Knisternde Mikros und sportliche Politiker
Die Bezirksvertretungen lassen sich einiges einfallen, um auch während der Corona-Zeit sicher tagen zu können.
STADTTEILE Seit dem Sommer steigt die Zahl der Corona-Infizierten wieder, nicht zuletzt, weil das Leben in der Stadt nicht mehr still steht. Kleine Feste werden gefeiert, die Kneipen öffnen und auch die Politik hat die Arbeit wieder aufgenommen. Vor allem die Bezirksvertretungen müssen sich einiges einfallen lassen, um das vorgegebene Hygienekonzept einzuhalten. Manche wechseln den Tagungsort, bei anderen geht es mitunter komisch zu und wieder andere tun so, als gebe es kein Virus. Ein Überblick.
Bezirksvertretung 1
Weit entfernt lag der alternative Sitzungsort beim letzten Termin der Bezirksvertretung 1 nicht, die Politiker blieben im Rathaus in der Altstadt und wichen in den großen Plenarsaal aus. Viele Reihen und Plätze blieben dort leer und Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner (SPD) schien sich nicht unwohl zu fühlen auf dem großen Chef-Sessel des Oberbürgermeisters.
Bezirksvertretung 2
Manche nennen es gemütlich-kuschelig, andere eng und stickig: Der Raum der Bezirksvertretung 2 an der Grafenberger Allee ist in diesen Zeiten alles andere als corona-konform. Das Gremium zog kurzerhand von Düsseltal nach Flingern-Nord und tagte zwischen Theke und Zapfhähnen im Schützenhaus am Flinger Broich. Ganz zur Freude der Raucher wurde stündlich eine Pause gemacht, ein bisschen Lüften, ein bisschen frische (Nikotin-)Luft schnappen. Pauken und Trompeten blieben aber im Schrank, Bezirksbürgermeister Uwe Wagner (SPD) versuchte zügig durch die Sitzung zu kommen – nach zwei Stunden war der öffentliche Teil der Tagesordnung vorbei.
Bezirksvertretung 4
Die Schulglocke nehmen die Politiker der Bezirksvertretung 4 nach dem dritten Klingeln nicht mehr wahr, die meisten sind froh, dass wieder alle teilnehmen dürfen. Zuletzt fand das Gremium im Linksrheinischen keinen Ausweichort, durfte deshalb mit zehn statt 19 Mitgliedern tagen. Diesmal ging es ins Cecilien-Gymnasium, wo die Verwaltung es sehr ernst nahm mit dem Hygienekonzept. Jeder Redeberechtigte hatte einen Plastik-Frühstücksbeutel auf dem Tisch vor sich liegen, der wie ein Präservativ bei einem Beitrag über das eine Mikro im Raum gestülpt wurde. Kratz, Knirsch, Raschel
– wer quietschende Kreide auf einer Tafel nicht ertragen kann, der hätte auch bei diesem Sound Gänsehaut bekommen.
Bezirksvertretung 5
Die Bezirksvertretung 5 hat bereits im August eine Sitzung nach den Regeln des neuen Hygienekonzeptes abgehalten. Wie in den Zeiten vor Corona fand diese im ohnehin engen Sitzungssaal im Kaiserswerther Rathaus statt. Bis auf die Zuschauer, deren Stühle im Abstand von anderthalb Metern aufgestellt wurden, saßen alle anderen Teilnehmer ohne Abstand und Maske unmittelbar nebeneinander. Das betraf auch Personen, die sich in der Regel außerhalb der Sitzung nicht unbedingt begegnen. Die Polizei beispielsweise saß neben Vertretern verschiedener Ämter, Politiker saßen neben Kollegen anderer Fraktionen und Pressevertreter teilten sich einen gemeinsamen Tisch. Begründet wurde die Entscheidung, wieder im Rathaus zu tagen, mit den Kosten und dem Aufwand für einen Ausweichort. So konnte kein geeignetes städtisches Gebäude für die Sitzungen gefunden werden. Im Juni wurde eine Sitzung in das Hotel Mutterhaus verlegt. Die Kosten hierfür betrugen 1860 Euro. Die nächste Sitzung des Gremiums steht am 27. Oktober an. Bislang wird als Sitzungsort wieder das Kaiserswerther Rathaus angegeben.
Bezirksvertretung 6
Weitläufiger als im ISS Dome kann man kaum tagen. Das bekamen vor allen Dingen die Fraktionsvorsitzenden zu spüren, die mehrfach von ihren Plätzen zu einem rund 40 Meter entfernten Mikrofon joggen mussten. Die Redebeiträge zu reduzieren, kam dennoch für Gerhard Peters (CDU) und Peter Rasp (SPD) nicht in Frage, die die unfreiwillige sportliche Einlage mit Humor nahmen.
Bezirksvertretung 9 und 10
Normalerweise tagt die BV 9 im prachtvollen Saal des Benrather Rathauses. Da die Politiker dort jedoch dicht an dicht sitzen, wurde die Aula des Schloß-Gymnasiums zum neuen Sitzungssaal. Zur ersten Sitzung nach der Corona-Pause gab es Unterstützung aus dem Süden: Uwe Sandt von der Bezirksverwaltungsstelle 10 halft den Benrather Kollegen aus und installierte die Mikrofontechnologie in der Aula. In Garath und Hellerhof konnte man zunächst im großzügigen Saal der Freizeitstätte bleiben – bis diese wegen Renovierung geschlossen wurde, seither tagt die BV 10 in der Gesamtschule Stettiner Straße.