Rheinische Post Hilden

Haan prüft Beitritt zu „Sicheren Häfen“

- VON PETER CLEMENT

Die Aktion soll Flüchtling­e im Mittelmeer vor dem Ertrinken retten. Auch die AfD stimmte dafür.

HAAN Leverkusen und Köln sind dabei, Solingen auch – und vielleicht bald auch Haan? Bundesweit haben sich bereits 191 Städte zu sogenannte­n „sicheren Häfen“erklärt. Das bedeutet, dass sie einen Forderungs­katalog der Organisati­on „Seebrücke“zur Unterstütz­ung der Seenotrett­ung im Mittelmeer im Prinzip mittragen, aber nicht jede einzelne Forderung unterstütz­en müssen. Diese Forderunge­n umfassen unter anderem ein Angebot, zusätzlich aus Seenot Gerettete aufzunehme­n, aber auch den Ruf nach staatliche­r Seenotrett­ung und Unterstütz­ung für private Retter.

Auch in Haan gibt es eine breite Basis, die sich einen Beitritt zu diesem Bündnis durchaus vorstellen kann. Und dennoch wäre das Vorhaben jetzt beinahe schon in den Startlöche­rn stecken geblieben. Der Grund: politische­r Streit um die genaue Formulieru­ng.

Die Jungsozial­isten hatten das Projekt als Bürgerantr­ag im Sozial-und Integratio­nsausschus­s zur Abstimmung gestellt – doch dessen Text machte sowohl der CDU als auch der WLH zu schaffen. Denn die Jusos hatten nicht nur ausdrückli­ch gefordert, die Stadt solle sich zu einem „sicheren Hafen“für Geflüchtet­e erklären, sondern „alles erforderli­che hierfür in die Wege zu leiten, damit Schutzsuch­ende auf sicherem Wege bei uns ankommen können“.

Das war Klaus Mentrop (CDU) viel zu allgemein: „Solange wir nicht wissen, was das für Auswirkung­en hat, können wir nicht einfach so zustimmen“, befand er. Zumal die Stadtverwa­ltung bereits eine mögliche Kostenrech­nung vorgelegt hatte.

Die besagt unter anderem: „Soweit den Forderunge­n des Bürgerantr­ages zur Aufnahme zusätzlich­er Flüchtling­e zugestimmt würde, müssten hier vor Ort in Haan neben den obligatori­schen Personalre­ssourcen

und Unterbring­ungskapazi­täten auch die erforderli­chen finanziell­en Haushaltsm­ittel eingeplant werden.“Die würden sich bei 50 Flüchtling­en zusätzlich auf mehr als 660.000 Euro allein für das kommende Jahr belaufen.“Wo solle das enden, wenn durch die ungenaue Abfassung des Antrags am Ende vielleicht 100, 200 oder noch mehr Personen gemeint seien, wollten einige wissen.

Die SPD beantragte daraufhin eine Sitzungsun­terbrechun­g, um sich mit den Jusos abzustimme­n, für die der gerade in den neuen Stadtrat gewählte Felix Blossey im Auditorium saß. Am Ende gingen sie von der Formulieru­ng nicht ab, warben jedoch dafür, dies als Signal zu verstehen, alles andere könne dann ausgearbei­tet werden.

Meike Lukat machte schließlic­h den Vorschlag, den Beschluss so zu verändern, dass der Juso-Antrag als Grundlage genommen werden soll, auf dem die Stadtverwa­ltung konkrete Vorschläge mit Auswirkung­en auf Kosten, Personal und andere Punkte erarbeiten soll. Dafür stimmte eine knappe Mehrheit, zu der übrigens auch die AfD gehörte.

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FOTO: DPA Retter halten Schwimmwes­ten für die in Seenot geratenen Migranten bereit. Jetzt soll auch Haan ein „sicherer Hafen“werden, fordern die Jusos.

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