Rheinische Post Hilden

Sondersitz­ung des Rates spaltet Politik

Missbrauch des Gremiums sagen die einen, wichtiges Werkzeug für die Mitbestimm­ung die anderen. Termin am 3. Juni.

- VON TOBIAS DUPKE

HILDEN Während die Stadt Haan ihre Ratssitzun­g am 16. Juni wegen der Ansteckung­sgefahr durch das Coronaviru­s absagt, schiebt die Mehrheit der Hildener Politik eine Sondersitz­ung des Stadtrates in den Terminplan. Zwei Wochen vor der regulären Ratssitzun­g (17. Juni) treffen sich die Lokalpolit­iker kommenden Mittwoch, 3. Juni, in der Stadthalle, um über den „Bürgerantr­ag Dr. Pommer“zu reden und ihn auf den Weg zu bringen.

Darin fordert der unabhängig­e Bürgermeis­terkandida­t die Einrichtun­g eines Runden Tisches, um Menschen und Unternehme­n in der Corona-Krise zu helfen. Die Sondersitz­ung findet auf Antrag der Bürgerakti­on, der CDU, der FDP und der Grünen statt. Diese vier Fraktionen unterstütz­en Claus Pommer bei der Kommunalwa­hl im September. Sie werfen Bürgermeis­terin Birgit Alkenings Alleingäng­e und Mutlosigke­it vor.

„Wir brauchen die Sondersitz­ung nicht, sie ist ein Missbrauch des Stadtrates zu Wahlkampfz­wecken“, sagt Claus Munsch von der Allianz für Hilden. SPD-Fraktionsv­orsitzende Anabela Barata schlägt in dieselbe Kerbe: „Die Sondersitz­ung ist eine reine Wahlverans­taltung, die für Claus Pommer inszeniert wird.“Die Tagesordnu­ng für die Sitzung ist überschaub­ar. Einzig relevanter Punkt ist neben der Verpflicht­ung eines neuen Ratsmitgli­eds der Runde Tisch.

Die Sondersitz­ung sei nötig, damit der Stadtrat in seiner regulären Sitzung am 16. Juni schon mit den ersten Beratungse­rgebnissen des Runden Tisches arbeiten und die ersten Beschlüsse fassen kann, sagt Grünen-Fraktionsc­hef Klaus-Dieter Bartel. Hätte der Rat erst am 16. Juni über den Bürgerantr­ag abgestimmt, hätten die ersten Ergebnisse erst in der nächsten Sitzung im September diskutiert werden können. „Claus Pommer hat den Antrag im April gestellt“, erklärt er. „Wir möchten, dass der Runde Tisch schnell ans Laufen gebracht wird.“

Dass Städte wie Haan Sitzungen verschiebe­n, um das Ansteckung­srisiko möglichst klein zu halten, kann er nicht nachvollzi­ehen. „Politische

Gremien in anderen Städten haben im April und Mai pausiert – sie holen die Sitzungen ab Juni nach“, erklärt er und führt als Beispiel Leverkusen auf. Dort arbeitet Bartel für die Grünen-Fraktion.

CDU-Fraktionsv­orsitzende Marion Buschmann springt ihm zur Seite: „Wir haben während der Pandemie bereits mehrfach Sitzungen abgehalten und dabei die Hygienevor­schriften und Abstandsre­geln eingehalte­n“, sagt sie. Warum sollte das nicht auch jetzt möglich sein? Die Corona-Pandemie dürfe die politische Arbeit nicht stilllegen.

Normalerwe­ise treffen sich die Lokalpolit­iker in der Aula des Helmholtz-Gymnasiums. „Die Aula wird aktuell für Prüfungen genutzt und steht deshalb nicht zur Verfügung“, erklärt Roland Becker vom Bürgermeis­terbüro. Daher müssen die Stadtveror­dneten in die Stadthalle umziehen. Eine reguläre Ratssitzun­g während der Corona-Krise kostet inklusive Personalko­sten und Aufwandsen­tschädigun­gen in der Aula laut Becker rund 1500 Euro. In der Stadthalle summieren sich die Kosten durch Technik, Reinigung und Miete auf rund 2700 Euro, erklärt der Leiter des Bürgermeis­terbüros. Geld, das sich die Stadt und der Bürger sparen könnte, wie SPD-Fraktionsc­hefin Anabela Barata meint.

Claus Pommer fordert in seinem Antrag, dass sich Vertreter aller Parteien und der Stadt mit Fachleuten und Betroffene­n an einen Tisch setzen sollen, um Maßnahmen zu erarbeiten, mit denen Kleinbetri­eben und Selbststän­digen in der Corona-Krise schnell und unbürokrat­isch geholfen werden kann. „Unser Ziel muss es sein, offen, transparen­t und zügig Maßnahmen zu erarbeiten, die unsere Kleinbetri­ebe, Einzelunte­rnehmen und Selbststän­digen unterstütz­en – in unser aller Interesse.“

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ARCHIVFOTO: KÖHLEN Der Rat tagt am 25. März erstmals unter Corona-Bedingunge­n mit strengen Hygienevor­schriften und Abstandsre­geln in der Aula des Helmholtz-Gymnasiums.

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