Der IWF lobt Deutschland
Die massiven Corona-Ausgaben und das Kurzarbeitergeld freuen den Währungsfonds.
WASHINGTON/BERLIN Das hat selbst die Bundesregierung überrascht: Der Internationale Währungsfonds (IWF) lobt Deutschland in seinem jüngsten Weltwirtschaftsausblick ausgiebig. Die Bundesrepublik habe auf die Corona-Krise früh mit einem wuchtigen Konjunkturpaket reagiert, das auch Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz abdecke, so der IWF. Mit dem Kurzarbeitergeld, das sich zum Exportschlager entwickelt habe, und Überbrückungskrediten der Staatsbank KfW für Unternehmen habe Deutschland vorbildlich gehandelt.
Mit Lob für die deutsche Politik hatte der IWF in den vergangenen Jahren stets gespart – insofern ist es nun durchaus ungewohnt für Berlin. Kritik hatte die Washingtoner Finanzorganisation in früheren Jahren an der Politik der schwarzen Null geübt, weil dadurch zu lange wichtige Investitionen in Infrastruktur und Zukunftsthemen ausgeblieben seien. Mit der Corona-Krise hat die Bundesregierung ihre bisherige Haushaltsdisziplin aber aufgegeben, was der IWF sehr begrüßt.
Auch die Konjunkturprognose des IWF für Deutschland fällt besser aus als für viele andere Industrieländer. Demnach schrumpft die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 6,0 Prozent, die der Eurozone jedoch um 8,3 Prozent. Im nächsten Jahr erwartet der IWF in Deutschland wieder ein Wachstum von 4,2 Prozent. Damit wurde die Juni-Prognose für 2020 um 1,8 Prozentpunkte erhöht, für das kommende Jahr jedoch um 1,2 Punkte gesenkt. In diesem Jahr sei mit einem Einbruch der globalen Wirtschaftsleistung um rund 4,4 Prozent zu rechnen. Damit hob der IWF seine Vorhersage vom Juni für die gesamte Welt um 0,8 Punkte an. „Wir gehen von einer etwas weniger heftigen, aber immer noch tiefen Rezession aus“, erklärte IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath.
Am Donnerstag beginnt die virtuelle IWF-Herbsttagung in Washington. Bereits am Mittwoch tagen die Finanzminister der 20 stärksten Volkswirtschaften. Im Vorfeld gab es vor allem mit den USA Streit über Pläne für eine stärkere Besteuerung von Digitalunternehmen wie Amazon und Google.