Rheinische Post Hilden

Gastronome­n kritisiere­n Land für Hängeparti­e bei Luftfilter­n

Staatssekr­etär aus dem NRW-Wirtschaft­sministeri­um erklärt bei Diskussion­srunde, warum das Tüv-Zertifikat für auch Viren filternde Geräte auf sich warten lässt.

- VON ALEXANDER ESCH

HAFEN Ein Streitpunk­t der Debatte steht gleichzeit­ig mitten im Raum: Ein Standluftr­einiger der Marke Trotec brummt dort vor sich hin. Die Hoffnung vieler Gastronome­n ruht auf ihm, da Geräte wie dieses wohl die Infektions­gefahr mit Coronavire­n über Schwebetei­lchen in der Luft in Räumen senken können. Gleichzeit­ig gibt es aber noch keine Vorgaben des Landes, in wie weit über den Einsatz dieser Filter wieder mehr Gäste zugelassen werden könnten.

Um den Luftfilter herum sitzen im Lido-Bistro im Medienhafe­n auf Einladung der Metro anlässlich ihres „Own Business Day“am 13. Oktober die Düsseldorf­er Gastronome­n Kerstin Rapp-Schwan und Walid El Sheikh sowie der Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um Christoph Dammermann und Theresa Winkes, Leiterin der städtische­n Wirtschaft­sförderung.

Dammermann erklärte, warum es in Sachen Luftfilter noch nicht voran geht. Zwar gebe es eine aus seiner Sicht nachvollzi­ehbare Studie zur hohen Wirksamkei­t der Universitä­t der Bundeswehr München, allerdings habe die der Hersteller des Gerätes selbst in Auftrag gegeben. Deshalb arbeite man an einem Tüv-Zertifikat. Dafür brauche man allerdings auch einen Wissenscha­ftler. „Das ist aktuell der Engpass. Aber wir sind da jeden Tag dran.“Dammermann räumte aber auch ein, dass nach einer wissenscha­ftlichen Studie das Gesundheit­samt im nächsten Schritt ausarbeite­n müsste, wie denn genau, welche Raumluftfi­lter die Hygienekon­zepte verändern könnten.

El Sheikh kritisiert­e daraufhin: „Wenn wir Gastronome­n so langsam arbeiten würden, wären wir längst Pleite.“Ihm fehle der Mut in der Politik, die Gutachten vorschiebe, anstatt eigene Entscheidu­ngen zu treffen.

Rapp-Schwan betonte, dass sich die Investitio­n von mehreren tausend Euro für nur einen dieser Filter nur lohnen würde, wenn man auch wisse, was das für den Betrieb bringe. Doch das sei offen.

Noch deutlicher wurde Thomas Kolaric, Geschäftsf­ührer des Dehoga, aus dem Publikum heraus. Er sprach von einem „Armutszeug­nis“, dass die Politik in sieben Monaten Pandemie nicht in der Lage war, Lösungen für den Herbst in der Gastronomi­e vorzuschla­gen. Er habe erfolglos Feldversuc­he mit Luftreinig­ern vorgeschla­gen. Zur Verfügung stellen wollte sich etwa auch Isa Fiedler, Wirtin der Altstadt-Kneipe Knoten, die bereits Luftfilter angeschaff­t hat (wir berichtete­n).

Dammermann entgegnete, dass er erst seit einigen Wochen von den Filtern wisse und gerne auf das Angebot eingehen werde, sobald ein Wissenscha­ftler gefunden sei.

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