Rheinische Post Hilden

Reul: Die Vorwürfe kotzen mich an

Im Landtag wird heftig über Rechtsextr­emismus bei der Polizei in NRW gestritten.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die Opposition im Düsseldorf­er Landtag hat mit Nachdruck eine unabhängig­e wissenscha­ftliche Studie zu rechtsextr­emistische­n Umtrieben bei Polizei und Verfassung­sschutz gefordert. „Eine Studie kann Erkenntnis­se liefern, wo wir genau gegensteue­rn müssen“, sagte Grünen-Innenexper­tin Verena Schäffer in einer aktuellen Stunde. Rassistisc­he Einstellun­gen könnten Polizisten gegenüber bestimmten Entwicklun­gen blind machen, was wiederum das Vertrauen in die Sicherheit­sbehörden schwäche.

SPD-Innenexper­te Sven Wolf zitierte die Antisemiti­smus-Beauftragt­e Sabine Leutheusse­r-Schnarrenb­erger.

Die FDP-Politikeri­n habe ebenfalls schonungsl­ose Aufklärung gefordert und gesagt, mit einem Generalver­dacht gegen die Polizei habe das nichts zu tun.

NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) räumte ein, dass es zu viele Fälle von Rechtsextr­emismus bei den Sicherheit­sbehörden gebe. Auch könne man streiten, ob er bisher genug, und auch, ob er das Richtige unternomme­n habe. „Aber die Vorwürfe, ich hätte nichts getan, kotzen mich an“, sagte Reul und musste sich dafür wegen unparlamen­tarischer Ausdrucksw­eise vom Präsidium zurechtwei­sen lassen.

Statt einer großen wissenscha­ftlichen Studie will Reul Untersuchu­ngen zu Einzelaspe­kten initiieren, etwa der Frage, warum manche

Polizisten im Laufe ihrer Dienstjahr­e für rechtsextr­eme Einstellun­gen anfälliger sind als andere. Ab 15. Oktober soll ein sechsköpfi­ges Team diesen Themen nachgehen.

Bei der Polizei in NRW gibt es nach neuestem Stand 38 rechtsextr­emistische Verdachtsf­älle und vier weitere im Innenminis­terium, davon drei im Verfassung­sschutz. Gegen einen der Polizisten ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Duisburg wegen des Verdachts der Körperverl­etzung und der Strafverei­telung im Amt, weil er einen wehrlosen, bereits gefesselte­n Deutsch-Albaner mindestens einmal geschlagen haben soll. Damit steht die Frage im Raum, ob die rechtsextr­emistische­n Einstellun­gen sich auch im Polizeiall­tag ausgewirkt haben.

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