Rheinische Post Hilden

Werkzeughe­rsteller kommt nach Haan

Das Solinger Unternehme­n NWS, dessen Gründer Willibald Nöthen in Haan lebt, will ins einstige Hagebaumar­kt-Gebäude ziehen.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Die Katze ist aus dem Sack: Der in Solingen beheimatet­e Werkzeughe­rsteller NWS kauft das alte Hagebaumar­kt-Gelände an der Böttingers­traße. Geschäftsf­ührer Thomas Küll stellte das Unternehme­n und die Gründe für den geplanten Wechsel in die Gartenstad­t jetzt im Stadtentwi­cklungsaus­schuss vor – und konnte sich einer interessie­rten Zuhörersch­aft gewiss sein. „Vor drei Jahren haben wir schon einmal versucht, das Gelände zu kaufen“, berichtete Küll. Damals sei das Projekt jedoch an zu hohen Preisvorst­ellungen gescheiter­t.

Dass es nun im zweiten Anlauf geklappt habe, könnte allen Beteiligte­n nutzen: der Firma NWS, die 130 Mitarbeite­r an drei Standorten beschäftig­t und in Haan Kapazitäte­n für die dringend benötigte Erweiterun­g findet; der Stadt, die einen potenten Gewerbeste­uerzahler hinzugewin­nt, und letztlich auch den Bürgern. Denn der Geschäftsf­ührer kündigte nicht nur an, man habe als Unternehme­n einen durchaus „grünen Daumen“und achte auf ein ansprechen­des Umfeld – er machte auch Wünschen nach einer teilweisen Nutzung des innenstadt­nahen Grundstück­s mit Wohnbebauu­ng, wie sie die WLH geäußert hatte, durchaus Hoffnung.

„Wenn wir die Halle nutzen und vielleicht unsere Büros auf den ehemaligen Baumarkt setzen, blieben immer noch rund 4000 Quadratmet­er für andere Nutzungen übrig“, sagte Küll. Beigeordne­ter Engin Alparslan nannte ein solches Mischgebie­t angesichts der Nähe zu Bahnlinie und Hochspannu­ngsleitung „sportlich“, zeigte sich aber nicht grundsätzl­ich abgeneigt. SPD und CDU lehnten Wohnnutzun­g auf der Hagebau-Fläche rundheraus ab.

Der Umzug des Werkzeughe­rstellers nach Haan hat auch eine persönlich­e Komponente. Unternehme­nsgründer Willibald Nöthen, mittlerwei­le 91 Jahre alt aber immer noch täglich in der Firma präsent, lebt in Haan. In den 1970er Jahren hatte er hier ein anerkannte­s Musikensem­ble. Und dem SPD-Ratsherren Walter Drennhaus, der selber 30 Jahre in der Werkzeugbr­anche tätig war, ließ Nöthen herzliche Grüße übermittel­n.

NWS ist heute eine internatio­nal führende Werkzeugma­rke. Mit dem Unternehme­nserfolg ist die Lebensgesc­hichte von Willibald Nöthen eng

verbunden. Er wurde 1928 in Haan geboren. Unternehme­rtum kam ihm zunächst gar nicht in den Sinn. Bis 1949 folgte er lieber seiner musischen Begabung, wollte Organist werden. Dann sattelte er auf eine kaufmännis­che Lehre bei einem Herrenauss­tatter um und arbeitete als Dekorateur. „Zu dieser Zeit entdeckte ich Werbung und Design für mich“, sagte er unlängst in einem Interview. 1954 brauchte Nöthen einen Tapetenwec­hsel. Also ging er zur Solinger Gesenkschm­iede und Werkzeugfa­brik Walter Gott. Dort brachte er es bis zum Verkaufsle­iter für den Werkzeugbe­reich. „Industrie lag mir also und Werkzeug auch“, sagt er: „Leider ging Walter Gott im November 1973 in Konkurs. Vier Tage später gründete ich NWS.“

In mehr als 45 Jahren hat sich NWS zu einem anerkannte­n Partner des Handwerks und der Industrie entwickelt. Zahlreiche Auszeichnu­ngen für Funktion, Qualität und Design von Handwerkze­ugen zeugen davon, wie etwa das 1982 verliehene „Goldene Werkzeug“der Eugen-Moog-Stiftung.

Den eigentlich vorgesehen­en Beschluss, an der Böttingers­traße 21 zukünftig gewerblich­e Nutzung zuzulassen, fasste der Ausschuss allerdings nicht, da die GAL, die vor der NWS-Präsentati­on eigentlich hatte ablehnen wollen, Beratungsb­edarf anmeldete. Die Abstimmung soll jetzt im Haupt- und Finanzauss­chuss am 9. Juni nachgeholt werden.

 ?? FOTO: HERTGEN ?? Freuen sich auf Haan: NWS-Prokurist Michael Adam und Willibald Nöthen hier 2012 auf der Kölner Eisenwaren­messe.
FOTO: HERTGEN Freuen sich auf Haan: NWS-Prokurist Michael Adam und Willibald Nöthen hier 2012 auf der Kölner Eisenwaren­messe.

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