Gastronomen kritisieren Land für Hängepartie bei Luftfiltern
Staatssekretär aus dem NRW-Wirtschaftsministerium erklärt bei Diskussionsrunde, warum das Tüv-Zertifikat für auch Viren filternde Geräte auf sich warten lässt.
HAFEN Ein Streitpunkt der Debatte steht gleichzeitig mitten im Raum: Ein Standluftreiniger der Marke Trotec brummt dort vor sich hin. Die Hoffnung vieler Gastronomen ruht auf ihm, da Geräte wie dieses wohl die Infektionsgefahr mit Coronaviren über Schwebeteilchen in der Luft in Räumen senken können. Gleichzeitig gibt es aber noch keine Vorgaben des Landes, in wie weit über den Einsatz dieser Filter wieder mehr Gäste zugelassen werden könnten.
Um den Luftfilter herum sitzen im Lido-Bistro im Medienhafen auf Einladung der Metro anlässlich ihres „Own Business Day“am 13. Oktober die Düsseldorfer Gastronomen Kerstin Rapp-Schwan und Walid El Sheikh sowie der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Christoph Dammermann und Theresa Winkes, Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung.
Dammermann erklärte, warum es in Sachen Luftfilter noch nicht voran geht. Zwar gebe es eine aus seiner Sicht nachvollziehbare Studie zur hohen Wirksamkeit der Universität der Bundeswehr München, allerdings habe die der Hersteller des Gerätes selbst in Auftrag gegeben. Deshalb arbeite man an einem Tüv-Zertifikat. Dafür brauche man allerdings auch einen Wissenschaftler. „Das ist aktuell der Engpass. Aber wir sind da jeden Tag dran.“Dammermann räumte aber auch ein, dass nach einer wissenschaftlichen Studie das Gesundheitsamt im nächsten Schritt ausarbeiten müsste, wie denn genau, welche Raumluftfilter die Hygienekonzepte verändern könnten.
El Sheikh kritisierte daraufhin: „Wenn wir Gastronomen so langsam arbeiten würden, wären wir längst Pleite.“Ihm fehle der Mut in der Politik, die Gutachten vorschiebe, anstatt eigene Entscheidungen zu treffen.
Rapp-Schwan betonte, dass sich die Investition von mehreren tausend Euro für nur einen dieser Filter nur lohnen würde, wenn man auch wisse, was das für den Betrieb bringe. Doch das sei offen.
Noch deutlicher wurde Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Dehoga, aus dem Publikum heraus. Er sprach von einem „Armutszeugnis“, dass die Politik in sieben Monaten Pandemie nicht in der Lage war, Lösungen für den Herbst in der Gastronomie vorzuschlagen. Er habe erfolglos Feldversuche mit Luftreinigern vorgeschlagen. Zur Verfügung stellen wollte sich etwa auch Isa Fiedler, Wirtin der Altstadt-Kneipe Knoten, die bereits Luftfilter angeschafft hat (wir berichteten).
Dammermann entgegnete, dass er erst seit einigen Wochen von den Filtern wisse und gerne auf das Angebot eingehen werde, sobald ein Wissenschaftler gefunden sei.