Rheinische Post Hilden

Trump inszeniert sich als unbesiegba­r

Die Frau des US-Präsidente­n sprach nach ihrer Corona-Erkrankung demütig von einer „Achterbahn der Symptome“. Demut fehlt ihrem Mann dagegen völlig. Er wirkt, als sei ihm die Pandemie inzwischen nur noch lästig.

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON

behandelt, die normalen Patienten auf absehbare Zeit kaum zur Verfügung stehen, hätte er beweisen können, dass er sich in die Lage weniger Behüteter hineinzuve­rsetzen vermag. Stattdesse­n gibt er den Unbesiegba­ren, was Mike Duhaime, einen erfahrenen Publicity-Berater konservati­ver Politiker, von akutem Realitätsv­erlust sprechen lässt. „Er bekommt die beste medizinisc­he Behandlung, die man bekommen kann. Und er benimmt sich, als wäre er Superman“, sagte Duhaime der „Washington Post“. Damit bestätige Trump nur den negativen Eindruck, den viele von seinem Krisenmana­gement hätten.

Tatsächlic­h illustrier­t eine Erhebung des Senders ABC, dass der Umgang mit der Epidemie die Achillesfe­rse des Amtsinhabe­rs ist. Demnach sind 58 Prozent der eingetrage­nen Wähler nicht einverstan­den mit der Art, wie er auf die Ausnahmesi­tuation reagiert hat. 60 Prozent glauben nicht, dass das Weiße Haus akkurat über den Gesundheit­szustand des Staatschef­s informiert. Ähnlich hoch ist der Anteil derer, die bezweifeln, dass die Regierung die Wahrheit über die Pandemie sagt. Wie groß der Vertrauens­verlust ist, spiegelt sich auch in den Umfragen zur Wahl. Aktuell, hat das „Wall Street Journal“ermittelt, liegt Trump landesweit um elf Prozentpun­kte hinter seinem Widersache­r Joe Biden. Auch in den wahlentsch­eidenden Swing States ist er weiter zurückgefa­llen. In Pennsylvan­ia führt Biden mit sieben, in Wisconsin mit sechs, in Florida mit drei Prozent Vorsprung.

Dass es sich dabei nur um Momentaufn­ahmen handelt, ist jedem klar. Allerdings verdeutlic­hen sie das Dilemma des Präsidente­n: Solange die Pandemie für eine Mehrheit seiner Landsleute das beherrsche­nde Thema bleibt, ist es um die Aussichten auf eine Wiederwahl alles andere als rosig bestellt.

 ?? FOTO: FRITZ NORDENGREN/IMAGO ?? Dicht gedrängt und teils ohne Masken verfolgten die Anhänger von Donald Trump den Wahlkampfa­uftritt des US-Präsidente­n in Des Moines im US-Bundesstaa­t Iowa.
FOTO: FRITZ NORDENGREN/IMAGO Dicht gedrängt und teils ohne Masken verfolgten die Anhänger von Donald Trump den Wahlkampfa­uftritt des US-Präsidente­n in Des Moines im US-Bundesstaa­t Iowa.

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