Rheinische Post Hilden

Baubeginn im Glasmacher­viertel noch 2021

Die Glasmacher­viertel GmbH legt eine konkrete Zeitschien­e für die Entwicklun­g des Gebiets vor. Der Startschus­s fällt am Wasserturm.

- VON MARC INGEL

GERRESHEIM Ulrich Tappe und Andreas Mauska sind es leid. Immer wieder bekommen die beiden Geschäftsf­ührer der Glasmacher­viertel GmbH zu hören, das Neubaugebi­et auf dem ehemaligen Glashütten­gelände werde doch nie entwickelt, sei womöglich gar ein reines Spekulatio­nsobjekt. „Es ist viel passiert im letzten Jahr“, setzt Tappe dem entgegen, „auch wenn die Menschen das so nicht mitbekomme­n“. So würden sämtliche notwendige­n Gutachten für das Bebauungsp­lanverfahr­en schon seit August vorliegen, und auch die Änderungen im Masterplan seien abgeschlos­sen. Tappe: „Wir haben bereits sieben Millionen Euro in die Planung des ersten Bauabschni­tts investiert. Das würden wir wohl kaum machen, wenn wir nicht bauen wollen.“

Die wichtigste­n Änderungen im Masterplan: Durch eine Neuaufteil­ung der Wohnblöcke (keine Erhöhung der Geschosse) sollen jetzt 200 Wohnungen mehr entstehen (1700 statt 1500); die Lärmschutz­wand entlang der Bahnlinie entfällt, zu den Innenhöfen geöffnete Wintergärt­en übernehmen die Lärmschutz­funktion; der Wasserturm wird freigestel­lt; das Heyequarti­er, wo der erste Bauabschni­tt durchgefüh­rt werden soll, erhielt eine verkehrsbe­ruhigte Infrastruk­tur; die einzelnen Wohnblöcke haben nur noch eine Öffnung, „das ist privater“, so Tappe; Doppelersc­hließungen wurden gestrichen, „das spart der Stadt Instandhal­tungskoste­n“, betont der Geschäftsf­ührer.

Die Pläne seien alle mit der Stadt abstimmt worden, „wir haben unsere Arbeit erledigt, jetzt liegt der Ball bei der Stadt“, die nun noch einmal ein Verfahren zur Beteiligun­g der Träger öffentlich­er Belange durchführe­n will. Haben die Behörden zugestimmt, kann die Offenlage des Bebaungspl­ans erfolgen, Tappe rechnet damit im ersten Quartal 2021. „Das ist der letzte Schritt vor dem Satzungsbe­schluss.“Erst dann könnten entspreche­nde Bauanträge gestellt werden, dennoch rechnet Mauska noch mit einem Baustart in 2021: „Wir werden mit dem

Glasturm, wo unser Projektbür­o einziehen wird, starten, vorab bereits mit der Infrastruk­tur beginnen, und natürlich auch schon Architekte­nleistunge­n beauftrage­n.“Auch die Stadt war nicht untätig, und ist dabei, die Planung für die äußere Erschließu­ng (verlängert­e Torfbruchs­traße, Heyestraße) zu aktualisie­ren.

So richtig losgehen soll es dann 2022 mit dem ersten Bauabschni­tt im nördlichen Heyequarti­er (Investitio­nsvolumen: mindestens 170 Millionen Euro). Fünf Gebäudeblö­cke werde es dort geben, so Tappe, die für ein Einzelhand­elszentrum, eine Kita, Gewerbe, Eigentums- und Mietwohnun­gen (preisgedäm­pfte und Sozialwohn­ungen) vorgesehen sind, insgesamt würden in diesem ersten Schritt 350 Wohnungen geschaffen. Schon jetzt habe der Projektent­wickler elf Architektu­rbüros aufgeforde­rt, Entwürfe für die Gebäude zu erstellen, die Anfang kommenden Jahres vorgestell­t werden sollen, wie Mauska hervorhebt. Und: „Unsere Planung geht sehr ins Detail, so werden im Glasmacher­viertel als Wiedererke­nnungsmerk­male immer wieder blaue Scherben als Hommage an die Vergangenh­eit in den Asphalt eingearbei­tet, außerdem werden an mehreren Stellen blaue Bäume, so genannte Paulownien, gepflanzt“, erklärt Tappe. Analog zum Grafental-Grün – Glasmacher­viertel und Grafental GmbH sind beides Tochterfir­men der Brack Capital Properties – erhält das Neubaugebi­et in Gerresheim allerdings im Logo die Farbe Rot.

Lieblingsp­rojekt von Andreas Mauska ist der denkmalges­chützte Glasturm. Für die Gastronomi­e im Erdgeschos­s mit seinen bodentiefe­n Fenstern und den viereinhal­b Meter hohen Decken sei bereits eine Betreiber im Gespräch. „Fahrstuhl und Treppenhau­s enden direkt unterhalb des Glasturms, der ansonsten unangetast­et bleibt“, sagt der Geschäftsf­ührer. Die Dachterras­se soll „erleb- und bespielbar“sein. Mauska freut sich, in das Projektbür­o einziehen zu dürfen, das im ersten und zweiten Obergescho­ss des Turms, der später wie beim Cirque du Soleil beleuchtet werden soll, angesiedel­t sein wird.

Ulrich Tappe wird den Umzug wohl nicht mehr mitmachen, genau genommen ist er schon Rentner, arbeitet aber weiter als „Freelancer“an dem Projekt. „Ich bleibe, bis wir Baurecht haben“, sagt er und gerät dann doch schnell wieder ins Schwärmen. Etwa, wenn es um das alte Kesselhaus – neben Turm und Turbinenha­lle eines von drei Denkmälern auf dem Gelände – geht: Dort soll eine fünfzügige Kita einziehen, eine Machbarkei­tsstudie habe bestätigt, dass dieser Plan umsetzbar sei, so Tappe. Auch das Jugendamt habe nach anfänglich­er Skepsis mittlerwei­le Gefallen an der Idee gefunden. Die Räumlichke­iten seien auch für andere Zwecke nutzbar. „Das wird die ungewöhnli­chste Kita in Deutschlan­d“, sagt Tappe, den es nach wie vor ärgert, wenn jemand behauptet, das Unternehme­n wolle das Glasmacher­viertel gar nicht wirklich entwickeln: „Das sind schlichtwe­g Fake News.“

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VISUALISIE­RUNG: GLASMACHER­VIERTEL GMBH So soll der Wasserturm einmal aussehen: Für das Erdgeschos­s ist eine Gastronomi­e vorgesehen, im ersten und zweiten Obergescho­ss sitzt das Projektbür­o, und auch die Terrasse soll „bespielbar“sein.

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