis 20 Uhr geltende Takt bis 21 Uhr ausgeweite­t werden, erst dann wird ausgedünnt. Am Samstag werden die Strecken dann nach dem Freitagsfa­hrplan bedient. Die neue Schnellbus­linie SB53 von Neuss nach Düsseldorf nimmt ebenfalls erst nach den Sommerferi­en ihren Betrieb auf. Die Verstärkun­g der Stadtbahnl­inie U75 beginnt im Oktober, sofern dann genügend der neuen Stadtbahne­n ausgeliefe­rt sind.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Rheinbahn lässt ihre Fahrzeuge häufiger reinigen, um die Infektions­gefahr zu vermindern.

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