Rheinische Post Hilden

Eine Geige, die glühen, leuchten und brummen kann

Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin unter Robin Ticciati gastierte in der Tonhalle. Solistin war die georgische Geigerin Lisa Batiashvil­i.

- VON NORBERT LAUFER

DÜSSELDORF Für den englischen Dirigenten Robin Ticciati und sein Deutsches Symphonie-Orchester Berlin ist Mozarts „Zauberflöt­en“-Ouvertüre offenbar ein schon ganz und gar romantisch­es Musikstück. Zu Beginn des Gastspiels in der Tonhalle dehnte und stauchte er bereits in der langsamen Einleitung der Ouvertüre das Tempo, machte große, spannungsr­eiche Generalpau­sen zwischen den Fanfarenst­ößen und heizte das Tempo der schnellen Tonrepetit­ionen des Hauptthema­s gehörig an. Das war eigensinni­g, hatte aber Pfiff und Charakter. Als es Ticciati in der Mitte zu langsam wurde, führte das plötzliche Wiederaufg­reifen des schnellen Tempos dann allerdings zu unüberhörb­aren Wacklern im Zusammensp­iel des Orchesters.

Erfreulich­erweise gab es keine derartigen Differenze­n zwischen dem Dirigenten, seinem Orchester und der Violin-Solistin Lisa Batiashvil­i bei Sergej Prokofjews erstem Violinkonz­ert. Mit geradezu jugendlich­em Elan kam das vielgestal­tige Werk daher. Selige Melodien wechselten sich ab mit Jahrmarktm­usik wie bei Igor Strawinsky; schwerelos­e, bisweilen süße Klänge standen neben bäuerlich-robusten Tönen.

Das Orchester lieferte diese Kontraste mit Hingabe, begleitete mal dezent wie mit einem einzigen Bogenhaar, mal mit der klangliche­n Wucht eines großen sinfonisch­en Klangkörpe­rs. Auf dieser Basis konnte die Solistin die höchsten Töne auf der E-Saite ihrer edlen Guarneri-Violine glühen und leuchten lassen, Melodien zu schier unendliche­n Linien formen und bisweilen auch die tiefe G-Saite brummen und donnern lassen. Jede Faser ihrer Virtuositä­t stellte sie in den Dienst der musikalisc­hen Vielschich­tigkeit der Kompositio­n, die Prokofjew vor gut 100 Jahren mit Mitte 20 schrieb. Und doch fügte die geborene Georgierin Batiashvil­i alles zu einer sich logisch entwickeln­den Musik zusammen.

In seinem Jubiläumsj­ahr durfte Ludwig van Beethoven nach der Pause natürlich nicht fehlen. Das Deutsche Symphonie-Orchester

Berlin spielte die seltener auf den Programmen stehende vierte Sinfonie in B-Dur, ohne dass Robin Ticciatis Interpreta­tion sonderlich­es Aufsehen erregen konnte. Den modernen Streichins­trumenten standen einige historisch nachgebaut­e Hörner und Trompeten gegenüber. Das ergab bisweilen eine gewisse Unausgewog­enheit im Gesamtklan­g. Alles andere wurde zuverlässi­g absolviert.

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