Trump inszeniert sich als unbesiegbar
Die Frau des US-Präsidenten sprach nach ihrer Corona-Erkrankung demütig von einer „Achterbahn der Symptome“. Demut fehlt ihrem Mann dagegen völlig. Er wirkt, als sei ihm die Pandemie inzwischen nur noch lästig.
WASHINGTON
behandelt, die normalen Patienten auf absehbare Zeit kaum zur Verfügung stehen, hätte er beweisen können, dass er sich in die Lage weniger Behüteter hineinzuversetzen vermag. Stattdessen gibt er den Unbesiegbaren, was Mike Duhaime, einen erfahrenen Publicity-Berater konservativer Politiker, von akutem Realitätsverlust sprechen lässt. „Er bekommt die beste medizinische Behandlung, die man bekommen kann. Und er benimmt sich, als wäre er Superman“, sagte Duhaime der „Washington Post“. Damit bestätige Trump nur den negativen Eindruck, den viele von seinem Krisenmanagement hätten.
Tatsächlich illustriert eine Erhebung des Senders ABC, dass der Umgang mit der Epidemie die Achillesferse des Amtsinhabers ist. Demnach sind 58 Prozent der eingetragenen Wähler nicht einverstanden mit der Art, wie er auf die Ausnahmesituation reagiert hat. 60 Prozent glauben nicht, dass das Weiße Haus akkurat über den Gesundheitszustand des Staatschefs informiert. Ähnlich hoch ist der Anteil derer, die bezweifeln, dass die Regierung die Wahrheit über die Pandemie sagt. Wie groß der Vertrauensverlust ist, spiegelt sich auch in den Umfragen zur Wahl. Aktuell, hat das „Wall Street Journal“ermittelt, liegt Trump landesweit um elf Prozentpunkte hinter seinem Widersacher Joe Biden. Auch in den wahlentscheidenden Swing States ist er weiter zurückgefallen. In Pennsylvania führt Biden mit sieben, in Wisconsin mit sechs, in Florida mit drei Prozent Vorsprung.
Dass es sich dabei nur um Momentaufnahmen handelt, ist jedem klar. Allerdings verdeutlichen sie das Dilemma des Präsidenten: Solange die Pandemie für eine Mehrheit seiner Landsleute das beherrschende Thema bleibt, ist es um die Aussichten auf eine Wiederwahl alles andere als rosig bestellt.