Rheinische Post Hilden

Ratsfrakti­on der Grünen wird wegen der U81 parteiinte­rn kritisiert

Es sei eine Frage der Zeit, wie lange die Partei das Eigenleben der Ratsfrakti­on noch hinnimmt, heißt es in einem Brief des Grünen Jürgen Gocht aus dem Stadtbezir­k 5.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF Der Grüne Jürgen Gocht, zweiter stellvertr­etender Bürgermeis­ter des Stadtbezir­ks 5, hat der Ratsfrakti­on seiner eigenen Partei schwere Vorwürfe gemacht. Diese hatte in der letzten Ratssitzun­g dieser Periode am vergangene­n Donnerstag gegen den Antrag der Linken gestimmt, ein Moratorium für alle Planungen und Bauvormaßn­ahmen für den Bau der Linie U81 zu beschließe­n. Gocht schrieb in einer Pressemitt­eilung, dass sich die Ratsfrakti­on „in ihrer Politik gegen die Bevölkerun­g, gegen grüne Grundsätze und gegen die grüne Satzung“treu geblieben sei.

Vor allem Norbert Czerwinski, Sprecher der Ratsfrakti­on der Grünen, wurde kritisiert. Er hatte in der Sitzung den Bau der U81 verteidigt, worauf Gocht schrieb: „Es sind die Lobbyisten der Fraktion um Norbert Czerwinski, die ein krudes Rechtsvers­tändnis an den Tag legen, indem sie die Aktionen der Grünen im Hambacher Forst laut beklatsche­n, aber gleichzeit­ig in Düsseldorf während laufender Klagen der Bürgerinne­n und Bürger bereitwill­ig einige Hundert Bäume absägen lassen.“Czerwinski­s Beitrag, mit dem er gegen das Moratorium argumentie­rte, war laut Gocht „politische­r Dummschwät­z in der Hoffnung, dass die Bürgerinne­n und Bürger die Falschheit seiner Argumentat­ion nicht erfassen“.

Gocht erinnerte daran, dass es für das Projekt U81 keinen Beschluss der Kreisparte­i gäbe, die Ratsfrakti­on bräuchte „augenschei­nlich keine Basis“. Weiter schrieb er: „Es ist nur eine Frage der Zeit, wie lange die grüne Partei solches Eigenleben der Ratsfrakti­on noch hinnimmt, denn der politische Souverän ist die Kreisparte­i, die Ratsfrakti­on setzt Beschlüsse um.“Für Gocht ist die U81-Brücke ein 300-Millionen-Euro-Geschenk für die Rheinbahn, kaum Passagiere benötigten aus seiner Sicht die Verbindung zwischen Ratingen und Meerbusch.

Norbert Czerwinski wird wegen der U81 nicht zum ersten Mal von Gocht kritisiert. Der Ratsherr nimmt auf Anfrage die Äußerungen aber inzwischen „nicht mehr wirklich ernst“. Gocht habe bisher bei keiner einzigen Parteivers­ammlung den Antrag gestellt oder den Versuch unternomme­n, gegen die U81 abstimmen zu lassen oder eine andere Sicht auf das Projekt zu bekommen. Mit seiner Meinung stehe Gocht vermutlich alleine da.

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